Er ist und bleibt der größte Briefschreiber dieses Erdballs. Sollte es irgendwo auf diesem kleinen Planeten eine Weltmeisterschaft im Briefe schreiben geben, dann sollte die verliehene Trophäe unbedingt nach FIA-Präsident Max Mosley benannt werden.

Nach den vielen Regeländerungsbriefen der vergangenen Jahre, schrieb Max Mosley nach dem geplatzten Teamchef-Meeting vom vergangenen Freitag (an welchem außer Ferrari kein anderes Team teilnahm) einen weiteren Brief an die zehn Teambosse, in welchem er sie zu einem neuerlichen Treffen am 15. April einlädt, um dann so schnell wie möglich die zukünftigen Regeln für die Saison 2006 festzulegen.

Um Ihnen einen Einblick in die hohe Kunst der modernen F1-Kommunikation zu geben, finden Sie nachfolgend eine Übersetzung des Faxes, welches die zehn Teamchefs und Bernie Ecclestone am gestrigen Mittwoch von Max Mosley erhalten haben.

TELEFAX

An: Alle Formel 1 Teamchefs
Von: Max Mosley, FIA Präsident
Datum: 2. Februar 2005 - Seiten: 1

Gentlemen,

Das FIA-Sekretariat hat Ihnen heute, zusammen mit einer Mitschrift des Meetings vom 28. Januar, eine Einladung zu einem Treffen am 15. April geschickt.

Ich war enttäuscht, dass mit der Ausnahme von Ferrari niemand dieses letzte Treffen wahrgenommen hat. Der Gegenstand dieses Meetings war es jene Punkte zu besprechen, welche vier Teams (B·A·R, Ferrari, Renault und Williams) als Antwort auf meinen Aufruf Kostensparideen zu sammeln hervorgebracht hatten. Zudem sollten die Ideen, welche die anderen Teams vielleicht vorgetragen hätten, diskutiert werden. Ich erstellte eine Liste der Vorschläge der vier Teams, von denen viele sehr viel versprechend erschienen, und versandte diese zusammen mit den erhaltenen Dokumenten. Sie schienen eine gute Basis für ein produktives Meeting zu bieten.

Nur durch Diskussionen kann man Fortschritte erzielen. Nun ist die Zeit gekommen um über 2008 zu sprechen, denn je früher wir damit beginnen, desto eher finden wir eine Einigung. Zur gleichen Zeit ist es noch immer möglich für einige kostensparende Maßnahmen eine einstimmige Zustimmung unter dem aktuellen Concorde Agreement zu erzielen, vielleicht schon für 2006. Aber dies ist nur möglich, wenn alle an der Diskussion teilnehmen. Kurz nach dem Meeting vom 15. April werden Änderungen für 2006 immer schwieriger und/oder teurer und Einigkeit wird nicht mehr möglich sein.

Deswegen bitte ich dringend darum, dass Sie zum Meeting am 15. April erscheinen. Wenn Sie irgendwelche Kommentare zu den Schlüssen des Meetings vom 28. Januar haben, dann lassen Sie uns diese bitte wissen, damit wir sie rechtzeitig bis zum 15. April an alle verteilen können. Auch wenn Sie irgendwelche radikalen Ideen für 2008 besitzen, dann ist jetzt der Zeitpunkt sie vorzubringen.

Mit freundlichen Grüßen

Max Mosley

cc: Mr B Ecclestone

Die Vorschläge der Teams

Neben seinem Schreiben an die Teams, veröffentlichte Max Mosley auch eine Chronologie der Schriftwechsel zum Teamchef-Meeting vom letzten Freitag. Darunter befinden sich neben diversen Einladungen und den besagten Aufzeichnungen des Meetings mit Jean Todt und Ross Brawn, auch die vier Vorschlags-Faxe von British American Racing, Ferrari, Renault und Williams.

Während die Vorschläge von B·A·R-Teamboss Nick Fry dabei sehr allgemein gehalten sind und nur anderthalb Seiten einnehmen, enthält das Fax von Ross Brawn auf drei Seiten einen 14-Punkte-Plan der Scuderia zur Kostensenkung. Renault-Boss Flavio Briatore bringt seine Ideen unterdessen auf vier Seiten zum Ausdruck. Das BMW-Williams Team machte sich sogar die Mühe einer neunseitigen Präsentation.

Noch etwas mehr Zeit und Mühe investierte hingegen Minardi-Teamboss Paul Stoddart, der am 19. Januar (also eine Woche vor dem geplanten Meeting) einen 42-seitigen Brief an Max Mosley schickte, welcher von allen Teamchefs außer Jean Todt (dessen Unterschriftenzeile auf der letzten Seite blieb leer) unterzeichnet worden war.

Neben einer mehrseitigen Antwort von Max Mosley an Paul Stoddart selbst, veröffentlichte die FIA auch einen offiziellen Kommentar zu Stoddarts Brief: "Es ist klar, dass Paul Stoddart gute Absichten hat, aber ungeachtet der Länge seines Briefes, ist es schwierig genau zu verstehen was er eigentlich vorschlägt."

Ganz anders kommentierte der Motorsportweltverband derweil das Schreiben der GPWC-Mitglieder BMW, Mercedes und Renault sowie der beiden japanischen Hersteller Honda und Toyota. "Dieses Press Release gibt klare, präzise und vortreffliche Ziele für "Grand Prix Motor Racing nach 2007 vor, denen jeder im Motorsport zustimmen dürfte. Auf der Basis, dass Grand Prix Motor Racing eindeutig Formel 1 bedeutet, treffen diese Prinzipien natürlich auch schon zwischen jetzt und 2007 zu."