Verhärtete Fronten, abgelehnte Kompromisse, kein Fortschritt. Die Nachrichten der letzten Monate um die Lockerung des Engine Freeze lesen sich wie Neuigkeiten zur Ukraine-Krise. Von einer völligen Abkehr von den jetzigen Turbomotoren bis hin zur Beibehaltung des Status Quo wurde in der F1 Strategy Group so ziemlich alles Erdenkliche diskutiert, einzig eine Lösung wollte sich nicht einstellen. Mal blockte Mercedes, mal die gegnerische Front bestehend aus Ferrari und Renault, Bernie Ecclestone fuhr eine ganz eigene Sound-Agenda. Doch nun liegt eine mögliche Lösung vor. Der Vorteil: Die Regeln müssten nicht einmal geändert werden.

Die FIA bezog Stellung in einer Streitfrage um den Zeitpunkt der Homologation der Power Unit für die Saison 2015: Es dürfen weiterhin nur 32 Tokens am Motor verändert werden, wie es die Regeln vorsehen. Allerdings müssen diese nicht alle bis zum Saisonbeginn erfolgen, sondern können über die gesamte Saison verteilt aufgebraucht werden. Es ist eine Auslegung des bestehenden Reglements, das in seinem Ton nicht ganz eindeutig ist und einen solchen Schritt theoretisch zulässt. Die fehlende Homologations-Deadline macht es möglich. Bislang war unklar, ob ein solcher Schritt akzeptiert werden würde, mit dem grünen Licht der FIA wäre das jedoch der Fall.

Toto Wolff akzeptiert Auslegung

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff könnte sich mit diesem Angebot anfreunden: "Es hängt ja alles von der Auslegung der Regeln ab: Die FIA hat ihre Version angeboten und ich sehe darin keine Probleme", sagte der Österreicher gegenüber der Gazzetta dello Sport. "Natürlich wäre eine Einfrierung im Februar die bestmögliche Lösung für denjenigen, der vorne liegt", erklärte er im Hinblick auf die Dominanz von Mercedes weiter. "Aber wir können ja auch entwickeln." Und Mercedes würde ebenfalls profitieren, schließlich müssten die Gegner, wollten sie die Regel wirklich ausschöpfen, zu Beginn der Saison weiter mit unterlegenem Material fahren.

Toto Wolff verwies immer wieder auf die Kosten, die eine freie Motorenentwicklung mit sich bringen würde, Foto: Sutton
Toto Wolff verwies immer wieder auf die Kosten, die eine freie Motorenentwicklung mit sich bringen würde, Foto: Sutton

Ausgangpunkt für die Aufhebung des Engine Freeze war die Überlegenheit des Mercedes-Motors in der Saison 2014. Schon im August wurden erste Forderungen laut, die Motoren länger entwickeln zu dürfen. In der Folge bildeten sich mehrere Fronten heraus: Ferrari und Renault taten sich zusammen, um eine Aufweichung der Motoren-Einfrierung zu erreichen. Mercedes war entschieden dagegen, das derzeitige Reglement zu ändern. Hinzu kam Bernie Ecclestone mit seiner Agenda, die aktuellen Aggregate wegen des mauen Sounds völlig abzuschaffen.

Mehrere Male trat die Strategy Group zusammen. Mal wurden Extra-Tokens in unterschiedlicher Höhe angeboten, mal festgelegte Zeitpunkte für eine Motoren-Weiterentwicklung während deer Saison diskutiert. Bernie Ecclestone forderte eine Rückkehr zu Saugmotoren, Red-Bull-Teamchef Christian Horner schoss mit einem Biturbo-V6 mit standardisiertem Hybrid-Antrieb quer. Eine Einigung konnte jedoch nie erzielt werden.

Was darf Honda?

Für Honda muss eine Lösung gefunden werden, Foto: Honda
Für Honda muss eine Lösung gefunden werden, Foto: Honda

Auf das Schlupfloch in den Regularien, das die FIA nun für legal erklärt hat, wurde diese bereits früh im Verlauf der Diskussionen hingewiesen. Sie stützte sich aber zunächst auf einen Passus im Anhang des Reglements, der besagt, dass nur eine einzige Motoren-Spezifikation homologiert werden darf. Allerdings steht dort nicht drin, wann im Jahr 2015 die Spezifikation für 2015 homologiert werden muss. Mit einer laxen Interpretation dieses Passus ist es nun möglich, die endgültige Homologation erst gegen Ende der Saison vorzunehmen. Die Frage ist nun, ob die Renault-Ferrari-Front, der jüngst auch Honda beigetreten ist, diesen Kompromiss akzeptiert. Bei Honda stellt sich zudem das Problem, dass bislang noch gar kein Aggregat als Basis vorliegt, das verändert werden könnte. Es bleibt also noch genug auszudiskutieren.