Absurd – während Max Mosley, in einer Art Regeländerungsrausch, nicht aufhört, die Wichtigkeit des Sparens, die Notwendigkeit der Verbesserung des Sports sowie auch das Verhindern des Teamsterbens zu propagieren, passiert in der Realität bislang zumindest das exakte Gegenteil dessen, was der FIA-Präsident bewirken möchte.

Die Entwicklung der härteren Reifen beispielsweise verschlingt abermals Millionen – die Reifen der neuen Generation verlangen eine völlig neue Philosophie. Die Neuentwicklung der V8-Motoren belasten die Budgets der Motorenhersteller. Was die Verbesserung des Sports betrifft, gab es 2004 ein paar höchst elektrisierende Rennen - die Weltmeisterschaft insgesamt war jedoch alles andere als ein spannender Krimi. Und: Das Teamsterben geht munter weiter…

Zwölf Teams im Jahr 2006 – mit dieser Aussicht untermauerte Mosley seine Reform. Statt dem Teamsterben würde dank der FIA-Maßnahmen ein goldenes Zeitalter über die Formel 1-Welt hereinbrechen, bejubelte Mosley seine umstrittene Reformarbeit. Die Formel 1 würde für neue Teams geöffnet werden…

Die Realität sieht anders aus. Nach Arrows und Jaguar hat es jetzt Jordan erwischt. Sicher – das Team von Eddie Jordan bleibt bestehen – aber ab 2006 wird nicht nur der Name Jordan Geschichte sein, es wird auch im Team Umschichtungen geben. Die Formel 1 verliert mit EJ ein Original, einen schrägen Kämpfer.

Die Zeit der Privatteams ist ohnehin längst vorbei – mit BAT, Red Bull und Midland gesellten sich Großkonzerne zu den Herstellern. Sie halten die Fäden jener Rennställe in Händen, die von Formel 1-Urgesteinen wie Ken Tyrrell, Jackie Stewart oder eben Eddie Jordan ins Leben gerufen wurden. Die britischen "Bastlerbuden" wurden von den Herstellern quasi an die Budget-Leine genommen. Sie funktionieren nur noch dank ihrer Partner aus der Automobilindustrie. Peter Sauber und Paul Stoddart respektive Minardi sind die letzten Privatiers im Fahrerlager der Königsklasse.

Ab 2006 wird aus Jordan Midland. "Es ist einfach viel zu wenig Zeit bis zum Saisonauftakt in Melbourne, um noch irgendetwas am Auto oder am Team ändern zu können. Deshalb haben wir beschlossen, dass es keinen Sinn macht, schon in dieser Saison den Namen zu ändern", sagt der CEO der Midland-Gruppe, Alex Shnaider.

Die Designabteilung von Jordan verabschiedet sich mit dem Jordan-Toyota EJ15 – der Midland-Formel 1 wird wie geplant von dem italienischen Chassishersteller Dallara gezeichnet. Tabaksponsor Benson & Hedges soll auch im Abschiedsjahr von Jordan an Bord bleiben. Der Midland-Konzern erklärt: "Auch wenn 2005 ein Übergangsjahr für Jordan darstellt, glauben wir, dass Langzeitpartner Benson & Hedges diese Partnerschaft schätzen und verlängern wird. Wir investieren derzeit substantielle Ressourcen - Geld und Zeit - um uns auf Melbourne vorzubereiten und wir freuen uns darauf, in Kürze verschiedene Partnerschaftsabkommen abschließen zu können."

Die Übernahme durch den Stahlkonzern Midland vernebelt die traurige Tatsache, dass mit Jordan ein wichtiger Name aus der Formel 1 verschwindet. Nicht nur der Verlust eines Namens ist zu beklagen - es ist auch ein Abschied einer Philosophie, welche stets hinter dem Projekt stand. Der freche grüne Frosch namens Jordan-Ford 191, der da ab dem USA-GP 1991 auf den Grand Prix-Rennstrecken aufgetaucht ist. Mit dem Michael Schumacher in Spa seinen erstaunlichen F1-Einstand gab. Aber auch die gelben Hornissen, Haifische und Schlangen sowie die rasende Postkutsche von Heinz Harald Frentzen waren eine Bereicherung für die oft so sterile Königsklasse. Jordan hatte zudem auch Erfolg, konnte hin und wieder sogar die großen Teams besiegen. In nur 14 Jahren konnte Jordan Grand Prix eine Art von Kultstatus erlangen. Ein schwerer Verlust…