Deutschland GP 1999 - Zum Helfen verdammt

"Diese Trophäe kriegt Mika. Er ist ein unglaubliches Rennen gefahren." Eddie Irvine wusste genau, wem er seine WM-Führung zu verdanken hatte. Als Ersatzmann für den verletzten Michael Schumacher zeigte Mika Salo auf dem Hockenheimring eine sensationelle Performance, bis er von Ferrari zurückgepfiffen wurde. "Ich sah, dass Eddie an Frentzen vorbei ging. Kurz darauf erhielt ich von Ross Brawn am Funk die Order, dass ich ihn vorbeilassen soll", erinnert sich der Finne.

"Da es meine Aufgabe gewesen ist, Eddie zu helfen, habe ich es auch getan." Salo gab den Weg frei und Irvine siegte. Nach 110 Grands Prix beendete Mika Juhani Salo seine Formel-1-Karriere ohne je erfahren zu haben, wie es sich anfühlt, ganz oben auf dem F1-Siegertreppchen zu stehen. Dass er seinen großen Moment verschenkte, bereut der Finne bis heute. "Ich hätte das Rennen gewinnen können, gar keine Frage. Ich bereue, dass ich Eddie vorbeigelassen habe, denn am Ende machte es für die Weltmeisterschaft keinen Unterschied", erklärte Salo.

Kovalainen genoss den Siegerchampagner sichtlich, Foto: McLaren
Kovalainen genoss den Siegerchampagner sichtlich, Foto: McLaren

Ungarn GP 2008 - Künstlerische Note egal

Laute Musik, der Champagner fließt und überall, wo man hinsieht, leuchtet es orange. Szenen, die 2008 bei McLaren regelmäßig auf der Tagesordnung standen. Doch dieses Mal war etwas anders. Anstatt sich von seiner Boxencrew feiern zu lassen, saß Lewis Hamilton in seinem Kämmerchen und musste zuhören, wie Teamkollege Heikki Kovalainen von Teamchef Ron Dennis "in der Welt des Gewinnens willkommen" geheißen wurde. Der Premierensieg des Finnen war keiner herausragenden Fahrt, einer ungewöhnlichen Leistung oder einem Speed, den kein Gegner mitgehen konnte, geschuldet.

Vielmehr war ein Motorschaden am Ferrari von Felipe Massa bzw. der Reifenschaden seines Teamkollegen dafür verantwortlich. Dennoch war der Triumph verdient. Kovalainen zeigte über 70 Runden lang ein fehlerfreies Rennen. Somit durfte er zu Recht schnippisch auf die Schlagzeilen über seinen "geerbten Sieg" reagieren: "In der Formel 1 gibt es keine künstlerische Note. Es sind trotzdem zehn Punkte", stellte der Finne klar. Neben der vollen Punktezahl folgte als Sahnehäubchen noch ein Eintrag in die Formel-1-Geschichtsbücher - als 100. GP-Sieger.

Ein Sieg reichte Rosberg zum Titel, Foto: Sutton
Ein Sieg reichte Rosberg zum Titel, Foto: Sutton

Schweiz GP, 1982 - From Zero to hero

"Um es in die Formel 1 zu schaffen, braucht es entweder sehr viel Talent oder sehr viel harte Arbeit. Mein Talent war nicht überragend, aber ich habe unglaublich hart gearbeitet." Der Lohn für all die harte Arbeit folgte in Dijon, als Keke Rosberg an Alain Prost vorbeiging und im Alter von 33 Jahren, 8 Monaten und 23 Tagen seinen ersten GP-Sieg einfuhr. Ein Sieg, der ihn am Ende einer turbulenten Saison mit elf verschiedenen Siegern in 16 Rennen zum Weltmeister krönte.

"Ich war ein Niemand und plötzlich war ich der Held. Es passierte alles so schnell, dass mein Ruhm und meine neuen Verdienstmöglichkeiten kaum hinterherkamen", erinnerte sich Rosberg, der eigentlich als Notnagel zu Williams geholt wurde, um das Cockpit des zurückgetretenen Alan Jones zu besetzen. Im Rampenlicht blühte der Finne mit dem markanten Schnauzbart auf, fuhr elfmal in die Punkte und stand sechs Mal auf dem Podium. Mit seinem Sieg in der Schweiz und dem Titelgewinn egalisierte Rosberg den Rekord von Mike Hawthorn aus dem Jahr 1958, der bis heute steht.

Ein Ausfall mit Folgen, Foto: Sutton
Ein Ausfall mit Folgen, Foto: Sutton

Italien GP 1999 - Echte Männer weinen (nicht)

Vor wenigen Minuten hatte er wie der sichere Sieger ausgesehen, nun hockt er wie ein Häufchen Elend hinter einer Hecke und weint. Bis zur 30. Runde lief für Mika Häkkinen alles perfekt. Runde für Runde baute er seinen Vorsprung im Königlichen Park von Monza aus, bis er aus unerklärlichen Gründen in der Schikane vor der Curva Grande in den ersten statt den zweiten Gang schaltete. Es folgten ein Dreher, ein abgestorbener Motor und ein weinender Finne, der für die Medien ein gefundenes Fressen darstellte.

Nicht nur der englische Mirror verspottete den Finnen als "Heulsuse". Doch Häkkinen reagierte auf die Häme weltmeisterlich, in dem er nach dem Rennen mit einem Schmunzeln erklärte: "Echte Männer weinen nicht, schon klar." Nichtsdestotrotz gilt Häkkinen bis heute als einer der schnellsten Formel-1-Piloten. "Auch, wenn man niemals Daten oder Fahrstile zwischen verschiedenen Generationen empirisch vergleichen kann, gibt es bei McLaren etliche Leute, die überzeugt davon sind, dass Mika der schnellste Fahrer war, den wir jemals hatten. Und das sagt alles", verriet Ron Dennis.

Räikkönen gewann in Suzuka, Foto: Sutton
Räikkönen gewann in Suzuka, Foto: Sutton

Japan GP 2005 - Eiskalte Sternstunde

"Wie viele Runden noch?" - "Eine Runde - das ist deine letzte Chance!" Nach diesem knappen Funkspruch zwischen Kimi Räikkönen und McLaren-Teamchef Ron Dennis erlebte die Formel-1-Welt eine der größten Sternstunden der Motorsport-Geschichte. Eingangs der ersten Kurve ging der Iceman in Suzuka außen an Giancarlo Fisichella vorbei und wurde damit seinem Spitznamen einmal mehr gerecht. "Das war absolut phänomenal", lobte Dennis das eiskalte Überholmanöver, mit dem sich Räikkönen von Platz 17 kommend den Sieg auf dem Suzuka International Racing Course sicherte.

Der Führungswechsel fünf Kilometer vor dem Fallen der Zielflagge brachte auch die Konkurrenz ins Schwärmen. "Das war einfach unglaublich. Es war eines der großartigsten Manöver dieser Saison, wenn nicht sogar im gesamten Motorsport", erklärte BAR-Boss Nick Fry beeindruckt. "Jemanden außen zu überholen, zeigt den riesigen Mut des Fahrers und die Stärke des Autos." Räikkönen selbst beschrieb seine Siegesfahrt vor 156.000 begeisterten Zuschauern als einen "der köstlichsten Siege" seiner Formel-1-Karriere.

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