Die Saison 2014 war für Force India und Teambesitzer Vijay Mallya das erfolgreichste Jahr seit Teambestehen. Die Piloten des indischen Milliardärs sammelten gemeinsam 155 Punkte - Rang sechs in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Schon in Ungarn hatte das Team mehr Punkte (77) als in der Vorsaison. Lange Zeit stritten sich Force India und McLaren um den fünften Rang in der Hersteller-Wertung - mit dem besseren Ende für das englische Traditionsteam aus Woking. Dennoch kann das im Jahr 2007 gegründete Team auf eine erfolgreiche Saison mit einem Podestplatz des Mexikaners Sergio Perez zurückblicken.

Das Team: Das Team startete solide in das Jahr 2014: Nico Hülkenberg belegte in Australien den sechsten Rang, Teamkollege Sergio Perez eroberte Platz zehn. Während Hülkenberg auch in Malaysia auf Platz fünf fuhr, schied Perez aufgrund eines Getriebedefekts aus. In Bahrain heimste der junge Mittelamerikaner dann jedoch den zweiten Podiumsplatz der Teamgeschichte ein. Erstmals war Giancarlo Fisichella dieses Kunststück mit Rang zwei in Spa 2009 gelungen. Ein Start nach Maß in die Saison für das indisch-britische Team.

Auch wenn es sportlich, gerade in der ersten Saisonhälfte rund lief, gab es abseits der Rennstrecken im Lauf der Saison Grund zur Sorge. In den klagenden Tenor der finanziell benachteiligten Teams stieg auch Rennstallbesitzer Vijay Mallya ein. Gemeinsam mit Sauber und Lotus prangerte der Inder die mangelnde Fairness in der Verteilung der eingenommen Gelder an. Das Finanz-Politikum war das beherrschende Thema der zweiten Saisonhälfte, in der Force India sportlich einen deutlichen Rückschritt erlebte.

Nico Hülkenberg hatte nach einer dürftigen zweiten Saisonhälfte in Abu Dhabi wieder gut lachen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg hatte nach einer dürftigen zweiten Saisonhälfte in Abu Dhabi wieder gut lachen, Foto: Sutton

Das Auto: Steckte Force Indias VJM07 in der ersten Saisonhälfte noch mitten im Kampf um einen Platz unter den besten fünf Autos im Feld, verlor der Mercedes-befeuerte Bolide nach der Sommerpause mehr und mehr an Boden - vor allem auf Hauptkonkurrent McLarens MP4-29. Die eingeführten Updates, die den Negativtrend stoppen sollten, griffen nicht. Ein Fehler in der Aerodynamik-Berechnung kostete letztlich wohl Rang fünf. Erst in Brasilien schaffte es Force India, den eingeschlagenen Irrweg wieder in Richtung Wunschziel zu verlassen.

Ebenfalls litt der VJM07 seit dem Sommer unter Force Indias offensichtlichen Nachteilen im finanziell aufwändigen Rüstungskrieg. Vor allem gegenüber McLaren kostete dies entscheidende Performance. Der falsche Weg hinsichtlich der Aerodynamik-Entwicklung trug dann sein Übriges dazu bei, wie Teamchef Robert Fernley vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi konstatierte. Nachdem die Fehler im Anschluss an den Grand Prix von Brasilien endgültig behoben wurden, lief es in Abu Dhabi deutlich besser für die Force-India-Piloten.

Die Fahrer: Das Highlight setze Sergio Perez im dritten Saisonrennen. In Bahrain fuhr der Mexikaner sensationell auf den dritten Rang - Nico Hülkenberg belegte im Wüstenstaat Platz fünf. Eine Ohrfeige für den Emmericher, der jedoch im Lauf der Saison das Zepter an sich riss. Während Sergio Perez nur zu Saisonbeginn überzeugen konnte, häuften sich beim Mexikaner die Fehler und die Zwischenfälle. In Monaco war Perez in einen Startunfall verwickelt, in Kanada wurde er spektakulär von Felipe Massa abgeräumt. Eine Strafe bekam dennoch der 24-Jährige aufgebrummt, weil er dem Brasilianer in der Anbremszone für Kurve eins vor das Auto fuhr. Hülkenberg punktete in diesen Rennen mit zwei fünften Plätzen.

Sergio Perez fuhr das zweite Podium in der Geschichte des Teams ein, Foto: Sutton
Sergio Perez fuhr das zweite Podium in der Geschichte des Teams ein, Foto: Sutton

In der zweiten Saisonhälfte blieben Top-Ergebnisse aus. Bei Hülkenberg ging die Konstanz verloren - Perez' Fehlerquote blieb hingegen hoch. In Ungarn schieden beide nach Unachtsamkeiten aus. In Austin beendete eine defekte Power-Unit Hülkenbergs Rennen - Sergio Perez schoss in der Anfangsphase Sauber-Pilot Adrian Sutil ab. Im Teamduell wurde Perez über das Jahr gesehen letztlich die höhere Fehlerquote zum Verhängnis. Hülkenberg erreichte zwar kein Topergebnis, zeigte mit vier fünften Rängen in Malaysia, Bahrain, Monaco und Kanada allerdings die größere Konstanz. Mit 96 Punkten und Rang neun in der Fahrer-WM ließ Hülkenberg Sergio Perez (59 Punkte, Rang zehn) deutlich hinter sich.

Redaktionskommentar: Für Force India wäre, nimmt man die erste Saisonhälfte als Gradmesser, mehr drin gewesen. Nico Hülkenberg überzeugte besonders in der ersten Saisonhälfte und beim Saisonfinale. Sergio Perez fuhr zwar ein Top-Ergebnis ein, das wirklich beeindruckte, ihm fehlte über die Gesamtheit der Saison jedoch der längere Atem.

Die Krux war wohl, entgegen der Aussage von Teamchef Fernley, auch die finanzielle Situation des Teams. Ein Team wie Force India hat es im technologischen Wettbewerb gegen Kontrahenten wie Ferrari, McLaren oder Williams extrem schwer. Allerdings sollten Berechnungsfehler in der Aerodynamik in der Zukunft vermieden werden. Ob Rang fünf in der Konstrukteurs-WM möglich gewesen wäre? Ich behaupte ja. Zugegeben: Es wäre gegen ein starkes McLaren-Fahrerduo schwer geworden - auch mit einem Auto mit besserer Balance. Dennoch hätte man nicht derart abreißen lassen müssen. Schade Force India, da wäre mehr möglich gewesen. Sebastian Knost