Die Formel 1 bot 2014 jede Menge Spannung und Diskussionsstoff. Motorsport-Magazin.com nimmt die Zahlen der Saison genau unter die Lupe und präsentieren den ausführlichen Statistik-Check.

Fahrer

Punkte: Lewis Hamilton hatte am Ende der Saison 384 Zähler auf dem Konto. Die historische Vergleichbarkeit hält sich ob des relativ neuen Systems und der doppelten Punkte beim Finale zwar in Grenzen, dennoch kann sich eine Ausbeute von 73% durchaus sehen lassen, wenngleich noch mehr gegangen wäre. Zum Vergleich: Sebastian Vettel kam im Vorjahr auf eine Quote von 83%. 17 Fahrer schafften in der abgelaufenen Saison den Sprung in die Punkteränge, 2013 war es noch ein Pilot mehr gewesen.

Hamilton beendete die Saison standesgemäß mit einem Sieg, Foto: Mercedes AMG
Hamilton beendete die Saison standesgemäß mit einem Sieg, Foto: Mercedes AMG

Siege: Hamilton feierte elf Siege und damit mehr als doppelt so viele wie sein erster Verfolger Nico Rosberg. Damit stieß er in Sphären vor, die zuvor nur Michael Schumacher und Sebastian Vettel erreichten und löste nebenbei Nigel Mansell als erfolgreichsten Briten ab. Während Daniel Ricciardo in seiner Debütsaison für Red Bull drei Mal auf der obersten Stufe des Treppchens stand, blieb Vettel sieglos - als erster amtierender Weltmeister seit Jacques Villeneuve 1998.

Podien: Auch in puncto Top-3-Platzierungen hatte Hamilton die Nase vorne, jedoch durfte er mit 16 Podiumsplatzierungen nur einen Pokal mehr als Rosberg entgegennehmen. Als erster Verfolger des Silberpfeil-Duos erwies sich Ricciardo mit acht Podien, während es Vettel nur vier Mal auf das Treppchen schaffte. Sehen lassen kann sich Valtteri Bottas' Bilanz mit sechs Top-3-Ankünften, er setzte sich damit klar gegen seinen Teamkollegen Felipe Massa durch. Je einmal durften Jenson Button, Kevin Magnussen und Sergio Perez jubeln. Die McLaren-Piloten standen beim Saisonauftakt auf dem Podium, der Mexikaner wurde in Bahrain Dritter. Bitter: Kimi Räikkönen blieb bei seinem Ferrari-Comeback ohne einzigen Podestplatz, Fernando Alonso kam immerhin zwei Mal unter die Top-3.

Pole Positions: Sucht man eine Schwachstelle Hamiltons, ist unweigerlich das Qualifying zu nennen. Der Brite stand "nur" sieben Mal auf Pole Position und war Rosberg damit klar unterlegen, der das Feld stattliche elf Mal in die erste Kurve führte. Lediglich in Österreich erzielte kein Mercedes-Pilot am Samstag die Bestzeit, auf dem Red Bull Ring ließ Massa alle Konkurrenten hinter sich.

Erste Startreihe: Der Große Preis von Österreich war auch das einzige Rennen, in dem kein Mercedes-Pilot aus der ersten Reihe startete - am Doppelsieg konnte die Silberpfeile dieser Umstand allerdings auch nicht hindern. Vettel ergatterte drei Mal einen Platz in der ersten Reihe, Ricciardo und Bottas je zwei Mal.

Button war der Dauerläufer der Saison, Foto: Sutton
Button war der Dauerläufer der Saison, Foto: Sutton

Schnellste Rennrunden: In dieser Disziplin fiel die Überlegenheit von Hamilton und Rosberg, die sieben respektive fünf Mal die schnellste Runde drehten, nicht ganz so extrem wie in anderen Wertungen aus. Vettel trieb seinen Red Bull immerhin zwei Mal zur Bestzeit und selbst Räikkönen gelang es einmal, sich die schnellste Runde zu sichern.

Gefahrene Kilometer: Der älteste Pilot im Feld war auch gleichzeitig der fleißigste. Jenson Button spulte 5.647 Rennkilometer ab und setzte sich damit hauchdünn vor Bottas und seinem Teamkollegen Magnussen durch. Mit 5.332 Kilometern findet sich Rosberg lediglich auf Platz sechs, Hamilton kam sogar nur auf 5.279 Kilometer - ein Beleg für die alles andere als weltmeisterlichen Zuverlässigkeitsprobleme. Vettel legte rund 500 Kilometer weniger als Ricciardo zurück, was zeigt, in welchem der beiden RB10 sich der Defektteufel zumeist einnistete. Lässt man Marussia und Caterham außen vor, die nicht an allen Rennen teilnahmen, spulte Pastor Maldonado mit 4.302 Kilometern die geringste Distanz ab.

Führungskilometer: Auch Statistik verdeutlicht, wie überlegen Hamilton war. Der Brite lag in knapp 51% seiner absolvierten Runden an der Spitze des Feldes (2.675 Kilometer), Rosberg kam hingegen lediglich auf 42% (2.246 Kilometer). Bitter liest sich Vettels Bilanz: Der entthronte Champion lag für genau eine Runde in Front, beim Großen Preis von Singapur, während es Ricciardo auf 410 Führungskilometer brachte. Ebenfalls zu finden ist in dieser Statistik Nico Hülkenberg: Der Force-India-Pilot verbuchte in Brasilien 22 Führungskilometer.

Ausfallbilanz: Drei Piloten hielten sich in der abgelaufenen Saison nahezu schadlos. Bottas, Magnussen und Räikkönen schieden in 19 Rennen jeweils nur einmal aus. Gemeinsam mit Alonso weist Bottas auch die meisten Ankünfte in den Punkterängen auf, 17 waren es an der Zahl. Über die schlechteste Bilanz verfügt Adrian Sutil: Der Deutsche schied acht Mal aus und damit so oft wie kein anderer Pilot, zudem verpasste er zu allem Überfluss beständig die Top-10. Zur Ehrenrettung des Sauber-Piloten sei allerdings gesagt, dass die Caterham- und Marussia-Fahrer noch schlechter hätten abschneiden können, wären sie bei allen Rennen am Start gewesen.

Maldonado war nicht nur Täter, sondern auch Opfer, Foto: Sutton
Maldonado war nicht nur Täter, sondern auch Opfer, Foto: Sutton

Strafpunkte: Zum ersten Mal wurden in der abgelaufenen Saison Strafpunkte für Vergehen auf der Strecke verteilt. Die Zähler verbleiben für ein Jahr auf der Superlizenz und hat ein Pilot zwölf Punkte ansammelt, muss er für ein Rennen pausieren. Soweit kam es bislang jedoch nicht, als größte Sünder häuften Maldonado und Ericsson je fünf Strafpunkte an, gefolgt von Magnussen und Bianchi mit vier. Auch Vergne, Bottas, Perez, Sutil und Gutierrez finden sich auf der Liste der bösen Buben.

Eingesetzte Piloten: Es kam zu zwei Fahrerwechseln, die jeweils Caterham betrafen. Beim Rennen in Spa durfte Andre Lotterer sein Können zeigen und beim Saisonfinale saß mit Will Stevens ein weiterer Rookie im grünen Cockpit. Somit kamen 24 Piloten zum Einsatz und damit einer mehr als in der Vorsaison, als Heikki Kovalainen in den letzten beiden Rennen Kimi Räikkönen vertrat. Zählt man auch die Trainingseinsätze hinzu, waren insgsamt 36 Fahrer und Fahrerinnen aktiv. Mit Susie Wolff nahm zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder eine Frau an einem Rennwochenende teil, sie saß für Williams am Freitag in Hockenheim und Silverstone im Wagen.

Teams

Punkte: Mercedes gelang es bereits in Russland, sich zum ersten Mal in der Geschichte des Teams die Konstrukteurs-Wertung zu sichern. In den 50er-Jahren, als die Silberpfeile ebenfalls das Renngeschehen dominierten, wurde dieser Titel noch nicht vergeben. Platz zwei ging an Red Bull, vor dem wiedererstarkten Williams-Team, das das beste Ergebnis seit 2003 einfuhr. Lange Gesichter gab es im Lager von Ferrari und McLaren, die Traditionsrennställe mussten sich mit den Plätzen vier und fünf begnügen. Marussia gelang es dank des später in der Saison tragisch verunglückten Bianchi, zum ersten Mal überhaupt anzuschreiben. Der Franzose erzielte in Monaco sensationell den neunten Platz. Sauber verzeichnete hingegen die schlechteste Saison in der mehr als 20-jährigen Geschichte des Teams und verteidigte bis zuletzt die Null auf dem Punktekonto.

Sauber erlebte eine Saison zum Vergessen, Foto: Sutton
Sauber erlebte eine Saison zum Vergessen, Foto: Sutton

Siege: Stattliche 16 Siege gingen auf das Konto von Mercedes, womit die Silberpfeile den Bestwert von McLaren aus der Saison 1988 um einen Erfolg übertrumpften. Zu beachten gilt allerdings, dass damals nur 16 Rennen ausgetragen wurden, Ayrton Senna und Alain Prost also abgesehen von einem Grand Prix stets siegreich blieben. Mit elf Doppelsiegen stellte Mercedes ebenfalls einen neuen Rekord auf. Als einziges anderes Team kam Red Bull in den Genuss der maximalen Punkteanzahl, Ricciardo gewann in Kanada, Ungarn und Belgien. Trist fällt die Bilanz der Traditionsteams aus: Zum ersten Mal seit 1967 gewann weder Ferrari, McLaren noch Williams ein Rennen. Für die Scuderia war es die erste sieglose Saison seit 1993.

Podien: Zusammen erreichten Hamilton und Rosberg 31 von 57 möglichen Podiumsplatzierungen, was einer Ausbeute von rund 83% entspricht. Die Red-Bull-Piloten schafften gemeinsam zwölf Mal den Sprung auf das Treppchen, die Williams-Trophäensammlung wurde um neun Pokale angereichert, während Ferrari nur magere zwei Mal unter die Top-3 kam - jeweils in Person von Alonso. Ebenfalls zwei Mal gab es für McLaren etwas zu jubeln, ein Podiumsplatz steht für Force India zu Buche.

Pole Positions: Kurz und schmerzlos: In 18 von 19 Rennen sicherte sich ein Mercedes-Fahrer die Pole Position, nur in Spielberg konnte Williams der silbernen Übermacht trotzen.

Erste Startreihe: 30 von 38 Startplätzen in der ersten Reihe gingen auf das Konto von Hamilton und Rosberg, lediglich beim Österreich GP gelang der Sprung an die Spitze nicht. Geschuldet war dies aber nicht der Stärke der Konkurrenz, sondern eigenen Fahrfehlern. Red Bull erzielte zwar keine Pole Position, dafür startete das ehemaligen Serienweltmeisterteam fünf Mal aus Reihe eins und damit zwei Mal öfter als Williams.

Ricciardo ließ Red Bull drei Mal jubeln, Foto: Red Bull
Ricciardo ließ Red Bull drei Mal jubeln, Foto: Red Bull

Schnellste Rennrunden: Auch in puncto schnellste Rennrunden war Red Bull der erste Verfolger der Silberpfeile - mit gehörigem Abstand, versteht sich. Zwölf Mal verzeichnete ein Mercedes-Pilot am Sonntag den schnellsten Umlauf, drei Mal gelang dies einem Fahrer aus dem Red-Bull-Lager. Williams sicherte sich den Sieg in dieser Wertung zwei Mal, Ferrari und Force India je einmal.

Gefahrene Kilometer: Hätte es einen Preis für die Standfestigkeit gegeben, so wäre er McLaren verliehen worden. 11.423 Kilometer spulten Magnussen und Button ab, womit die zweitplatzierte Scuderia Ferrari um mehr als 500 Kilometer klar distanziert wurde. Mercedes findet sich nur auf dem dritten Platz wieder, es gab einfach zu viele Defekte.

Führungskilometer: In Sachen Kilometer an der Spitze des Feldes konnte wenig überraschend niemand auch nur annährend Mercedes das Wasser reichen. Hamilton und Rosberg verbuchten 4.922 Führungskilometer, was einer Quote von 86% entspricht. Red Bull kam nur auf 416 Kilometer und somit nicht einmal ein Zehntel des Silberpfeil-Werts.

Ausfallbilanz: Eine einzige Statistik führt Sauber an, zu Jubelstürmen in Hinwil wird dies jedoch nicht führen. Stattliche 15 Mal blieb einer der beiden C33 vor dem Fallen der Zielflagge liegen, womit zwei Ausfälle mehr als bei Caterham zu Buche stehen, das an zwei Rennen allerdings nicht teilnahm. Als Zuverlässigkeits-Weltmeister erwiesen sich Ferrari und McLaren mit nur je drei Ausfällen, fünf Mal schied ein Mercedes-Pilot aus.

Motorenhersteller

Punkte: Während Renault und Ferrari von den ersten Testfahrten an enorme Probleme mit den neuen Power Units hatten, lief das Mercedes-Triebwerk von Anfang an rund. Als Resultat dessen sprangen für die vier mit einem Motor aus Brixworth befeuerten Teams (Mercedes, Williams, McLaren, Force India) 67% aller vergebenen Punkte heraus, während sich die vier Renault-Rennställe (Red Bull, Toro Rosso, Lotus, Caterham) mit 22% begnügen mussten. Ferrari (Ferrari, Marussia, Sauber) brachte es gar nur auf 11% der ausgeschütteten Punkte.

Massa erklärt die einzige Williams-Pole, Foto: Sutton
Massa erklärt die einzige Williams-Pole, Foto: Sutton

Siege: Sechzehn Siege gingen auf das Konto der Mercedes-Motoren - allesamt eingefahren vom Silberpfeil-Werksteam. Für Renault betrieb Red Bull in Person von Daniel Ricciardo mit drei Erfolgen Schadensbegrenzung. Ferrari-Siege? Fehlanzeige!

Podien: 43 der 57 möglichen Podestplätze erzielten Piloten, die in den Genuss von Mercedes-Motoren kamen, das entspricht einem Anteil von 75%. Die übrigen Plätze teilten sich Renault (zwölf) und Ferrari (zwei) auf.

Pole Positions: Wir kommen zur einseitigsten Statistik der abgelaufenen Saison. An allen 19 Rennwochenenden stand ein Mercedes-befeuertes Fahrzeug auf der Pole Position. 18 Mal war es ein Werks-Mercedes, einmal ein Williams. Bei Renault und Ferrari stand hingegen die traurige Null.

Erste Startreihe: 33 von 38 Startplätzen in der ersten Reihe nahmen Mercedes-Teams ein, immerhin fünf Mal schaffte es ein Renault nach vorne. Bestürzend für alle Fans der Scuderia: Ferraris beste Startplätze waren drei vierte Ränge, die jeweils Alonso herausfuhr. Räikkönens Bestmarke stammt aus Bahrain - Platz fünf.

Schnellste Rennrunden: Immerhin einmal erzielte ein Auto mit Ferrari-Antrieb die schnellste Rennrunde - Räikkönen schlug in Monaco zu. Renault kam auf vier Bestzeiten, konnte den 15 schnellsten Runden von Mercedes damit aber naturgemäß nicht das Wasser reichen.

Für die Renault-Piloten hieß es oftmals selbst Hand anlegen, Foto: Sutton
Für die Renault-Piloten hieß es oftmals selbst Hand anlegen, Foto: Sutton

Gefahrene Kilometer: Relativ ausgeglichen präsentiert sich diese Bilanz. Mercedes spulte 42.123 Kilometer ab, was zwar ein gutes Stück mehr als Renault mit 36.703 ist, jedoch muss berücksichtigt werden, dass Caterham bei zwei Rennen nicht am Start war. Ferrari kam auf 27.389 Kilometer, belieferte aber von Haus aus nur drei Teams, von denen mit Marussia eines an den letzten drei Rennwochenenden nicht mehr teilnahm.

Führungskilometer: 5.162 Führungskilometer gingen auf das Konto der Mercedes-Teams, womit ein Motor aus der Schmiede zu Brixworth in 90% aller Fälle an der Spitze des Feldes lag. Renault kam durch Red Bull auf 416 Kilometer, für Ferrari stehen magere 140 Kilometer zu Buche.

Ausfallbilanz: Die großen Standfestigkeitsprobleme Renaults werden hier überdeutlich. Die Franzosen hatten 40 Ausfälle zu beklagen, doppelt so viele wie Mercedes - bei der gleichen Anzahl belieferter Teams. 28 Mal hieß es für ein Ferrari-befeuertes Fahrzeug frühzeitig Feierabend zu machen.