Will, eineinhalb von zwei Testtagen sind vorüber. Wie ist der Mittwoch bisher für dich gelaufen?
Will Stevens: Der Tag war gut. Eigentlich war der gesamte Test bisher super. Die Zuverlässigkeit des Autos ist großartig und ich konnte viele Runden fahren, was für mich sehr wichtig ist. Je mehr Zeit ich im Auto verbringen kann, umso sicherer fühle ich mich. Jetzt ist mein Feeling bereits sehr gut und das war das Ziel dieser zwei Testtage. Nun können wir ein paar Performance-Runs versuchen.

Was war dein Programm am Mittwoch und wie sah das am Dienstag aus?
Will Stevens: Am Dienstag haben wir uns hauptsächlich auf die 2015er-Reifen von Pirelli konzentriert, um ein Verständnis für die Unterschiede zwischen den diesjährigen Modellen und denen für die nächste Saison zu bekommen. Am Mittwochmorgen haben wir hier mit ein paar Setuparbeiten weitergemacht und versucht, die Performance des Autos mit den 2015er-Reifen zu maximieren.

Wie findest du die neuen Reifen? Sind sie sehr anders als die aktuellen?
Will Stevens: Sie sind nicht extrem unterschiedlich. Ich denke, dass sie eine Verbesserung darstellen. Der Hinterreifen hat definitiv das Potenzial, mehr Grip zu bieten. Sie könnten also, was den Performanceabbau angeht, besser sein. Der Hinterreifen wird wohl länger halten aber dennoch nicht weniger Grip haben. Es sieht gut aus.

Wie fühlt es sich an, ein Formel-1-Fahrer zu sein?
Will Stevens: Für mich ist ein Traum wahr geworden. Seit meinem Beginn im Kartsport und während der Zeit, in der ich mich durch die verschiedenen Serien nach oben gearbeitet habe, wollte ich immer in die Formel 1. Ich hoffe, dass dieses Wochenende das erste von vielen war. Mein Management und ich arbeiten hart, um nächstes Jahr hier sein zu können. Dafür ist es aber nötig, dass viele Teams an den Start gehen, denn wir brauchen die freien Plätze. Ich bin aber meiner Meinung nach in einer guten Position. Dieses Wochenende hat gezeigt, dass ich bereit für die Formel 1 bin. Ich habe keine Fehler gemacht und bin richtig an die Sache herangegangen. Zu Beginn habe ich mich langsam an das Limit herangetastet und als es dann im Qualifying ernst wurde, konnte ich eine ziemlich gute Rundenzeit fahren. Auch das Rennen ist problemlos verlaufen und wir hatten keine Probleme.

Am Sonntag hattest du ein kleines Duell mit Fernando Alonso und er hat sich am Funk über dich beschwert. Er wollte wissen, wer dieser Caterham ist und sein Renningenieur Andrea Stella sagte: 'Es ist der Neue. Er muss noch viel lernen.' Alonso meinte darauf hin: 'Sehr, sehr viel!' Wie siehst du die Situation?
Will Stevens: Ich denke nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe. Er ist aus der Boxengasse gekommen und wollte mich auf der Geraden überholen. Wir waren beide voll am Gas und hatten DRS offen. Ich kann nicht mehr machen als geradeaus zu fahren und keine Schwierigkeiten zu verursachen. Er hat mich dann in Kurve acht überholt und es gab kein Problem. In der Hitze des Gefechts hat er sich vielleicht geärgert, aber ich habe es mir noch einmal angesehen und konnte keinen Fehler von mir finden.

Stevens sammelte in Abu Dhabi bereits viel Erfahrung, Foto: Sutton
Stevens sammelte in Abu Dhabi bereits viel Erfahrung, Foto: Sutton

Hast du im Anschluss mit ihm gesprochen?
Will Stevens: Ich habe ihn am Sonntagabend getroffen und wir haben uns kurz unterhalten. Alles war in Ordnung. Es gibt kein Problem.

Hat er dir etwas beigebracht?
Will Stevens: Ich kann sicherlich ein paar Dinge von ihm lernen, das ist klar.

Es gab viele Spekulationen darüber, warum du diesen Platz bei Caterham für das letzte Rennen bekommen hast. Kannst du erklären, wie du und das Team zusammengekommen seid?
Will Stevens: Ich wollte hier herkommen, zeigen, dass ich bereit für die Formel 1 bin und einen guten Job machen. Diese Chance habe ich genutzt und das freut mich sehr. Genau das muss man leisten, um einen Platz im Grid zu ergattern. Die Leute reden immer von den Fahrern, die viel Geld mitbringen, aber jeder in der Formel 1 weiß, wie es läuft. Praktisch jeder Pilot hat einen finanziellen Unterstützer oder großen Sponsor hinter sich. Das ist kein Geheimnis. Alle machen dasselbe. Es kämpfen so viele Leute um die freien Plätze, also müssen die Teams wirklich an die Fahrer glauben, die sie auswählen. Caterham hat offensichtlich an mich geglaubt und ich hoffe, dass ich sie nicht enttäuscht habe.

Du hast jetzt einen Grand Prix und zwei Testtage in deinem Lebenslauf. Was kommt als nächstes?
Will Stevens: Diese zwei Tage waren super, um mehr Erfahrung mit dem Team und den Pirelli-Reifen zu sammeln und einfach insgesamt ein besseres Verständnis für die Formel 1 zu entwickeln. Ich fühle mich jetzt mit dem Auto und all den Systemen schon sehr wohl. Jetzt müssen wir bis zu den Wintertests versuchen, ein Cockpit zu kriegen.

Bei Caterham?
Will Stevens: Ich habe zu den Leuten hier natürlich schon eine gute Beziehung. Ich arbeite mit ihnen seit zwei Jahren zusammen und habe in dieser Saison viel Zeit im Simulator verbracht und eine Menge Arbeit in der Fabrik geleistet. Ich fühle mich wohl in diesem Team, aber wir müssen abwarten, wie viele Teams 2015 an den Start gehen. Caterham soll zurück sein, Marussia auch. Im Endeffekt weiß aber niemand, ob das gelingt. Wenn sie es schaffen, müssen wir versuchen, meine Chance zu nützen. Ich arbeite gerne für Caterham, aber ich war auch schon für ein paar Rennen bei Marussia und sie machen auch einen sehr guten Job. Falls sie zurückkommen, müssen wir beide Teams ernsthaft in Betracht ziehen. Es wäre ein schönes Problem, wenn ich mich zwischen zwei Rennställen entscheiden müsste.

Stevens könnte sich auch eine Zukunft im Sportwagen vorstellen, Foto: Sutton
Stevens könnte sich auch eine Zukunft im Sportwagen vorstellen, Foto: Sutton

Was ist die Alternative, wenn es keinen Platz in der Formel 1 für dich gibt?
Will Stevens: Ich bin Rennfahrer und muss damit Geld verdienen. Man kann viele verschiedene Wege gehen um das zu schaffen. Eine Möglichkeit sind die Sportwagenrennen in den USA. Wenn ich keinen Formel-1-Platz kriege, wäre es toll, Werksfahrer in der LMP1 zu sein. Das könnte ich mir gut vorstellen.

Was ist mit der GP2?
Will Stevens: Man muss in der GP2 eigentlich zwei Jahre verbringen, um sie gewinnen zu können. Ich bin jetzt aber schon Formel 1 gefahren und glaube nicht, dass ich dort noch etwas lernen könnte. Ein oder zwei Jahre in der GP2 bringen mir also meiner Meinung nach nichts. Wenn ich es jetzt nicht in die Formel 1 schaffe, werde ich auch nach zwei Saisons in der GP2 in keiner besseren Position sein. Ich und alle um mich herum konzentrieren sich auf die Formel 1. Wenn es genug Teams gibt, sich wir in einer guten Ausgangsposition. Wir geben alles und das ist im Moment unser Plan A. Wenn das nicht funktioniert, müssen wir uns aber natürlich nach Alternativen umsehen.