Am Freitag verkündete Caterham die frohe Botschaft: Das insolvente Team hat durch Crowd-Funding genug Geld zusammenbekommen und wird in Abu Dhabi an den Start gehen. Eine große Frage bleibt aber noch: Wer wird den Grand Prix für die Mannschaft bestreiten? Am Sonntagnachmittag schlug André Lotterer das Angebot des Teams aus. Damit war der Einsatz von Stammpilot Kamui Kobayashi beschlossene Sache.

Grund ist der Paragraph 19.1 des Sportlichen Reglements der Formel 1. In diesem heißt es: "Während einer Saison ist es einem Team erlaubt, vier Fahrer einzusetzen." Einsätze von Fahrern im ersten oder zweiten Freien Training sind von dieser Regelung ausgeschlossen. Bisher war Caterham 2014 mit den Stammpiloten Kamui Kobayashi und Marcus Ericsson sowie André Lotterer in Spa unterwegs. Da Marcus Ericsson seinen Vertrag mit dem Team bereits vor kurzem aufgelöst hat, schied er aus dem Los-Topf aus. Durch die Absage von Lotterer musste das Team nun auf Kobayashi setzen, um dem Sportlichen Reglement zu entsprechen. Wer allerdings neben dem Japaner für Caterham ins Lenkrad greift, ließ das Team noch offen. Motorsport-Magazin.com hat sich auf die Suche gemacht und fasst die Kandidaten zusammen.

Roberto Merhi

Roberto Merhi war bereits drei Mal am Freitag für Caterham im Einsatz, Foto: Sutton
Roberto Merhi war bereits drei Mal am Freitag für Caterham im Einsatz, Foto: Sutton

Der Spanier bestritt bereits drei Freie Trainings für Caterham in dieser Saison und gilt als wahrscheinlichste Option auf den zweiten Platz. Hauptsächlich war Merhi in der Formel Renault 3.5 unterwegs und beendete die Saison als Gesamtdritter. Geht es nach Merhis Vater, wird sein Sohn in Abu Dhabi das zweite Cockpit bekommen. Der Vater beruft sich laut Autosport auf den Vertrag von Merhi. In diesem soll klar geregelt sein, dass Merhi fährt, sollten Kobyashi oder Ericsson nicht am Steuer sitzen.

Auf diesen Vertag pocht Merhis Vater nun vehement. "Ich habe gehört, dass Finbarr O'Connell, Insolvenzverwalter von Caterham, bereits einige Leute kontaktiert hat oder Anfragen bekam. Doch sie sollten wissen, dass wir einen Vertrag haben, der Roberto das Cockpit zusichert", so Merhi Senior.

Max Chilton

Wechselt Max Chilton vielleicht von Marussia zu Caterham?, Foto: Sutton
Wechselt Max Chilton vielleicht von Marussia zu Caterham?, Foto: Sutton

Der Brite bestritt die Saison 2014 als Marussia-Stammfahrer. Nach der Insolvenz des Teams steht er nun auf der Straße und sucht nach einem neuen Arbeitgeber. Wie die Gazzetta dello Sport berichtet, soll er der zweite Fahrer an der Seite von Kamui Kobayashi bei Caterham werden.

Für den Briten spricht vermutlich sein guter finanzieller Background. Dieser bekam in Spa allerdings Risse. Dort wurde bereits offiziell Alexander Rossi als Ersatz für Chilton bekanntgegeben, bis offenbar große Summen Geld in Richtung Marussia flossen und somit doch Chilton das Rennwochenende in Belgien bestritt. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu manch anderen Kandidaten, hat der Brite Rennerfahrung mit den 2014er-Boliden und würde sich vermutlich schneller zurechtfinden als ein Testfahrer oder ein Rückkehrer aus dem Ruhestand.

Rubens Barrichello

Mit Rubens Barrichello am Steuer wäre Caterham öffentliches Interesse garantiert, Foto: Sutton
Mit Rubens Barrichello am Steuer wäre Caterham öffentliches Interesse garantiert, Foto: Sutton

Der Brasilianer würde Caterham mit Sicherheit die größte mediale Aufmerksamkeit bringen und sollte auch aus finanzieller Sicht eine sichere Bank darstellen. Bereits vor einiger Zeit flammten die Gerüchte rund um Barrichello und Caterham auf und der Brasilianer machte kein Geheimnis daraus, gerne ein Comeback in der Formel 1 feiern zu wollen.

Allerdings war er zu diesem Zeitpunkt als Ersatz für Kamui Kobayashi für die letzten drei Saisonrennen geplant - unter anderem bei seinem Heimrennen in Brasilien. Laut Quellen innerhalb des Teams seien bereits Sponsoren an Land gezogen worden und die Pläne nahmen Konturen an. Letztlich blieb Barrichello diese Möglichkeit durch die Insolvenz des Teams verwehrt. Nun könnte er eine weitere Chance bekommen, sich ordentlich aus der Formel 1 zu verabschieden - wenn auch nicht in Interlagos. Ob der zweifache Vizeweltmeister aber als Lückenbüßer und Goldesel für ein einziges Rennen zurückkommen will, ist fraglich.

André Lotterer

André Lotterer hat das Angebot von Caterham vorliegen - nimmt er an?, Foto: Sutton
André Lotterer hat das Angebot von Caterham vorliegen - nimmt er an?, Foto: Sutton

Der Deutsche bekam in Spa die Chance, für Caterham an der Seite von Marcus Ericsson zu starten - und überzeugte. Im Qualifying landete er zwar nur auf dem 21. Platz, brummte Ericsson aber eine knappe Sekunde auf. Das Rennen war für Lotterer allerdings bereits nach einer Runde durch ein Problem mit der Power Unit beendet. Dennoch wollte Caterham ihn auch in Monza wieder einsetzen - Lotterer lehnte dankend ab.

Für Abu Dhabi gab es nun eine neuerliche Anfrage, erklärte der dreifache LeMans-Sieger. "Caterham möchte, dass ich in Abu Dhabi fahre." Dieses Angebot hat er nach kurzer Überlegung aber erneut ausgeschlagen. "Ich fühle mich geschmeichelt, den du bekommst nicht jeden Tag den Anruf, Formel 1 zu fahren", sagte er gegenüber Autosport. "Das einmalige Gastspiel in Spa war eine großartige Sache, aber um mehr zu tun, hätte die Situation besser sein müssen - ich will nicht der Typ sein, der am Ende des Feldes rumfährt." Nur, wenn er auch zukünftig eine Chance gesehen hätte, ein besseres Cockpit in der Formel 1 zu bekommen, hätte dieser Einsatz Sinn gemacht.

Die Außenseiter

Alice Powell hofft auf einen Freitagseinsatz, Foto: GP3 Series
Alice Powell hofft auf einen Freitagseinsatz, Foto: GP3 Series

Hoffnung auf einen Einsatz in Abu Dbabi macht sich unter anderem der amtierende GP2-Champion Jolyon Palmer. Er erklärte bereits im Sommer, in Gesprächen mit einigen Formel-1-Teams für die Saison 2015 zu stehen - darunter auch Caterham. Laut internen Quellen des Teams soll der Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Jonathan Palmer aktuell die besten Chancen auf einen Einsatz haben.

Darauf hofft auch noch immer Alice Powell. Die Britin ist derzeit in der Formel Renault Asia unterwegs und wird immer wieder mit Caterham in Verbindung gebracht - allerdings nur für einen Freitagseinsatz. Laut britischen Medien soll der Großvater der Britin alle finanziellen Hebel in Bewegung gesetzt haben, um seiner Enkelin einen Einsatz in Abu Dhabi zu ermöglichen. Neben der großen Frage der Standfestigkeit der Finanzierung bleibt aber noch ein ganz anderes Problem: Powell verfügt nicht über eine FIA-Superlizenz. Diese will ihr Management nun noch bis zum anstehenden GP auftreiben.

Als ein weiterer Kandidat aus dem Nichts ist nun Khalil Beschir aufgetaucht. Der Libanese ist in Abu Dhabi als Formel-1-TV-Experte und als Manager vieler Talente als dem Mittleren Osten sehr bekannt. Selbst bestritt der 31-Jährige Rennen in der Formel Renault 1.6, der italienischen Formel 3 oder in der A1 Grand Prix. Diese Renneinsätze liegen allerdings bereits mehrere Jahre zurück und Beschir konzentrierte sich ausschließlich auf Aktivitäten neben der Strecke.