Im Zuge der Finanzkrise schießen fast täglich neue Vorschläge aus dem Boden. Bernie Ecclestone traf sich zuletzt in Brasilien mit Vertretern von Sauber, Lotus und Force India, um die unstete Zukunft zu besprechen. Dabei wurden die kleinen Teams mit allerlei Möglichkeiten konfrontiert, wie das Starterfeld nach dem Wegfall von Caterham und Marussia aufrechterhalten werden kann. Auf dieser Liste stand neben der Einführung eines dritten Autos bei den Top-Teams auch eine so genannte Super GP2. So könnte das Starterfeld mit GP2-ähnlichen Boliden aufgefüllt werden, die von privaten Teams betrieben werden.

"Es gibt eine Alternative namens Super GP2. Sie wäre ähnlich zu einem GP2-Auto mit überarbeitetem Motor", sagte Force Indias stellvertretender Teamchef Bob Fernley am vergangenen Wochenende in Interlagos. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Vorschlag um ein Druckmittel gegen die kleinen Teams, die infolge der grassierenden Finanzkrise mit einem Renn-Boykott kokettiert hatten. Um Sauber, Lotus und Force India nicht zu viel Macht zu verleihen, könnten diese Alternativen ins Feld geführt worden sein.

In welche Richtung bewegt sich die Formel 1?, Foto: Sutton
In welche Richtung bewegt sich die Formel 1?, Foto: Sutton

Kaltenborn wittert Agenda

Unklar ist allerdings, aus welcher Richtung dieser Impuls kommen könnte. Monisha Kaltenborn vermutete eine Art Agenda gegen die kleineren Teams. "Angesichts der Vorschläge, die uns unterbreitet worden sind, müssen wir glauben, dass es eine Agenda gibt", sagte Saubers Teamchefin. "Diese Agenda scheint vorzusehen, dass vier oder fünf Namen hier bleiben. Wenn uns Ideen vorgeschlagen werden wie der Einsatz älterer Chassis oder Motoren, oder sogar eine andere Serie, dann muss es da eine Agenda geben."

Sauber, Lotus und Force India hatten sich zuletzt kräftig zur Wehr gesetzt gegen das aktuelle Geldverteilungssystem der Formel 1. Sie wollten ein größeres Stück vom Kuchen, den der Rechteinhaber CVC jährlich nach einem bestimmten Schlüssel verteilt. Dabei kassieren die großen Teams wie Ferrari, McLaren und Red Bull wesentlich mehr als die kleineren Teams. Aus Angst vor einer eigenen Pleite zettelten Sauber, Force India und Lotus eine Art Revolte an, um die eigene Zukunft zu sichern.

Unterschiedliche Möglichkeiten, um das Feld zu füllen..., Foto: Sutton
Unterschiedliche Möglichkeiten, um das Feld zu füllen..., Foto: Sutton

Wut auf CVC wird immer größer

Offenkundig passiert ist allerdings bislang nichts. Bis zum vergangenen Rennen in Brasilien hatten die Teams auf eine Lösung des Finanzproblems gepocht, doch sämtliche Gespräche führten ins Nichts. Eine Sofortzahlung in Höhe von rund 160 Millionen Euro an diverse kleine Teams war angedacht, um die Wogen zu glätten. In dieser Hinsicht scheint allerdings nichts geschehen zu sein. Ecclestone hatte lediglich Gespräche mit CVC-Mitinhaber Donald MacKenzie angekündigt. "Ich lasse mir aber nicht diktieren, mit wem ich zu reden habe", wurde der 84-Jährige in Interlagos zitiert.

Die Wut auf den Rechtehalter CVC wird immer größer, die kleinen Teams fühlen sich geradezu rausgeekelt aus der Formel 1. Vorschläge wie die angebliche Super GP2 sorgen natürlich für weitere Verstimmung. "Je mehr dieser Vorschläge kommen, desto mehr bekommen wir das Gefühl, dass uns manche Leute nicht im Sport haben wollen", brachte es Sauber-Chefin Kaltenborn auf den Punkt. "Diese Dinge ändern sich täglich. Fakt ist aber, dass es so nicht weitergehen kann. So wollen und können wir nicht arbeiten."

Kundenteams als Wunschlösung?

Ideen wie Super GP2 und ein drittes Auto für die Top-Teams seien laut Force India-Mann Fernley eine Interimslösung auf dem Weg zu Kundenteams. Genau gegen diese Richtung wehren sich die kleinen Teams vehement. Sie sehen sich als Teil der Formel-1-Show und wollen nicht von Herstellern abhängig sein. "Es gibt eine deutliche Tendenz in Richtung des Verlangens, fünf Hersteller- und fünf Kundenteams zu haben", meinte Fernley. Dies sei laut Fernley für die Verantwortlichen der Formel 1 die beste Lösung mit Blick auf die Zukunft.