Es herrschen frostige Zeiten in der Formel 1. Neben der Finanzkrise beherrscht auch der Engine-Freeze die Schlagzeilen. Ferrari und Renault wollen mehr Entwicklungsfreiheiten, Mercedes wehrt sich dagegen. Ist Mercedes nicht zu größeren Kompromissen für 2015 bereit, droht die Konkurrenz den Stuttgartern mit der Wiedereinführung der V8-Aggregate. Sinn oder Unsinn? Motorsport-Magazin.com hat Argumente für beide Seiten.

Pro: Zurück in die Zukunft

Aus finanzieller Sicht wäre der Schaden für die Motorenhersteller deutlich größer als für die kleinen Teams der Branche. Somit wären die "Kleinen" wie Force India, Lotus und Sauber die Profiteure einer Konterrevolution. Die Werke hätten zwar Gelder in astronomischer Höhe verbrannt, würden der Formel 1 aber dennoch Folgekosten ersparen.

Oder doch gleich wieder V10?, Foto: Sutton
Oder doch gleich wieder V10?, Foto: Sutton

Ausgleichende Gerechtigkeit also für das Ausnehmen der Hinterbänkler, die dem Wechsel zu den neuen Power Units von Beginn an kritisch gegenüberstanden. Und überhaupt: Das Business Formel 1 jongliert seit Anbeginn seiner Existenz mit, für den geneigten Zuschauer, aberwitzigen Summen, sodass dem Fan am Endgerät oder am Streckenrand die versemmelten Millionen herzlich egal sein dürften.

Apropos Fans am Streckenrand: Viel wurde über den mauen Sound der V6-Turbos gelästert. Selbst F1-Zampano Bernie Ecclestone ließ sich über die mangelnde Klang-Faszination aus. Wegen der Fankritik testete Mercedes sogar lächerliche Auspuffrohre, um es jenen recht zu machen, die zufrieden gestellt werden wollen: Den Fans.

Der Großteil der Formel-1-Entusiasten wünscht sich die Rückkehr des markerschütternden Sounds, der V8- oder bestenfalls der V10-Motoren wieder. Dann würden sich Motorsportstätten wie das Motodrom zu Hockenheim auch wieder merklich füllen, was wiederum Mehreinnahmen für Veranstalter und Teams bedeuten würde. Also: Zurück in die Zukunft!

Contra: Fortschritt durch Rückschritt? Nein!

Es ist ja nicht so, dass Renault, Ferrari und Mercedes jahrelang hochkomplexe Power Units entwickelt haben, die dann nach zwei Jahren wieder in die Tonne gekloppt würden. Kein Projekt in der Formel-1-Geschichte hat die Motorenhersteller so viel Geld gekostet wie die Einführung der Power Units. Und all das für zwei Jahre Formel 1? Wie absurd wäre das bitte...

Der Gipfel der Geldverschwendung? Eine Power Unit für ein Jahr, Foto: Honda
Der Gipfel der Geldverschwendung? Eine Power Unit für ein Jahr, Foto: Honda

Die FIA hat sich eine grünere Formel 1 auf die Fahnen geschrieben. Die neuen Antriebseinheiten verbrauchen 30 Prozent weniger bei mehr Leistung. Trotz Aerodynamik-Beschränkungen fahren die Autos auf Power-Strecken schon schneller. Das zeigt, wie groß die technologische Vorreiterrolle der Formel 1 endlich wieder geworden ist. Das ist Technik, die ihren Weg in den Serienbau finden wird.

Für Mercedes und Honda ist die Formel 1 endlich wieder eine technologische Spielwiese geworden. Soll Honda für ein Jahr eine Power Unit entwickeln und dann wieder aus der Formel 1 aussteigen? Auch Renault wollte das Reglement unbedingt. Die kleinen Teams müssten dann zwar wieder weniger für ihre Motoren berappen. Ihnen würde das Überleben wieder leichter gemacht. Dafür droht die Königsklasse große Konzerne zu verlieren.

Etwas Stabilität würde der Formel 1 auch nicht schaden. Die Teams beschweren sich schon, wenn das Reglement nur geringfügig geändert wird. Kostet schließlich alles Geld. Glaubt jemand, wenn die Saugmotoren wieder kommen, gräbt auch nur ein einziges Team sein altes Auto wieder aus? Mitnichten.