Volkswagen und die Formel 1 - ein Thema, das immer wieder hochkocht. Ein Automagazin aus England hat nun für Wirbel gesorgt und prophezeit einen Formel-1-Einstieg von Audi im Jahr 2016. Unter Berufung auf Insider aus Ingolstadt vermeldet das Magazin, dass Audi sich Ende 2015 aus DTM und WEC zurückziehen werde und die Budgets für einen Anlauf in der Formel 1 zusammenziehe, um dort das uralte Duell mit Mercedes wiederzubeleben. Der Volkswagen-Konzern wolle Le Mans Porsche überlassen. Ein 1,6l-Turbomotor sei bereits seit Beginn des Jahres in der Konstruktionsphase. Der Einsatz geschehe nicht in Eigenregie, sondern in Kooperation mit Red Bull. Eventuell werde sogar das komplette Toro-Rosso-Team übernommen.

Auf den ersten Blick macht diese Spekulation Sinn: Momentan fahren in Le Mans zwei Marken aus dem gleichen Hause. Red Bull ist in der Formel 1 wiederum unzufrieden mit den Renault-Motoren. Das Auto ist gut, doch durch das PS-Manko gegenüber Mercedes geriet Red Bull ins Hintertreffen und konnte nur Abstauber-Siege landen. Red Bull und Audi blicken auf eine lange DTM-Partnerschaft zurück, die bis ins Jahr 2002 zurückreicht. Zudem soll der geschasste Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali von Audi unter Vertrag genommen worden sein, was sich wunderbar in Bild fügen würde.

Steht das Engagement in der WEC auf der Kippe?, Foto: Audi
Steht das Engagement in der WEC auf der Kippe?, Foto: Audi

Motorsport-Magazin.com konfrontierte den Audi-Kommunikationschef für Motorsportangelegenheiten, Jürgen Pippig, mit dem Artikel. "Das ist reine Spekulation", lautete seine Antwort. Solche Spekulationen gebe es alle halbe Jahr aufs Neue, fügte er mit Verwunderung hinzu. "Wir haben ein mittelfristiges Programm mit der DTM und der WEC." Zumindest der Termin 2016 ist also höchst unwahrscheinlich, ein hundertprozentiges Dementi der Pläne ist das aber nicht.

Gegen einen Formel-1-Einstieg zur übernächsten Saison spricht in jedem Fall die geringe Vorlaufzeit. Ein Formel-1-Engagement vorzubereiten nehme mindestens drei Jahre in Anspruch, so Pippig. Dazu steckt Audi in einer gnadenlosen Entwicklungsschlacht in der LMP1-Klasse, die erst kürzlich ein revolutionäres Reglement eingeführt hat. VW zeigte sich durchaus an der Formel 1 interessiert, als es Pläne für einen Vierzylindermotor gab. Mit dem Wechsel auf den V6 verschwand das Interesse aber wieder.

Auch das DTM-Engagement müsste für die Formel 1 weichen, Foto: Audi
Auch das DTM-Engagement müsste für die Formel 1 weichen, Foto: Audi

UPDATE: Audi hat auf die Spekulationen über Facebook reagiert und sich deutlicher von den Spekulationen distanziert. Vorerst bleibt es bei Sport- und Tourenwagen.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Nun treten wir erst einmal tüchtig auf die Bremse. 2016 wird wohl kaum ein Audi-Motor in der Formel 1 zu sehen sein. Es mag sein, dass momentan viele Indizien darauf hindeuten, dass Audi sich der Formel 1 zuwenden mag. Doch der Zeitpunkt mutet arg merkwürdig an: Die DTM hat gerade erst ein einheitliches, weltweites Reglement vorgestellt und die LMP1-Kategorie erlebt dank des innovativen Reglements eine Blütezeit. Dennoch dürften im Hintergrund Aktionäre Druck machen, denen das Le-Mans-Engagement mit zwei Marken übel aufstoßen könnte, so schön das auch für uns Motorsportfans sein mag. Für die Zukunft darf man sicher nicht ausschließen, dass Audi Porsche Le Mans überlässt. Ein Wechsel in die Formel 1 ist in Zukunft möglich, aber sicher nicht 2016. (Heiko Stritzke)