Acht Jahre lang arbeitete Rob Smedley als Renningenieur von Felipe Massa bei Ferrari. Mit Massa wechselte auch Smedley zu Beginn der Saison 2014 von Ferrari zu Williams. Vier von diesen acht Jahren hieß Massas Teamkollege Fernando Alonso. Doch nur ein Jahr nach Massas Abschied aus Maranello wird wohl auch Alonso die Kleinstadt in der Emilia Romagna verlassen.

"Ich bin sehr überrascht, dass sich ihre Wege trennen", gibt Smedley zu. "Es war offensichtlich eine Trennung in beidseitigem Einvernehmen - oder beidseitigem Nichtübereinstimmen, wie man es auch nennen mag", so Smedley.

Dabei hält Smedley große Stücke auf Alonso. Auch wenn der Spanier nicht das geschafft hat, was Michael Schumacher seinerzeit mit Ferrari gemacht hat: Die Mythosmarke wieder auf die Siegesstraße zurückzuführen, Ferrari wieder in altem Glanz erstrahlen lassen. Kritiker werfen Alonso vor, er würde zwar auf der Strecke Glanzleistungen vollbringen, abseits der Strecke aber mit seinem schwierigen Charakter und seinen politischen Äußerungen ständig für Unruhe sorgen.

Alonso hat mehr Titel verdient

"Nein, er ist kein bisschen störend", wirft Smedley ein. "Ich denke, seine Ansichten sind sehr stimmig und er weiß genau, was er will." Auch die Sturheit, die Alonso oft negativ ausgelegt wird, sieht der Brite positiv: "Er weicht nicht von dem ab, was er will, er hat einen sehr starken Willen. Aber er kann sich auch an die Regeln anpassen - wie sie auch sein möchten. Er passt sich an und holt 100 Prozent aus dem Auto raus - wenn nicht noch mehr."

Schon zu McLaren-Zeiten hatte Smedley einen guten Draht zu Alonso, Foto: Sutton
Schon zu McLaren-Zeiten hatte Smedley einen guten Draht zu Alonso, Foto: Sutton

Während Schumachers Motivationstalent noch heute ein großer Anteil am Gesamterfolg zugesprochen wird, gilt die Mitarbeitermotivation nicht unbedingt als Alonsos große Stärke. Seine überragenden Leistungen auf der Strecke seien aber Motivationsschub genug, meint Smedley: "Ich glaube, er treibt die Leute an, nur weil er so gut ist. "

"Mit seinem puren Talent motiviert er die Leute", wird Smedley fast philosphisch und geht noch weiter: "Wenn man auf seinem Gebiet absolut top ist, wenn es nicht viele Menschen gibt, die einem nahe kommen, dann ist das selbst schon Motivation. Wenn man darin, was man tut extrem gut ist, egal ob im normalen Leben oder in der Formel 1, wenn man der beste Fahrer, der beste Ingenieur, der beste Techniker oder sonst etwas ist - wenn man mit sehr, sehr talentierten Menschen arbeitet, dann stärkt das alle drum herum und man fördert sie alle. Daher glaube ich kommt die Motivation mit Fernando."

Daraus, dass er selbst großer Alonso-Fan ist, macht der 41-Jährige keinen Hehl: "Ich habe schon öfter gesagt, dass ich Fernando für den besten Fahrer seiner Generation halte." Umso mehr hofft er, dass Alonso der Formel 1 erhalten bleibt - und nicht bei irgendeinem Team. "Ich hoffe für den Sport, dass er noch ein Top-Cockpit findet. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich ihm noch ein paar Weltmeistertitel wünsche, bevor er zurücktritt. Er hätte es verdient, er ist so gut."

Aktuell gilt McLaren-Honda als wahrscheinlichste Variante für 2015. Doch nicht wenige glauben, Alonso habe sich verpokert und sitzt im nächsten Jahr ohne Cockpit da, obwohl sein Abschied von Ferrari noch immer nicht offiziell verkündet wurde.