Das Car-Sharing bei Red Bull – ein umstrittenes Thema. Für einige ist es nur eine ausgeklügelte Marketingstrategie des Energy Drink-Herstellers, mit dem Hintergrund, dass dann doch Christian Klien im Grand Prix- und Vitantonio Liuzzi im Testauto sitzen werden. Für die anderen ist es eine neue Methode, welche es den Teambossen erleichtert, den Fahrer mit dem besseren Lauf ins Auto zu setzen. Klien und Liuzzi haben laut Dr. Marko identische Verträge unterschrieben. Sie könnten sowohl als GP- als auch als Testpilot eingesetzt werden.

Doch die Praxis dieses "Ersatzbanksystems" scheint auch bei den Experten noch Fragen aufzuwerfen. Denn Klien kommt als dritter Pilot an den GP-Freitagen nicht in Frage. Niki Lauda hat in einem Kurier-Interview erklärt: "Erstens hat das Team immer noch Zeit genug, sich für den einen oder anderen zu entscheiden. Zweitens dürfen am Freitag immer drei Autos eingesetzt werden. Also werden auch alle drei zum Fahren kommen. Egal, wer dann im Rennen fährt, es gibt immer einen Testfahrer." Laut Lauda könnten also Klien und Liuzzi an den GP-Freitagen als GP- und Testpilot teilnehmen, am Samstag könnte dann aber gegebenenfalls Liuzzi vom Test- zum Einsatzpilot erklärt werden. Und das wirft reglementtechnische Fragen auf…

Klien und Liuzzi jedoch regelmäßig von Rennen zu Rennen abzuwechseln, wäre für Lauda ohnehin "ein Unsinn". Technisch machbar wäre es, innerhalb von einer halben Stunde, so Lauda. Wen er persönlich ins zweite Cockpit neben David Coulthard setzen würde, kann der Österreicher "nicht sagen. Vom Logischen her müsste der Klien besser sein als Liuzzi, weil er eben schon eine Saison in der Formel 1 hinter sich hat und der andere nicht. Aber offensichtlich sind die Red-Bull-Verantwortlichen davon nicht so ganz überzeugt."

Dass Coulthard ein Fixstarter ist, wirft ebenfalls Fragen auf. Christian Klien verriet den Salzburger Nachrichten: "Ich kenne Liuzzis Papier nicht, aber es sieht so aus, dass wir in den Rennen abwechselnd eingesetzt werden. Möglicherweise betrifft das auch Coulthard. Aber das muss alles noch ausdiskutiert werden. In meinem Vertrag ist diesbezüglich nichts vermerkt, aber ich könnte mit so einer Situation gut leben."

Für Lauda wiederum ist es völlig klar, dass "Coulthard der Fixpilot ist. Über die Qualitäten eines Coulthard braucht man nicht zu diskutieren. Er ist klar über die beiden anderen Kandidaten zu stellen." Dass die beiden Youngstars damit im Unsicheren belassen werden, ist für Lauda "legitim. Was der Vertrag, den Klien und Liuzzi bekommen haben, aussagt, ist nur, dass beide sowohl als Test- als auch als Rennfahrer herangezogen werden können. Was sie daraus machen, ist dann ihre Sache."

Entscheidend wird laut dem dreifachen F1-Weltmeister und ehemaligen Jaguar-Teamchef sein, "wer beim Saisonstart im Cockpit sitzt. Dieser Fahrer hat auf jeden Fall den Vorteil, dass er dem anderen etwas vorlegen kann, was dieser erst bestätigen müsste, wenn er überhaupt dazu kommt. Meiner Meinung nach müsste sich der Fahrer, der beim WM-Auftakt fährt aber schon sehr blöd anstellen, wenn er sich das Auto dann noch wegnehmen lässt."