Schlimmer konnte der Große Preis von Japan für Ferrari nicht laufen. Was neben dem Horrorunfall von Jules Bianchi - Teil der Ferrari Driver Academy - in Maranello zwar nicht annähernd so heftig, aber schmerzt: In Suzuka blieb die Scuderia zum ersten Mal in der laufenden Saison ohne Punkte.

Fernando Alonso schied durch einen Defekt schon früh im Rennen aus, Kimi Raikkönen kämpfte erneut mit Setup-Problemen und quälte den F14 T mit als überrundeter Zwölfter ins Ziel.

Motorenvorteil durch Ausfall

Zwei Probleme also, aber nur ein Hoffnungsschimmer: Während Raikkönen völlig ratlos ist, woher der Setup-Rückfall kam und erst recht, wie er sich beheben lässt, gewinnt Alonso dem frühen Aus in Suzuka zumindest etwas Gutes ab: "Es könnte sich als Vorteil erweisen, dass wir weiter auf diesen Motor zählen können. Ich fuhr heute ja nur wenige Kilometer und muss somit keinen neuen Motor einbauen lassen und bei einem der verbleibenden Rennen aus der Boxengasse starten", sagte Alonso.

Fernando Alonso zieht das Positive aus seinem Suzuka-Ausfall, Foto: Sutton
Fernando Alonso zieht das Positive aus seinem Suzuka-Ausfall, Foto: Sutton

Aufgeben im Duell mit Williams kommt für den Spanier nicht in Frage. Der WM-Vierte trommelt zum Schlussspurt, beginnend mit Sochi: "Das Wichtigste für uns ist es, bei diesen vier Rennen so viele WM-Punkte wie möglich einzufahren, denn wir peilen noch immer Platz drei in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft an."

Die Chancen schätzt der Spanier gut ein. "Das Auto gewinnt an Pace. Wir sind bei den letzten Events immer konkurrenzfähiger geworden. Wir haben ein paar Gelegenheiten liegen gelassen, aber wir werden in den restlichen Rennen weiter unser Bestes geben", sagt Alonso in Sochi.

Straßenkurs als Chance

Gerade der Russland GP könnte eine gute Gelegenheit sein, zählt das Sochi Autodromo wie der Marina Bay Circuit doch zu den Straßenkursen im Rennkalender - in Singapur präsentierte sich Ferrari konkurrenzfähiger als auf anderen Strecken. Allerdings dürfte Sochi ein gutes Eck schneller sein als Singapur, was wieder etwas vom vermeintlichen Performance-Gewinn feilt.

Deshalb setzt Ferrari vor allem auf die Routine eines Traditionsrennstalls, geht es darum sich an eine neue Rennstrecke heranzutasten. "Es ist immer eine Herausforderung auf einem neuen Kurs anzutreten und man unterschätzt sehr leicht, wie viel Wissen man zu einem bestehenden Kurs mitbringt, auf dem man schon Rennen gefahren ist", sagt Ferraris Technischer Direktor James Allison.

Charaktertest im Simulator

Die Scuderia jedenfalls scheint die Aufgabe nicht zu unterschätzen. "Ein Team muss schon zur Höchstform auflaufen und sicherstellen alle Basics bedacht zu haben, wenn es zu einem brandneuen Kurs geht", erklärt Allison. Ferrari habe sich gut vorbereitet. "Wir kennen die wichtigsten Daten und haben die Gelegenheit, unsere zwei verschiedenen Computersimulationen abspulen zu können, genutzt. Auch mit dem Fahrersimulator haben wir gearbeitet, um die Strecke auszuprobieren und ihren Charakter kennenzulernen."

Dabei gehe es vor allem darum, ein gutes Ausgangs-Setup für das erste Freie Training zu schaffen. Ein flüchtiger Blick auf die Streckenführung zeige zwei relativ lange und schnelle Abschnitte sowie eine gewisse Zahl von langsamen Kurven. "Aber die dominante Kurve ist eine wirklich aggressiv-schnelle lang gezogene Linkskurve, direkt nach Start-Ziel", ergänzt Allison. Deshalb gelte es einmal mehr, die richtige Mischung zwischen Abtrieb und Speed auf der Geraden zu finden.

Faktor Fahrer: Raikkönen + Alonso = 3 Premierensiege

Besonders der Fahrer-Faktor stimmt den Technik-Chef jedoch zuversichtlich: "Generell werden es die talentierteren Fahrer, jene mit etwas mehr freien mentalen Kapazitäten, am Wochenende schneller schaffen, wettbewerbsfähige Rundenzeiten zu setzen, als andere", sagt Allison. Mit Fernando Alonso und Kimi Raikkönen ist Ferrari daher vortrefflich aufgestellt. Der Spanier gewann bereits zwei Premiererennen. Der Finne eines. Und Raikkönen beweist sofort, dass er genau weiß, was man auf neuen Strecken nie vergessen darf: "Es wird anfangs vielleicht ein bisschen rutschig sein", sagt der Iceman in Russland.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Für Ferrari kann es in Sochi nur besser laufen als zuletzt. Hoffnung macht insbesondere die Streckencharakteristik, die dem F14 T etwas besser liegen sollte, als das Suzuka-Layout. Ganz so ideal wie in Singapur schmeckt dem Ferrari die Strecke allerdings nicht. Wenn es Kimi Raikkönen gelingt, das verlorene Setup wieder zu finden und der Defektteufel Alonso nach zwei Ausfällen binnen drei Rennen diesmal verschont, wird Ferrari in der Lage sein zumindest McLaren knapp hinter sich zu halten. Ein Angriff auf Red Bull und Williams, ganz zu schweigen von Mercedes, bleibt ein Traum in Rot.(Jonas Fehling).