Warum war der Sieg für Hamilton so besonders?

Lewis Hamiltons Sieg und der gleichzeitige Ausfall seines Teamkollegen Nico Rosberg bedeuten, dass der Brite nun mit drei Punkten Vorsprung die Weltmeisterschaft anführt - erst zum zweiten Mal in dieser Saison. Wie dominant Hamilton in Singapur auftrat, zeigt der Umstand, dass er neben dem Rennsieg auch die Pole Position sowie die schnellste Rennrunde verbuchte. "Ich habe von dieser Situation geträumt, jedoch nicht wirklich daran geglaubt", war er nahezu sprachlos.

Hamilton ist der King von Singapur, Foto: Sutton
Hamilton ist der King von Singapur, Foto: Sutton

Doch obwohl Rosberg aufgrund technischer Probleme keine Rolle im Grand Prix spielte, musste Hamilton für den Triumph hart arbeiten. Als er sich einen komfortablen Vorsprung herausgefahren hatte, wurde das Safety Car auf die Strecke geschickt. Im Gegensatz zu seinen Verfolgern musste der Brite aber noch einen Boxenstopp absolvieren und in der Schlussphase des Rennens daher rund 28 Sekunden finden, um dennoch zu gewinnen. Weil dies gelang und Hamilton mit seinen frischen Reifen keinerlei Probleme hatte, den kurzzeitig in Führung liegenden Sebastian Vettel zu überholen, sicherte er sich die maximale Punktausbeute und geht nun mit einer vor dem Wochenende unverhofft guten Ausgangslage in die letzten fünf Saisonrennen.

Was war bei Rosberg los?

Der WM-Leader schrieb die zweite Nullnummer in dieser Saison an. Ein defektes Kabel im Lenkgestänge sorgte dafür, dass Rosberg auf seinem Lenkrad auf wesentliche Funktionen wie DRS oder das Hybridsystem nicht mehr zugreifen konnte. Auch beim Schalten und mit dem Funk gab es dadurch Probleme. Die Probleme tauchten unmittelbar vor dem Rennen beim Herausfahren aus der Box zum ersten Mal auf, aber auch in der Startaufstellung blieb Rosberg beim Start in die Einführungsrunde stehen. Insgesamt wurde das Lenkrad dreimal gewechselt und er musste aus der Boxengasse in den Singapur GP starten. Doch es ging nichts und nach 13 Runden entschied sich Mercedes, Rosberg aus dem Rennen zu nehmen.

Früher Feierabend für Rosberg, Foto: Sutton
Früher Feierabend für Rosberg, Foto: Sutton

"Dass sich ein Teil innerhalb des Lebenszyklus von einem Moment auf den anderen verabschiedet - das geht natürlich gar nicht", ärgerte sich Teamchef Toto Wolff. Der Österreicher versprach aber umgehende und umfassende Aufklärung, wie es zu dem Defekt kommen konnte. Ein Mechaniker wird das kaputte Bauteil noch in der Nacht auf Montag auf seinem Flug in die britische Heimat mitnehmen und in der F1-Fabrik zur Untersuchung abgeben.

Warum holte Bottas keine Punkte?

Bis zur letzten Runde des Rennens lag Valtteri Bottas auf dem sechsten Platz, doch ein Reifenschaden führte dazu, dass der Williams-Pilot letztlich nur Elfter wurde und die Punkteränge verpasste. Verantwortlich dafür war, dass Williams aufgrund der Safety-Car-Phase beschloss, keinen weiteren Boxenstopp mehr einzulegen, was einen enorm langen letzten Stint bedeutet. Während es Felipe Massa gelang, mit seinen Reifen hauszuhalten, war dies Bottas wegen eines Servolenkungsproblems nicht möglich.

"Nach dem Einlenken hat sich das Lenkrad nicht mehr gerade gestellt", schilderte er. "Ich habe kein Feedback mehr vom Auto bekommen." Dadurch war der Finne nicht in der Lage, seine Pneus ausreichend zu managen, sodass der Defekt die logische Konsequenz war. "Eines der wichtigsten Dinge für das Feedback des Fahrers ist, was er von der Lenkung spürt und was er am Hintern spürt. Und am Lenkrad hat er kein Feedback bekommen. Er hat es beim Rausbeschleunigen mit durchdrehenden Reifen hinbekommen, aber er hatte Probleme", führte Rob Smedley aus.

Welche Auswirkungen hatte das Safety Car?

Eigentlich war damit zu rechnen: Wie in bisher jedem Jahr in Singapur, fand auch diesmal das Safety Car seinen Weg auf die Strecke. Von Runde 31 bis 37 war das Rennen neutralisiert. Einige Teams änderten daher ihre Strategie, so etwa Williams, das auch Zwei- statt Drei-Stopp-Strategie umschwenkte. Die falsche Entscheidung traf wieder einmal Ferrari, das beide Fahrer in der ersten Runde hinter dem Safety Car an die Box zum dritten Stopp holte.

Eine Konstante in Singapur: Das Safety Car, Foto: Sutton
Eine Konstante in Singapur: Das Safety Car, Foto: Sutton

Fernando Alonso kostete das letztlich den zweiten Platz, denn vor der Neutralisation des Rennens lag er vor den Red Bull, an denen er danach nicht mehr vorbeikam, weilaußer Hamilton alle Piloten in den Punkterängen bis zum Ende ohne Stopp durchfuhren. "Ferrari war quasi zu einem Wechsel während des Safety Cars gezwungen und wir kamen dadurch an Alonso vorbei und in die gute Situation, das Rennen vor ihm zu beenden", freute sich Red Bulls Teamchef Christian Horner.

Warum schied Button aus?

Jenson Button lag auf Kurs zu sicheren Punkten, als acht Runden vor dem Ende des Rennens die Power Unit seines McLaren den Dienst versagte. "Ich habe gerade zum Angriff angesetzt, als plötzlich alles aus ging. Mit ein paar Neustarts konnte ich noch zu einer besseren Abstellposition fahren, doch dann blieb der Motor aus", erklärte der Brite. Renndirektor Eric Boullier fügte hinzu: "Das war ein bitterer Schlag für uns."

Warum gaben Gutierrez und Sutil auf?

Sauber erlebte in Singapur ein äußerst bitteres Rennen. Sowohl Adrian Sutil als auch Esteban Gutierrez mussten den Grand Prix vorzeitig mit technischen Defekten beenden. "Es war ein Leck im System des Wasserkühlers. Deshalb mussten wir das Rennen aufgeben", erklärte der Deutsche, der noch immer auf die ersten Punkte wartet, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Gutierrez' Ausfall war hingegen einem elektrischen Problem geschuldet. "Zurzeit ist es fast unmöglich gute Ergebnisse einzufahren. Wir versuchen 120 Prozent aus unseren derzeitigen Möglichkeiten herauszuholen, allerdings machen uns diese schwierigen Umstände sehr zu schaffen", meinte der Mexikaner verzweifelt. "Es gibt nichts, was ich im Moment dagegen tun kann. Wir müssen trotzdem nach vorne schauen und jede Chance nutzen. Im Moment ist das Wichtigste gemeinsam als Team weiterzukämpfen."

Warum wurden Sutil und Vergne bestraft ?

Sowohl Adrian Sutil als auch Jean-Eric Vergne wurden von den Regelhütern mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt. Beide Piloten verließen in Kurve sieben die Strecke und verschafften sich dadurch einen unerlaubten Vorteil. Konsequenzen hatte die Strafe aber weder für den Deutschen noch den Franzosen. Während Sutil ohnehin ausschied, gelang es Vergne genügend Vorsprung auf seinen Hintermann herauszufahren, sodass er seinen sechsten Platz behielt und nicht zurückgereiht wurde.

Magnussen ging an seine Grenzen, Foto: Sutton
Magnussen ging an seine Grenzen, Foto: Sutton

Warum waren viele Fahrer nach dem Rennen so erschöpft?

Sebastian Vettel musste seinen TV-Interviewmarathon nach dem Rennen abbrechen, Kevin Magnussen musste sich gar in ärztliche Behandlung begeben. Während des Rennens hatte es zwar nur um die 28 Grad, doch die extrem hohe Luftfeuchtigkeit machte selbst den konditionell starken F1-Piloten zu schaffen. Da die Fahrer in den engen, feuerfesten Rennanzügen nicht richtig schwitzen können, kam es bei einigen Fahrern zu erhöhter Körperinnentemperatur - so etwa bei Vettel. Bei Magnussen kam erschwerend hinzu, dass sein Sitz wegen eines noch ungeklärten Defekts so heiß wurde, dass er sich Verbrennungen zuzog. Trinken konnte der arme Kerl auch nicht mehr, da das Wasser in seinem Beutel zu heiß geworden war.