Weltmeister gegen WM-Führender. Lewis Hamilton kennt das Gefühl, ganz oben auf dem Thron der Formel 1 zu sitzen und in einem engen Duell bis zur letzten Sekunde um den Titel zu kämpfen. Nico Rosberg ist 2014 zum ersten Mal in der Situation, Weltmeister werden zu können. Aktuell ist der Deutsche in einer komfortableren Position, denn er liegt in der Tabelle 22 Punkte vor seinem Mercedes-Teamkollegen.

Die große Frage ist aber: Profitiert Hamilton im Endspurt von seinen Erfahrungen aus dem WM-Kampf 2008, wo er den Titel in Sao Paulo erst in der letzten Kurve gegen Felipe Massa gewann? Eine Frage, die Rosberg keine Sorgenfalten bereitet. "Es ist gut möglich, dass es ihm helfen könnte, diese Erfahrung zu haben, aber das ist nichts weshalb ich besorgt wäre", blieb der Mercedes-Pilot gelassen.

Nico Rosberg holte Platz zwei in Monza, Foto: Sutton
Nico Rosberg holte Platz zwei in Monza, Foto: Sutton

Bleibe auf mich fokussiert

Bereits vor dem Saisonstart bahne sich ein Kampf der beiden Teamkollegen um den WM-Titel an. Es kam zu harten Duellen um Millimeter und schließlich zur Eskalation in Spa, als Rosberg Hamiltons Reifen mit seinem Frontflügel aufschlitzte und damit der Mercedes-Doppelsieg dahin war. Hamilton verließ Belgien voller Frust und erklärte vor dem Rennen in Monza, nun noch stärker und motivierter wieder angreifen zu wollen - und gewann.

Der Brite zeigte im Qualifying in Italien deutlich seine Ambitionen, indem er im Qualifying mehr als zwei Zehntel Vorsprung auf Teamkollege Rosberg herausfuhr. Trotz schlechtem Start ließ sich Hamilton auch im Rennen nicht aus der Ruhe bringen und triumphierte durch einen Fehler von Rosberg.

Nun startet mit dem Singapur GP die Übersee-Saison und jeder der beiden Piloten ist sich bewusst, dass bereits ein einzelner Fehler die potenzielle WM-Vorentscheidung bedeuten kann. Diese Brisanz jedes einzelnen Kilometers und die Drucksituation innerhalb des Teams versucht Rosberg aber so gut wie möglich auszublenden. "Ich fokussiere mich auf meine eigenen Sachen", machte der Deutsche deutlich. "Er ist ein starker Gegner, er hat seine Stärken und seine Schwächen, aber ich konzentriere mich mit meinem Team auf meinen Job und versuche, das Maximum herauszuholen."

Nico Rosbergs Fehler brachte Hamilton in Monza den Sieg, Foto: Sutton
Nico Rosbergs Fehler brachte Hamilton in Monza den Sieg, Foto: Sutton

Aus Druck Stärke machen

Das Maximum heißt bei 2014 regelmäßige Siege, Pole Positions, schnellste Runden und Trainingsbestzeiten, die von außen schier erwartet werden. Doch anstatt diese Situation als Druck zu empfinden, genießt Rosberg den Moment mehr als jemals zuvor. "Ich gehe zu einem Rennen und habe ein Auto, von dem ich weiß, dass ich damit die Pole holen und das Rennen gewinnen kann", schilderte Rosberg - für den 29-Jährigen eine ganz spezielle Erfahrung und ein Selbstvertrauens-Boost. "Das erhöht den Genussfaktor umso mehr. Das ist im Moment das Überwältigende und glücklicherweise ist mein Kopf im Moment nur darauf fokussiert."