"Ich bleibe Ferrari-Präsident", betonte Luca di Montezemolo bei Ferrari-Heimrennen in Monza. Doch sein potenzieller Nachfolger, Fiat-Boss Sergio Marchionne, schloss einen Wechsel im Präsidium beim italienischen Traditionsrennstall gegenüber italienischen Medienvertretern nicht aus. "Einerseits wollen wir Autos verkaufen, andererseits wollen wir aber auch ein erfolgreiches F1-Team sein. Zurzeit sind wir nicht erfolgreich, also muss sich etwas ändern", stellte er klar.

"Das ist eine Tatsache und damit bleibt die Zielsetzung gleich. Also können wir jetzt nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts gewesen. Ich will keinen meiner Fahrer auf Rang sieben oder zwölf sehen", fuhr er mit seiner Kritik fort. "Ich bin seit Jahren ein Tifosi und es macht mich traurig Ferrari in diesem Zustand zu sehen. Ferrari hat die besten Fahrer der Welt, exzellente Mitarbeiter in der Garage und kompetente Ingenieure. Wenn ich das alles im Hinterkopf halte und mir dann die Bilanz der letzten Jahre anschaue, dann kann ich das nicht akzeptieren. Wir haben seit 2008 keinen Titel mehr gewonnen. Das geht nicht"

Durch die Fusion des Fiat-Konzerns mit dem Unternehmen Chrysler und der für den nächsten Monat geplante Börsengang, erhöht sich der Druck auf Ferrari deutlich. Deshalb sind Änderungen zum Positiven gerne früher als später gesehen. Gerade mit Blick auf die bald ausgegebenen Wertpapiere an der New Yorker und Mailänder Börse müssen nach Meinung von Marchionne Veränderungen her.

Tischtuch zwischen Freunden zerschnitten?

Marchionne ist unzufrieden, Foto: Sutton
Marchionne ist unzufrieden, Foto: Sutton

"Luca [di Montezemolo] und ich sind gute Freunde. Wenn ich aber lese, was er über sich selbst sagt, dann stelle ich fest, dass ich solche Aussagen nie getätigt hätte - zumindest nicht als Vorstandsmitglied. Ich hinterfrage mich ständig, aber ich weiß auch, dass ich im Dienst des Konzerns stehe", rügte Marchionne den aktuellen Ferrari-Präsidenten. Der Italiener ging sogar noch weiter und warf Montezemolo Egoismus vor.

"Erwecke ich etwa den Anschein, dass ich mich über die Regeln hinwegsetze oder die Beziehung zwischen mir und dem Konzern ausnutze? So etwas käme für mich nicht in Frage. Das wäre das schlimmste", so Marchionne. "Das Wichtigste für Ferrari ist nicht nur profitorientiertes Handeln, sondern auch das Gewinnen. Das Problem ist, dass wir sogar mit den besten Fahrern auf diesem Planeten diese Probleme haben. Beide sind ehemalige Weltmeister und wir haben seit sechs Jahren nichts Zählbares gewonnen. Das ärgert mich sehr."