Im Verlauf des Belgien-Wochenendes hatte sich angedeutet, dass Red Bull stärker sein würde als erwartet. Dass am Ende der Sieg durch Daniel Ricciardo herausspringt, damit hatte allerdings nicht einmal das Team selber gerechnet. "Ich habe mir vor dem Rennen die Quoten angeschaut", sage Christian Horner. "Sebastian war 20:1, Daniel hatte eine Quote von 30:1", so der Teamchef. "Ich persönlich wäre nicht mutig genug gewesen, Geld auf uns zu setzen."

Hätte Horner mal lieber ein paar Euro in die Hand genommen. Ricciardo übernahm im Rennen nach dem Mercedes-Crash schon früh die Führung und fuhr seinen dritten Saisonsieg nach Hause. Die Silberpfeile starteten im Schlussstint zwar eine Aufholjagd durch Nico Rosberg, doch am Ende fehlten dem Mercedes-Piloten drei Sekunden auf den Australier.

3. Saisonsietg für Ricciardo in Spa, Foto: Sutton
3. Saisonsietg für Ricciardo in Spa, Foto: Sutton

Mut zahlt sich aus

Red Bulls Mut mit der unüblichen Setup-Einstellung wurde belohnt. Das Team hatte sich entschieden, mit einem extremen Low-Downforce-Paket an den Start zu gehen und zudem noch den Getriebe-Joker gezogen, um die Gänge mit Blick auf die langen Geraden in Spa länger zu übersetzen.

So konnten die Bullen beim Topspeed gut mit Mercedes mithalten. Mit 314,1 km/h war Rosberg im Rennen zwar der Schnellste, doch direkt darauf folgten schon Ricciardo (213,4 km/h) und der Fünftplatzierte Vettel mit 312,3 km/h Höchstgeschwindigkeit. "Die Strategie mit dem Setup und der Low-Downforce führte dazu, dass wir in Sektor 1 und 3 schnell waren", erklärte Horner den Kniff. "Dadurch konnten wir das Meiste aus dem Auto herausholen."

Riesen-Freude bei der Grinsekatze des Fahrerlagers, Foto: Sutton
Riesen-Freude bei der Grinsekatze des Fahrerlagers, Foto: Sutton

Kompromiss wegen extremem Setup

Bedingt durch das extreme Setup musste Red Bull allerdings den Kompromiss eingehen, den sonst starken Speed in den Kurven zu vernachlässigen. In den kurvigen Passagen war der Mercedes schneller - eine Neuheit in der Saison 2014. "Wir wussten, dass uns das ein bisschen im 2. Sektor beeinträchtigen würde", räumte Ricciardo ein. "Aber wir glauben, dass das Auto eine gute Basis-Downforce hat, um gut genug durch Sektor 2 zu kommen."

Flach, flacher, RB10-Heckflügel. Viel extremer könne es am Heck des Boliden kaum noch werden, scherzte Horner: "Für Monza schrauben wir den Heckflügel ab. Ich glaube nicht, dass wir noch viel weniger Downforce fahren können. Wenn du hier in Spa konkurrenzfähig bist, können wir in Monza hoffentlich mindestens hab so konkurrenzfähig sein." Auch Ricciardo war nicht sicher, ob es möglich sei, das eigene Auto mit noch weniger Abtrieb auszustatten - dabei wird beim nächsten Rennen in Italien noch mehr Topspeed benötigt, gilt Monza doch als schnellste Strecke im Rennkalender.

Red Bull bezwingt Mercedes in den Ardennen, Foto: Sutton
Red Bull bezwingt Mercedes in den Ardennen, Foto: Sutton

Der ewig optimistische Australier hatte aber auch hier eine Lösung parat. "Wir hatten hier ein gutes Paket", sagte er. "Schauen wir mal, ob der Flügel in Monza noch kleiner werden kann. Ich weiß es nicht, aber sonst fahren wir einfach ständig mit offenem DRS!"