Wer in der Formel 1 fährt, hat es geschafft? Weit gefehlt! Dann fängt die harte Arbeit erst richtig an... So auch für den angehenden jüngsten F1-Rookie der Geschichte: Max Verstappen. Wenn der Niederländer im kommenden Jahr in Melbourne debütiert, geht es von Anfang an um alles oder nichts. Seine Vorgänger wissen, was das bedeutet: Zwei schafften den Sprung zum Schwesterteam Red Bull, viele andere sind heute in der Versenkung verschwunden...

Toro Rosso: Aufsteiger

Das Vorbild: Sebastian Vettel, Foto: GEPA
Das Vorbild: Sebastian Vettel, Foto: GEPA

Sebastian Vettel: "Erst als ich die Flagge gesehen habe, habe ich es geglaubt." Dann war Sebastian Vettel sprachlos: "Ich wusste nicht, was ich sagen sollte." Also ließ er erst das Team sprechen, sich noch einmal von seinem Ingenieur bestätigen, was tags zuvor noch völlig utopisch erschien: er hatte den Italien GP gewonnen. "Dann habe ich mich ganz benommen beim Team bedankt und losgeschrien."

Vettel schrieb mit seinem Sieg 2008 Motorsportgeschichte. Mit Red Bull krönte er sich zum jüngsten Vierfach-Champion der F1-Geschichte. Ein Erfolg, der ein kleines bisschen auch seinen Anfängen bei Toro Rosso geschuldet ist. "Das Team hat sicherlich zu Sebastians Erfolg beigetragen, aber letztendlich kann sich jeder Fahrer den Erfolg nur selbst zuschreiben", bleibt Franz Tost gegenüber Motorsport-Magazin.com auf dem Boden der Tatsachen. Für sein Team blieb Monza bis dato der einzige Siegesjubel.

Dauerlächler: Daniel Ricciardo, Foto: Sutton
Dauerlächler: Daniel Ricciardo, Foto: Sutton

Daniel Ricciardo: Daniel Ricciardo ist in dieser Saison der härteste Verfolger der beiden Mercedes-Piloten. Für seinen früheren Boss Franz Tost kommt die Performance des Australiers nicht überraschend. Für den Österreicher zählt Ricciardo zu den besten Piloten, was das technische Verständnis angeht, die je für seinen Rennstall gefahren sind.

"Und er hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert", betont Tost. Auch Ricciardo weiß, das er seinem früheren Rennstall viel zu verdanken hat. Abseits des Scheinwerferlichts konnte er bei Toro Rosso Schritt für Schritt zu einem Rennfahrer reifen - und noch eine wichtige Sache haben ihn die 39 Rennen für den Rennstall von Tost gelehrt: Demut. "Ich bin heute viel dankbarer für das, was ich habe", betont Ricciardo.

Sebastian Buemi: Talentierter als Scott Speed, konstanter als der viel erfahrenere Sebastien Bourdais - in seinen drei Jahren bei Toro Rosso blitzte das Talent von Sebastien Buemi mehrfach auf. Gleich in seinem ersten Grand Prix für das Team in Australien holte der Schweizer mit italienischen Wurzeln als Siebter zwei Punkte.

Doch häufig stand sich Buemi durch unnötige Fehler auch selbst im Weg, was ihn 2011 um eine Vertragsverlängerung bei Toro Rosso brachte und ihn in die zweite Reihe verbannte. Dieses Jahr überzeugte der 25-Jährige beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans, wo er nach einer spektakulären Aufholjagd von Platz 43 auf das Podest fuhr.

Toro Rosso: Absteiger

Ausgepeitscht: Scott Speed und Tonio Liuzzi, Foto: Sutton
Ausgepeitscht: Scott Speed und Tonio Liuzzi, Foto: Sutton

Scott Speed: Zum Leidwesen von Toro Rosso war bei Scott Speed der Name nicht Programm. Statt Speed legte der US-Amerikaner ein übersteigertes Selbstbewusstsein an den Tag. "Er dachte, er weiß alles. Aber ich habe noch nie einen Fahrer erlebt, der so deppert ist", fand Teambesitzer Gerhard Berger klare Worte. In seiner Toro-Rosso-Karriere blieb ein neunter Platz Speeds bestes Ergebnis in der Formel 1.

Laut Speed waren allerdings Berger sowie Tost auf einem persönlichen Feldzug unterwegs. "Franz und Gerhard wollen mich aus persönlichen Gründen zerstören." Heute fährt der US-Amerikaner, inzwischen 31 Jahre alt, im Team von Andretti Motorsport, Volkswagen und 7up in der Global Rallyecross Serie.

Schnell vorbei: Jaime Alguersuari hielt sich nicht lange, Foto: Sutton
Schnell vorbei: Jaime Alguersuari hielt sich nicht lange, Foto: Sutton

Vitantonio Liuzzi: Für Vitantonio Liuzzi stellte sich sein talentfreier Teamkollege [Scott Speed] als Glücksgriff heraus. Denn obwohl der Italiener in seinem ersten Jahr bei Toro Rosso nicht wirklich überzeugen konnte, wurde sein Vertrag verlängert. Doch mit Verlauf der Saison stieg die Unfallrate von Liuzzi und damit gekoppelt die Unzufriedenheit der Teambosse. Tost gab öffentlich sogar zu, Liuzzi am liebsten nicht mehr ins Auto setzen zu wollen. Aktuell fährt der 33-Jährige in Japan für das Team von Autobacs Racing Team Aguri in der SuperGT 500-Klasse.

Jaime Alguersuari: Nach dem Rauswurf von Sebastien Bourdais stieg Jaime Alguersuari zum Stammfahrer auf. Damals hätte er wohl nicht gedacht, dass ihm 2011 das gleiche Schicksal blühen würde. "Er ist in der Lage, F1-Rennen zu fahren, aber für uns ist das nicht genug: Wir brauchen Siegertypen", verpasste Dr. Helmut Marko dem Spanier eine schallende Verbalohrfeige.

Der Österreicher sah in Alguersuari, der 2011 in Italien und Korea mit Platz sieben seine besten Karriereergebnisse einfuhr, kein Wachstumspotenzial. Den Plan in die Formel 1 zurückzukehren, gab Alguersuari im Vorjahr endgültig auf. Im Moment konzentriert sich der 24-Jährige auf seine neue Herausforderung - die Formel E. Dort tritt er mit Virgin Racing an.