Top: Ricciardo macht Spaß

So sehen Sieger aus, Foto: Sutton
So sehen Sieger aus, Foto: Sutton

Ein Teufelskerl, dieser Daniel Ricciardo! Hatte er in den Schlussrunden bessere Reifen und damit bessere Chancen als Hamilton und Alonso? Sicherlich. Trotzdem muss man erst einmal die - Vettel wird es verzeihen - Eier haben, zwei Weltmeister stehen zu lassen. Das Überholmanöver gegen den Mercedes-Silberpfeil war nichts anderes als Weltklasse. Dieses Jahr kann es nur einer mit den überstarken Mercedes aufnehmen: Daniel Ricciardo, die fleischgewordene Grinsekatze des Fahrerlagers.

Was den Australier noch sympathischer macht: Er lässt sich in seiner herrlich lockeren Art nicht verbiegen. Während andere nach einem Sieg der Tante oder dem lieben Gott danken, dem Team, diversen Standorten des Teams und natürlich den Sponsoren, postete Super-Ricci spät abends dieses Bild bei Twitter:

"Kann nicht garantieren, dass dieser Kerl heute Abend noch lange nüchtern ist", zwitscherte Ricciardo mit einem breiten Grinsen, die XXL-Pulle Schampus in der Hand. Ist das politisch korrekt? Heutzutage wahrscheinlich nicht. Ist es ehrlich und macht Spaß auf Rennsport und die coolen Typen? Ja!

Top: Geilstes Rennen der Saison

Action ohne Ende in Ungarn, Foto: Sutton
Action ohne Ende in Ungarn, Foto: Sutton

War der Ungarn Grand Prix das beste Rennen der Saison? Ansichtssache, Bahrain ist ebenfalls ein großer Favorit innerhalb der Redaktion von Motorsport-Magazin.com. Aber: Ungarn kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Viel dramatischer hätte es nicht sein können, der Hungaroring bot etwas für jeden Geschmack. Das zeigt: Die Formel 1 lebt! Leere Tribünen und miese TV-Quoten waren die Themen der letzten Wochen - nach Budapest steht erst mal wieder der Rennsport selbst im Fokus.

Nicht falsch verstehen: Mangelndes Zuschauerinteresse darf keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden. Auch politische Themen gehören dazu, dafür ist die Formel 1 global einfach zu bedeutend. Rennen wie Ungarn zeigen aber, dass das Produkt stimmt und die F1 in der Lage ist, den Fan vor den Fernseher und an die Strecke zu locken. Wer kann nach so einem Rennen schon behaupten, die Formel 1 sei langweilig?

Top: Forza, Ferrari! Vorsicht, Ferrari!

Ferrari feiert die Rückkehr aufs Podium, Foto: Sutton
Ferrari feiert die Rückkehr aufs Podium, Foto: Sutton

Fernando Alonso ist ein Fuchs. Urplötzlich führt der Spanier das Rennen auf dem Hungaroring an, hat kurzzeitig sogar Chancen auf den Sieg. Damit konnte bei der anhaltenden Ferrari-Krise niemand rechnen. Jetzt wieder alles gut bei den Roten? Keinesfalls, Ungarn war mit seinem Hickhack-Wetter maßgeschneidert für Alonso - und der Ferrari-Star setzte es wieder einmal perfekt um. Doch der F14 T ist immer noch das gleiche Auto wie in Hockenheim, wo nie Chancen auf den Sieg bestanden.

Alonsos Podium war sicherlich eine gute Motivation fürs Team nach all den Pleiten, doch Teamchef Marco Mattiaci tat genau das Richtige: Er trat gewaltig auf die Euphoriebremse. "Uns muss allen klar sein, welchen Wert dieses Ergebnis hat", führte er während einer Medien-Runde fünf Minuten lang in sämtlichen Varianten aus. Botschaft angekommen.

Top: Silly Season!

In der Silly Season wird gern getuschelt, Foto: Sutton
In der Silly Season wird gern getuschelt, Foto: Sutton

Ein Klassiker im Fahrerlager von Ungarn: Gerüchte-Gulasch! Da wird hinter den Kulissen wie wild herumgewurstet und jeder zweite Fahrer zu jedem dritten Team gedichtet. Silly Season eben, zu gut deutsch: Transfermarkt. Viel Blödsinn dabei - auch gesteuert durch politische Interessen verschiedener Quellen - aber das gehört eben dazu in der Formel 1. Und seien wir mal ehrlich: Solche Geschichten sind doch das Salz in der Suppe eines jeden Sports. Gerade im Motorsport, wo die Fahrer die meiste Zeit den Helm auf haben und sich beschweren, dass man sie nicht auf der Straße erkennt.

Flop: Stunk am Silber-Funk

Bei Mercedes wird es dieses Jahr einfach nie langweilig. In Ungarn kochten nach dem Rennen die Emotionen hoch - wieder einmal stand ein Funkspruch im Fokus. Hamilton hätte Rosberg im zweiten Renndrittel vorbei lassen sollen, doch der Brite weigerte sich. Verständlich, unfair, respektlos? Die Meinungen gingen auseinander. Erstes Feedback aus der Führungsetage der Silberpfeile: alles nicht ganz glücklich gelaufen, aber kein direkter Vorwurf an Hamilton. Trotzdem sorgt der Funkspruch für Ärger und stellt die Harmonie teamintern auf die Probe. Mercedes kann sich dieses Jahr nur selbst schlagen.

Flop: Hamilton-Verschwörung

Hamiltons Silberfeil ist on fire, Foto: Sutton
Hamiltons Silberfeil ist on fire, Foto: Sutton

Bremsscheibe explodiert, der Silberpfeil in Flammen: Lewis Hamilton dürfte aktuell nicht der größte Qualifying-Fan sein. In den vergangenen Wochen ging beim Briten so einiges schief - das rief Hardcore-Fans und Verschwörungstheoretiker auf den Plan. In den sozialen Medien ging es richtig ab! Eine weit verbreitete Stammtisch-Parole: Mercedes habe Hamiltons Auto manipuliert, damit der deutsche Teamkollege mit dem 'deutschen' Team Weltmeister wird. Fan-Tum ist das Wichtigste überhaupt für den Sport, doch selbst dem größten Hamilton-Fan sollte klar sein, dass Mercedes nullkommanull Interesse daran hat, eines seiner beiden Autos zu zerstören. Diskussion beendet.

Flop: Horners PK-Auftritt

Horner: Hübsche Freundin, dumme Aussagen, Foto: Sutton
Horner: Hübsche Freundin, dumme Aussagen, Foto: Sutton

"Der Fokus liegt nur auf dem Negativen. Es ist falsch, die Formel 1 zu einem politischen Statement oder Thema zu machen. Wir sind ein Sport und wir wollen über die Fahrer und die spektakulären Rennen sprechen. Wir fokussieren uns hier auf das Negative und es wird langweilig, immer diese Fragen gestellt zu bekommen." Mit diesen Worten drückte Christian Horner seinen Ärger über einige unangenehme Fragen von Journalisten während der offiziellen FIA Teamchef-Pressekonferenz aus.

Dabei hat Horner wohl vergessen, dass Journalisten keine PR-Spaßmacher sind, sondern Menschen mit dem Auftrag, das Publikum zu informieren. Kritische Fragen zu geplanten Rennen in Aserbaidschan und Russland waren sehr wohl angebracht. Von einem jungen Fahrer muss man nicht unbedingt eine konkrete Antwort verlangen, doch von einem hochrangigen Teammitglied wie Horner kann man erwarten, eine deutliche Antwort auf eine kritische Frage zu bekommen. Solche Fragen sind oft unangenehm, doch sie gehören genauso zum Leben eines Journalisten wie zu dem eines Teamchefs.

Top & Flop: Safety Chaos

Bernd Mayländer hat alles im Griff, Foto: Sutton
Bernd Mayländer hat alles im Griff, Foto: Sutton

War es nun unfair, dass die Top-4 arg von der ersten Safety-Car-Phase benachteiligt wurden, weil sie nicht mehr rechtzeitig in die Box abbiegen konnten und dadurch zurückfielen? Für Rosberg, Vettel und Co. mit Sicherheit. Durch das Safety Car wurde die Reihenfolge völlig auf den Kopf gestellt, die besten Fahrer der Anfangsrunden bestraft.

Doch Glück und Pech halten sich meist die Waagschale im Sport. Diesmal hatten die Führenden Pech, und Fahrer wie Ricciardo und Hamilton profitierten. Das ist nicht immer fair - aber was ist schon fair im Motorsport? Wäre das Safety Car nicht rausgekommen, hätte wohl Rosberg seinen 10-Sekunden-Vorsprung ausgebaut und sich alle über den nächsten Mercedes-Sieg aufgeregt. Stattdessen kam richtig Würze ins Rennen! Kollektive Einigkeit dürfte wohl darüber bestehen, dass die Sicherheit an oberster Stelle steht. Da kann auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden.