"Es war mein Fehler." Lewis Hamilton war nach seinem verpatzten Qualifying in Silverstone extrem kurz angebunden. Doch dieser eine Satz brachte auf den Punkt, warum der Brite nicht über Startplatz sechs hinauskam und zusehen muss, wie Teamkollege Nico Rosberg von der Pole Position startet.

Was war passiert? Bei kniffligen Witterungsbedingungen in der letzten Runde des Qualifyings war unklar, ob sich ein letzter Run lohnen würde. Hamilton begann die Runde, entschied sich aber dazu, sie vor dem letzten Sektor abzubrechen. Er war überzeugt, dass eine Zeitenverbesserung nicht möglich sei und schonte stattdessen seine Reifen.

Hamilton war nach dem Qualifying angefressen, Foto: Sutton
Hamilton war nach dem Qualifying angefressen, Foto: Sutton

Kapitaler Fehler

Ein kapitaler Fehler von Hamilton, wie sich wenig später herausstellen sollte. Der letzte Sektor war trocken, sodass sich einige Fahrer im Zeitenklassement verbessern konnte. Hamilton rutschte stattdessen auf die sechste Position zurück. "Am Ende war es knifflig", so Niki Lauda. "Wir waren mit beiden Autos vorn und mussten entscheiden, ob wir noch eine weitere Runde fahren. Beide wollten noch einmal rausfahren. Lewis dachte, dass die Strecke langsamer sei, also brach er sie ab. Nico fuhr weiter."

Damit bestätigte Lauda, dass Hamilton selbst Schuld hatte, kein besseres Ergebnis erzielt zu haben. "Es war Lewis' Entscheidung, weil er dachte, dass er nicht schneller fahren kann", so der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende. "Aber Nico hat bewiesen, dass es doch ging und wurde bestätigt." Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff suchte nicht nach Ausflüchten und bestätigte, dass Hamilton die Entscheidung, den Run abzubrechen, allein getroffen habe: "Er hat die Situation nicht richtig eingeschätzt."

Knifflige Bedingungen im Qualifying, Foto: Sutton
Knifflige Bedingungen im Qualifying, Foto: Sutton

Am Ende nur noch volles Rohr

Gleichzeitig wies Wolff auf die schwierige Situation während des Qualifyings hin, in der es in der Schlussphase drunter und drüber ging. "Man kann mehr falsch machen als richtig, siehe Ferrari und Williams", so der Österreicher mit Blick auf die beiden Teams, die schon im Q1 ausgeschieden waren. "Der Kommandostand kommuniziert mit dem Fahrer und ist auf Infos des Fahrers angewiesen, in welchem Zustand sich die Strecke befindet. Der Austausch findet ständig statt, aber in der letzten Runde wurde nicht mehr gesprochen. Alle sind raus und volles Rohr gefahren."

Hamilton war kurz nach Ende des Qualifyings noch zu aufgewühlt und enttäuscht, um eine große Analyse abzugeben. Verständlich, spürt er den Druck von WM-Spitzenreiter Rosberg immer mehr - und dann auch noch die teaminterne Niederlage beim Heimrennen. "Um ehrlich zu sein, ging das alles so schnell, dass ich gar nicht mehr weiß, wie das mit dem Funk war. Ich habe die Runde einfach nicht hinbekommen. Nichts, was sie gesagt haben, hatte einen Einfluss auf meine Entscheidung."

Hamilton hat 29 Punkte Rückstand auf WM-Leader Rosberg, Foto: Sutton
Hamilton hat 29 Punkte Rückstand auf WM-Leader Rosberg, Foto: Sutton

Mit dem Messer zwischen den Zähnen

Von Platz sechs ist für Hamilton trotzdem einiges möglich. "Im Rennen ist alles drin, Lewis hat ein schnelles Auto", versicherte Wolff. "Lewis wird mit dem Messer zwischen den Zähnen fahren, um schnell an Rosberg und Vettel heranzukommen." Auch Pole-Mann Rosberg hatte keine Sorge, dass Hamilton nicht zur großen Aufholjagd bläst. "Es wird ihn einige Zeit kosten, um nach vorn zu kommen", so Rosberg über seinen Teamkollegen. "Aber ich glaube, dass ihm das gelingen wird. Mercedes liegt die Strecke hier besser als Österreich."

Hamilton selbst glaubte nicht daran, dass er am Sonntag in Silverstone gewinnen kann. Sollte das der Fall sein und Rosberg triumphieren, hätten beide Silberpfeile je vier Siege auf dem Konto. "Im Moment sehe ich nicht, dass ich gewinnen kann", sagte Hamilton. "Aber ich gebe mein Bestes. Wenn du nach so einem Qualifying aus dem Auto steigst, ist es schwierig, happy zu sein. Wir haben hier so tolle Fans und ich entschuldige mich dafür, sie heute im Stich gelassen zu haben."

Der Sektorenvergleich: Hamilton vs. Rosberg

ROS (Pole) HAM (Abbruch) HAM (P6)
Zeit: 1:35.7661:47.3171:39.232
S1:30.082 31.19829.505
S2:39.110 46.31638.740
S3:26.574 29.80330.987