Heimspiele gibt es viele in der Formel 1, doch für Red Bull steht an diesem Wochenende ein Highlight der besonderen Art an. Rückkehr der Formel 1 nach Österreich nach elf Jahren, der umgebaute Red Bull Ring und Riesen-Euphorie unter den Fans in der Steiermark - die perfekten Zutaten für ein Wochenende, das Helden hervorbringt. Das Problem: Für Red Bull könnte ein Platz auf dem Podium eng werden. Daniel Ricciardo hat von Startplatz fünf zumindest realistische Chancen auf seinen zweitn Podestplatz in Folge, doch für Sebastian Vettel sieht es von P12 ziemlich düster aus.

Den Ingenieuren des Weltmeister-Teams steht eine lange Nacht bevor. Wie bringen wir die Autos nach vorn, wird sich das Team kollektiv fragen und nach Antworten suchen. Rein über den Speed dürfte es schwierig werden, die Autos mit Mercedes-Power geben in Österreich klar den Ton an. Siehe Williams mit der historischen Doppel-Pole und sechs Mercedes-Motoren in den Top-10. Also muss es bei Red Bull über die Strategie gehen.

Der Stier soll zeigen: Das ist Red-Bull-Land!, Foto: Sutton
Der Stier soll zeigen: Das ist Red-Bull-Land!, Foto: Sutton

Lange Nacht vorm Computer

"Man wird alle Möglichkeiten über ein Computerprogramm runterspielen", kündigte Helmut Marko bereits an. "Das wird bis weit nach Mitternacht dauern. Dann schauen wir, welches Risiko es wert ist - bis morgen früh haben wir ein Ergebnis." Die Taktik sollte ein entscheidender Faktor auf dem Red Bull Ring werden - schließlich stehen den Teams keine Daten aus den vergangenen Jahren zur Verfügung, sie müssen sich auf ihre Long Runs aus dem Training verlassen.

Auch dort lief es bei Red Bull alles andere als optimal, der RB10-Bolide hatte mit den Temperaturen und Reifen zu kämpfen. Vielleicht ein Vorteil: Am Rennsonntag soll es etwas wärmer werden als in den vergangenen Tagen, das könnte der Truppe in die Karten spielen. Zumindest setzen Vettel und Co. große Hoffnungen ins Wetter. "Die Temperaturen dürften morgen ein Vorteil sein", glaubte Ricciardo. "Wenn es wärmer ist, läuft es vielleicht besser bei uns. Heute konnte die Spitzengruppe allerdings mehr aus den Reifen herausholen."

Die langen Geraden bereiten Red Bull Probleme, Foto: Sutton
Die langen Geraden bereiten Red Bull Probleme, Foto: Sutton

Reifen als Hoffnungsschimmer

Reifen als Hoffnungsschimmer - viel mehr hat Red Bull aktuell beim Kampf ums Podium offenbar nicht zu bieten. Ricciardo war schon überrascht, dass der so große Probleme beim Einzug ins Q3 hatte. Am Donnerstag hatte der junge Australier noch wesentlich zuversichtlicher geklungen und einen Platz in dn Top-5 als Mindestziel ausgegeben. "Ich hoffe, dass hier viele ihre Eier in den Qualifying-Korb gelegt haben und ich denke, dass wir im Rennen besser aufgestellt sind", so Ricciardo.

Vettel dürfte unter normalen Umständen nichts mit dem Podium zu tun haben - zumindest nicht aus eigener Kraft. Nach vorn gehen soll es trotzdem, auch wenn sich der Vierfach-Weltmeister eine genaue Prognose sparte. "Ich hoffe, dass wir mit der richtigen Reifennutzung und der Strategie einen Schritt nach vorn machen können", sagte er nur. Die Frage lautet: Gelingt Red Bull das Reifenmanagement im Rennen besser?

Red Bull steht eine lange Nacht mit Datenanalyse bevor, Foto: Sutton
Red Bull steht eine lange Nacht mit Datenanalyse bevor, Foto: Sutton

Traut sich Red Bull den Ein-Stopp?

Pirelli gibt als wahrscheinlichste Variante eine Zwei-Stopp-Strategie aus. Diese sieht den Start auf den superweichen Reifen vor mit einem Anfangs-Stint von 13 Runden. Dann zwei Reifenwechsel in den Runden 13 und 42 auf die härtere Mischung. Ob Red Bull sich traut, auf lediglich einen Boxenstopp zu setzen? In diesem Fall wäre der erste Stint etwa 18 Runden lang und die restliche Distanz von 53 Runden müsste auf einem Satz Soft-Reifen bestritten werden. Marko tendierte am Samstag eher zu einer Zwei-Stopp-Variante im Red Bull-Lager.

Vettel erklärte Red Bulls Schwachstelle in Sachen Reifen: "Es ist nicht sehr heiß hier und die Strecke hat nicht viele Highspeed-Kurven, um die Reifen aufzuwärmen. Das gleiche Problem hatten wir in Kanada, wo der Kurs ein ähnliches Layout hat wie der Red Bull Ring." Das Ende des Montreal-Rennens ist bekannt. Diesmal dürfte Red Bull aber noch etwas mehr Glück benötigen...