Es ist vollbracht. Nach Jack Brabham, Alan Jones und Mark Webber trug sich Daniel Ricciardo als vierter Australier in die Siegerlisten der Formel 1 ein. Bis zu seinem 57. Grand Prix musste der stets fröhliche Red-Bull-Pilot warten, ehe er die oberste Stufe des Treppchens erklimmen durfte, doch in Montreal schlug seine große Stunde.

Mercedes-Probleme öffnen die Tür

Ricciardo machte sich die technischen Schwierigkeiten der Mercedes-Piloten zunutze und überholte Nico Rosberg in der Schlussphase des Rennens, nachdem der Deutsche nicht mehr über die volle Motorleistung verfügte und Ricciardo auf der langen Gerade mehr oder weniger kampflos passieren lassen musste. Lewis Hamilton war bereits zuvor ausgeschieden.

"Ich bin ein Grand-Prix-Sieger! Das kommt mir ein bisschen surreal vor, um ehrlich zu sein, weil es am Ende des Rennens so schnell ging", konnte Ricciardo seinen Triumph kurz nach dem Fallen der Zielflagge noch gar nicht so recht fassen. Der Australier hing lange Zeit hinter Sergio Perez auf dem dritten Platz fest, doch als er den Mexikaner endlich überholt hatte, wusste er, dass auch Rosberg in der DRS-Zone nicht unschlagbar war. "Von da an war es einfach unglaublich", strahlte der 24-Jährige über das ganze Gesicht.

Aufgrund des Unfalls zwischen Perez und Felipe Massa in der letzten Runde ging der Grand Prix hinter dem Safety Car zu Ende, was für Ricciardo keine alltägliche Situation darstellte. "Ich wollte einfach sicherstellen, dass die beiden verunfallten Fahrer in Ordnung waren, bevor ich zu feiern begann", erklärte er, warum sein Jubel zunächst ein wenig gedämpft ausfiel.

Ricciardo genoss die Champagner-Dusche, Foto: Sutton
Ricciardo genoss die Champagner-Dusche, Foto: Sutton

Lob von allen Seiten

Ricciardo ist erst der dritte Fahrer, der einen Grand Prix in Diensten von Red Bull gewann - zuvor gelang dies nur Sebastian Vettel sowie Mark Webber. "Seit er sich dem Team angeschlossen hat, war er phänomenal und hat sich den Sieg heute völlig verdient", streute Teamchef Christian Horner seinem Schützling Rosen.

Zwar habe Ricciardo zweifelsfrei vom Pech der Mercedes-Piloten profitiert, doch er musste die Situation auch erst zu seinen Gunsten nutzen, betonte Horner. "Sein Überholmanöver gegen Perez war der entscheidende Moment in den letzten zehn Runden", rekapitulierte der Brite. "Dann war er in der Lage, Nico Rosberg in den verbleibenden Runden leicht zu überholen und den Sieg in Montreal einzufahren."

Ricciardo überquerte die Ziellinie als Erster, Foto: Sutton
Ricciardo überquerte die Ziellinie als Erster, Foto: Sutton

Doch nicht nur aus den eigenen Reihen gab es viel Lob für den Premierensieger, auch die geschlagene Konkurrenz gratulierte aufrichtig. "Glückwunsch an Daniel Ricciardo zu seinem ersten Grand Prix-Sieg", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Er ist nicht nur schnell, sondern auch ein frisches, neues Gesicht als Sieger in der Formel 1. Das ist eine sehr gute Nachricht für unseren Sport."

Durch seinen Sieg schob sich Ricciardo auf den dritten Platz der Weltmeisterschaft und ist nun der erste Verfolger des Silberpfeil-Duos, auch wenn dieses bereits ziemlich weit enteilt ist. Auf seinen Red-Bull-Teamkollegen Vettel hat der Australier mittlerweile einen Vorsprung von 19 Zählern herausgefahren.