Am Mittwoch waren in Barcelona alle Ohren auf Nico Rosberg und Mercedes gerichtet. Das Team probierte am zweiten und letzten Tag der Testfahrten in Spanien erstmals den so genannten Megaphon-Auspuff aus. Das Ziel: die Turbo-Autos nach der anhaltenden Dauerkritik am F1-Sound lauter machen. Das Ergebnis nach Rosbergs 102 Runden in Barcelona: enttäuschend. In Rosbergs Worten: "Der neue Auspuff hat leider nichts geändert. Wir müssen eine andere Lösung finden, das hier war nicht die richtige."

Motorsport-Magazin.com war auch am Mittwoch an der Strecke und machte die Hörprobe. Fazit: Na ja. Ein bisschen lauter war der Silberpfeil schon, die Unterschiede hielten sich aber arg in Grenzen. Telefonieren in der Boxengasse? Weiterhin problemlos möglich. Aufgeben wollte Rosberg allerdings nicht. "Wir wollen das ja als Team im Sinne des Sports, deshalb müssen wir weiter pushen. Natürlich sind wir glücklich, solche Dinge auszuprobieren, wenn es das ist, was FIA und Fans möchten."

Tröte im Großformat: So sieht der Megaphon-Auspuff aus, Foto: Sutton
Tröte im Großformat: So sieht der Megaphon-Auspuff aus, Foto: Sutton

Nichts zu hören

Beim Megaphon-Auspuff handelt es sich aber nicht, wie von einigen Seriensportwagen bekannt, um einen echten Lautsprecher, sondern um ein im Durchmesser vergrößertes Auspuffendrohr am Heck des Autos. Die Mercedes-Konkurrenz war ebenfalls mäßig beeindruckt von der vermeintlichen Klangtröte. "Ich bin eine Runde hinter Nico gefahren, konnte aber nichts hören", sagte Force Indias Testfahrer Daniel Juncadella gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Der Sound von den Motoren ist offensichtlich nicht so laut."

Ob die Sound-Delegation, extra von der FIA abgesandt, vom Klang des Turbo-Silberpfeils überzeugt war nach den Eindrücken vor Ort? Vermutlich nicht. FIA-Boss Jean Todt dürfte das gescheiterte Experiment jedenfalls ziemlich kalt lassen. "Der Sound ist Geschmackssache. Ich habe beispielsweise kein Problem mit dem aktuellen Sound der Autos, aber natürlich kann man es nicht ignorieren, wenn andere Leute es lauter wollen", so der Franzose. Todt rechnet sowieso damit, dass sich in ein paar Monaten niemand mehr über die fehlende Geräuschkulisse aufregen wird.

Der Effekt der Tröte hielt sich arg in Grenzen, Foto: Sutton
Der Effekt der Tröte hielt sich arg in Grenzen, Foto: Sutton

Umfrage: F1 muss lauter werden

Bei einer Blitzumfrage von Motorsport-Magazin.com unter seinen Lesern fiel die Antwort darauf ziemlich eindeutig aus. Wir wollten wissen: "Muss die Formel 1 wieder lauter werden?" 58 Prozent der abgegebenen Stimmen sagten, 'Ja, Mercedes geht den richtigen Weg' (Stand: Mittwoch, 20:00 Uhr). Nr 22 Prozent der User stimmten für 'Nein, die Technik und nicht der Sound steht im Vordergrund'. Die restlichen 20 Prozent fielen auf die Antwortmöglichkeit 'Mir egal, solange die Rennen spannend sind'.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ziemliche Tröten-Aktion in Barcelona - von besserem Sound keine Spur. Schade. Aber: Respekt vor der FIA und den Teams - hier: Mercedes - , auf die Kritik und Wünsche der Fans einzugehen. Dieser Schritt verdient Applaus, das war in der Vergangenheit meist ganz anders. Ob die Formel 1 dieses Jahr wirklich eine Lösung für das vermeintliche Sound-Problem findet? Ich würde kein Geld drauf wetten. Bis sich die Teams geeinigt hätten, wäre die Saison vorbei. Schön aber zu sehen, dass zumindest Anstalten gemacht werden, die Attraktivität der Formel 1 zu erhöhen. (Robert Seiwert)