Jean Todt hatte am Dienstag erklärt, die Pläne der größeren Rennställe zur Senkung der Kosten seien "lächerlich" und ein "Witz". Die Pläne sahen unter anderem das Verbot der Reifenwärmer, die Wiedereinführung der aktiven Radaufhängung und die Einführung von Standardteilen vor.

McLaren-Renndirektor Eric Boullier nahm den FIA-Präsidenten nun für seine deutliche Wortwahl in Schutz. Todt habe damit lediglich ausdrücken wollen, dass die Einfrierung eines bestimmten Teils bei größeren Teams andere Auswirkungen haben wird als bei kleineren. "Ich glaube in diesem Punkt war Jean etwas enttäuscht - er sah, dass einige Diskussionen für einige Teams einen großen Einfluss haben könnten, aber für die anderen nur einen kleinen", sagte er.

Sehr gute Entwicklungsrate

Boullier hat neben der Kostenreduzierung noch einige andere Brennpunkte - seit drei Rennen hat McLaren keine Punkte mehr eingefahren. Ob die Upgrades, die das Team nach Barcelona gebracht hat, das Team nach vorne bringen, wird sich seiner Ansicht nach erst nach den Rennen in Monaco und Kanada zeigen, da diese auf sehr speziellen Strecken stattfinden. "Die Frage, wie sehr wir in der Lage sind, aufzuholen und wie schnell wir aufholen, wird sich erst in Österreich und Silverstone stellen", sagte er. "Ich werde nicht sagen, dass wir in Silverstone gewinnen werden, aber wir werden in diesen Rennen etwas über unsere Fähigkeit, aufzuholen, wissen."

McLaren habe sich jedes Detail ansehen müssen, um zu verstehen, warum der MP4-29 nicht die erwartete Leistung abliefert. Zudem sei es um die Frage gegangen, wie man das Auto auf einer täglichen Basis entwickeln kann und welche Konzepte man anwendet. "Wir haben jetzt alles platziert. Es stimmt, dass wir von ziemlich weit hinten starten, aber wir haben eine sehr gute Entwicklungsrate."

Daher kommt es für Boullier auch nicht in Frage, nach den Rennen in Österreich und Großbritannien einen Strich zu ziehen und sich voll auf die Saison 2015 zu konzentrieren, in der McLaren mit Honda einen neuen Motorenpartner erhält. Ein weiterer Grund sind die Regularien, die es nicht mehr erlauben, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche im Windkanal zu entwickeln. Es gilt die 30/30 Regel - entweder 30 Stunden im Windkanal pro Woche oder 30 teraflops CFD-Daten (numerische Strömungsmechanik) pro Woche oder aber auch eine Kombination aus beidem. "Es ist nicht mehr so wie früher, wo man 24/7 arbeiten und viel Energie und Ressourcen auf den Windkanal verwenden konnte."

Einen Schnitt könnte es nach Silverstone aber doch geben: Boullier kündigte eine Radikalisierung an. "Es ist möglich, dass wir zu radikaleren Konzepten übergehen anstatt uns auf das Auto von 2015 zu konzentrieren, und an diesen Konzepten arbeiten wird schon."