Es ist das Duell David gegen Goliath, Australien gegen Deutschland, vierfacher Weltmeister gegen neuen Red-Bull-Piloten oder einfach: Daniel Ricciardo gegen Sebastian Vettel. Der Australier schickte sich auch in China wieder an, das teaminterne Duell in seine Richtung zu lenken. In beiden Freien Trainings lag Ricciardo deutlich vor Sebastian Vettel. In der ersten Session landete der vierfache Weltmeister nur auf dem neunten Rang, während Ricciardo mit 0.857 Sekunden Vorsprung auf Vettel Dritter wurde.

"Es gibt für uns noch eine Menge zu tun - speziell für mich", erklärte Vettel nach seiner Bestzeit von 1:39.015 Minuten, die im zweiten Freien Training zu Rang fünf reichte. "Ich bin noch nicht dort, wo ich gerne wäre, aber wir haben Fortschritte gemacht." Im Verlauf des Tages hätte es kein größeres Problem gegeben.

Aufmunternde Longruns

Ricciardo landete am Nachmittag auf dem vierten Gesamtrang - etwas mehr als zwei Zehntel vor Vettel. Viel wichtiger waren für den Australier aber die guten Longruns. "Das Team sagte, dass uns die Longruns gut geglückt sind und ich denke, dass wir im Vergleich zu den anderen die meisten Runden auf den weichen Reifen fahren konnten - das ist positiv", freute sich Ricciardo. Für den Anfang ein gutes Zeichen, allerdings komme das erst zum Tragen, wenn Red Bull im Rennen auch einen Stopp weniger als die Konkurrenz machen könne.

Daniel Ricciardo war mit seinen Longruns sehr zufrieden, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo war mit seinen Longruns sehr zufrieden, Foto: Red Bull

Mercedes unerreichbar

Neben dem guten Umgang mit den Reifen machte auch der deutlich geringere Abstand zu Mercedes - nur eine knappe halbe Sekunde - Mut. Allerdings glaubt Vettel nicht, dass die Silberpfeile in Shanghai in Reichweite sind. "Vielleicht haben sie heute noch nicht alles gezeigt", warnte der vierfache Weltmeister davor, die geringen Zeitabstände zu hoch zu hängen. Sie seien nach wie vor Favorit und Red Bull nicht auf demselben Level. "Ich war hinter einem Mercedes auf dem Longrun und es sieht aus, als könnten sie tun, was immer sie wollen."

Diese Meinung teilte auch Ricciardo. Zwar würde er sich wünschen, dass die geringen Abstände auch im Qualifying bestehen bleiben, glaubt aber an weitere Leistung im F1 W05 von Mercedes. Zudem tauchte im Freien Training ein weiterer Kandidat für das heißersehnte Podest auf. "Ich denke, dass Mercedes immer noch schnell sein wird und Ferrari sah heute recht schnell aus", warnte er vor der roten Konkurrenz. Die Herausforderung, beide Autos unter die Top-3 zu bekommen, erachtet Ricciardo noch als zu groß, aber ein Auto würde ihm bereits genügen. "Und wenn das eine dann noch ich bin, dann wäre ich für den Moment glücklich und das ist unser Ziel für das Wochenende." Es wäre das erste Podest für Riccardo, nachdem er in Australien disqualifiziert wurde und in Bahrain um nur 0,4 Sekunden an Platz drei vorbeischrammte.

Vettel vs. Renault-Verbesserungen

Im Moment ist klar: Der Abstand nach vorne ist zu groß und dieses Problem ist nicht innerhalb weniger Rennen zu lösen. Dennoch ist Ricciardo fest überzeugt, dass die Mannschaft sich Schritt für Schritt annähert. Laut Renault-Motorenchef Remi Taffin bereits an diesem Wochenende, denn mit der Power Unit geht es bergauf. "Dank der Software-Upgrades und einigen Performance-Teilen verlieren wir auf heiklen Kursen in Sachen Power deutlich weniger auf die schnellsten Autos", erklärte Taffin.

Statt dieser deutlichen Steigerung bemerkte Vettel allerdings nach eigenen Aussagen nur minimale Veränderungen. "Das meiste läuft im Hintergrund ab und es ist nicht so, als hätten wir Power gewonnen. Das würden wir gerne, aber das ist nicht wirklich möglich", untermauerte der vierfache Weltmeister.