Nur Red Bull störte das Gesamtkunstwerk von Mercedes in der flutlichtdurchdrängten Nacht von Bahrain. Sechs Mercedes befeuerte Autos unter den Top-8 des Bahrain Grand Prix - der Motorenbauer aus Brixworth dominiert die Formel 1 in diesen ersten Wochen der Saison. Es sind nicht nur die Werks-Silberpfeile, die den Ton angeben. Lewis Hamilton und Nico Rosberg fahren sowieso in einer eigenen Liga, doch auch die restlichen Mercedes-Kunden erheben Anspruch auf die Spitze.

Force India und Williams heißen die neuen Podiumsaspiranten, vorbei scheint die Zeit der ehemaligen Elite rund um Red Bull, Ferrari und Lotus. Wachablösung an der Spitze? Nur bedingt, denn Bahrain war sicherlich ein Sonderfall. Schon vor dem Wochenende war klar, dass der Kurs mit seinen schier unendlich vielen Geraden den Mercedes-Teams in die Karten spielen würde. "Auf dem Papier war Bahrain die härteste Strecke für uns", sagte Kimi Räikkönen, der nur noch den Kopf einzog, als Sergio Perez und Co. an ihm vorbeiflogen.

Perez holt das zweite F1-Podium für Force India nach 2009, Foto: Sutton
Perez holt das zweite F1-Podium für Force India nach 2009, Foto: Sutton

Abhaken und hoffen

Ferraris und Renaults Power Unit waren in der Wüste von Sakhir chancenlos gegen die Mercedes-Power, wie auch Sebastian Vettel schmerzlich feststellen musste. "Ganz vorne konnten wir nicht mitreden, das war eine andere Nummer", sagte der Weltmeister mit Blick auf die Konkurrenz. Red Bull - einst mit dem Plan, von der Pole einfach zum Sieg zu fahren - musste sich sogar Taktikspielchen mit weniger Boxenstopps bedienen, um nicht ganz abzufallen.

Bleibt nur eines für Red Bull und Co.: Das Wochenende abhaken und nach vorn schauen. In zwei Wochen geht es in China weiter - einem Kurs, der weniger von Geraden dominiert wird als der Bahrain International Circuit. Mehr als Hoffen bleibt der Mercedes-Konkurrenz nun sowieso nicht übrig. "Wenn wir in den nächsten beiden Rennen schneller sind als Hülkenberg und Williams, dann werden sie sagen müssen, dass ihnen etwas zu Ferrari fehlt, weil wir vielleicht den besseren Speed in den Kurven haben", blickte Fernando Alonso voraus.

Ferrari tat sich schwer in Bahrain, Foto: Sutton
Ferrari tat sich schwer in Bahrain, Foto: Sutton

Nächste Pleite in China?

Doch wie sieht es in China aus, schließlich erwartet die Fahrer hier eine extrem lange Gerade im dritten Sektor, auf der die Mercedes-Teams einen möglichen Rückstand von den kurvigen Passagen wieder herausholen können. "In China könnten wir auch wieder im Hintertreffen sein", schwante Renaults Motorenchef Remi Taffin nichts Gutes. "Aber wegen der Updates, die wir nächste Woche hier testen, sollten die Renault-Autos in den folgenden Rennen näher in Richtung Spitze fahren."

Klingt stark danach, dass in Shanghai weitere Mercedes-Festspiele anstehen, bevor das Feld nach dem vierten Rennen ein wenig enger zusammenrückt. Barcelona mit seinen vielen Ecken könnte die Rückkehr der gebeutelten Ferraris und Renaults bedeuten. "In Spanien und Monaco sollten wir besser aussehen, da sind hoffentlich ein paar Podestplätze drin", so Alonso, der noch auf sein erstes Podiums-Finish in dieser Saison wartet.

Mercedes ist in diesen Wochen unantastbar, Foto: Sutton
Mercedes ist in diesen Wochen unantastbar, Foto: Sutton

Mercedes besser als der Rest

Strecken mit höherem Verlangen nach Downforce könnten vielleicht helfen, aber wie sieht es mit Mercedes aus? Aktuell sind die Silberpfeile bis zu zwei Sekunden schneller als der Rest - ein enormer Vorsprung, den auch ein paar Kurven mehr nicht so schnell ausgleichen sollten. "Mercedes macht nun einmal einen fantastischen Job, sie haben bessere Arbeit geleistet als alle anderen", sagte Alonso. Red Bull hielt sich mit Lobesgesängen auf die Konkurrenz eher zurück und vertraute auf die eigenen potenziellen Stärken.

"Man sieht das Potenzial unseres Motors", meinte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. "Ein ganz wesentlicher Faktor ist auch das Benzin. Wenn man das richtige Benzin zum Antriebsstrang hat, bedeutet das gleich 30 PS mehr. Wenn diese Faktoren in einer fahrbaren Weise abrufbar sind, könnten wir schon in Barcelona in Schlagdistanz sein."

Zumindest stehen die theoretischen Chancen besser als zuletzt, als wegen der aufeinanderfolgenden Rennen kaum Zeit für Verbesserungen blieb. Ginge es nach Mercedes und seinen Kunden-Teams, würde das nächste Rennen wohl am besten schon am Montag stattfinden.