"Q3 hätte unglaublich werden können, aber es war nicht so", sagte Jenson Button mit einem Schmunzeln im Gesicht. Das fasst das Qualifying von McLaren in Malaysia passend zusammen. Wo in Melbourne noch zwei Podestplätze gefeiert wurden, herrscht nun nach den Startplätzen acht und zehn Krisenstimmung. "Wir sind sicher nicht hierher gekommen, um Achter und Zehnter zu werden. Deshalb bin ich nicht zufrieden. Aber angesichts der schwierigen Bedingungen haben beide Fahrer richtig gute Arbeit abgeliefert", erklärte Jonathan Neale im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Diese schwierigen Bedingungen begannen bereits im dritten Freien Training. Kevin Magnussen und Button kamen zusammen lediglich auf neun Runden. Schuld war ein Sensoren-Problem, das McLaren zunächst sogar an der Teilnahme am Qualifying zweifeln ließ. Die Behebung des Problems musste mit äußerster Vorsicht angegangen werden, um nicht die Beschädigung des Motors zu riskieren. Doch bereits einige Zeit vor dem Qualifying die beruhigende Nachricht der Teilnahme. "Ich bin sehr erleichtert, dass wir unsere Sensoren-Probleme vom Vormittag lösen konnten", erklärte auch Neale.

Die Reifenkrux

Das eine Problem gelöst, das nächste tauchte auf: Bereits in Q1 entschied McLaren beide Piloten auf Regenreifen auf die Strecke zu schicken - alle anderen Teams setzten auf Intermediates. Der Sprung in Q2 gelang, das Drama schien abgewendet. Doch dann kam das besagte Q3. Erneut beide Piloten auf Intermediates, während alle Top-Leute die Regenreifen wählten. "Es wäre besser gewesen, gleich auf die Regenreifen zu setzten, aber ich bin immer noch am Lernen und es ist schwierig, immer zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung zu treffen", erklärte Rookie Kevin Magnussen.

Im Gegensatz zu Teamkollege Jenson Button wählte Magnussen aber den Notausgang und wechselte während Q3 nochmals auf Regenreifen. Damit landete er in der Endabrechnung zwei Plätze vor Button, der von seiner Reifenwahl zunächst überzeugt war. "Als wir auf die Strecke gingen, waren die Bedingungen an der Grenze. Wenn es nicht wieder geregnet hätte, wäre es definitiv der richtige Reifen gewesen", resümierte Button. Tatsächlich sahen die Zwischenzeiten laut Teamchef Eric Boullier zu Beginn vielversprechend aus - bis der Regen wieder einsetzte.

Der Weltmeister von 2009 übernahm die volle Verantwortung für seine Entscheidung und bereute diese auch nicht. "Wenn du auf Regenreifen der Schnellste bist, rentiert es sich nicht. Wenn du aber ohnehin am Ende der Top-10 bist, musst du etwas probieren. Es hätte uns schließlich auch nach vorne spülen können", so Button. Dem pflichtete Neale bei. "Es war eine mutige Entscheidung, im Q3 auf Intermediates zu bleiben. Das war Jensons Entscheidung. Zu diesem Zeitpunkt war das ein Glücksspiel."

Magnussen sagt sorry

Als richtiger Gradmesser für die McLaren-Performance auf Regenreifen lässt sich auch Magnussen nicht heranziehen. Der Rookie rutschte in Q2 kurz vor der Boxeneinfahrt ins Kiesbett und beschädigte sich dabei den Unterboden. "Es war mein Fehler", so der Däne. "Es war recht dunstig und in der letzten Kurve stand noch Gischt. Ich habe den Bremspunkt verpasst, die Hinterreifen haben blockiert und ich ging seitwärts in den Schotter."

Kevin Magnussen entschuldigte sich für seinen Patzer, Foto: Sutton
Kevin Magnussen entschuldigte sich für seinen Patzer, Foto: Sutton

Magnussen entschuldigte sich für seinen Ausrutscher beim Team. Obwohl er nicht wusste, wie viel Performance-Verlust mit diesem Fehler verbunden war, steckte seiner Meinung nach mehr Leistung im Auto. Nun muss er das Rennen aus der achten Startposition in Angriff nehmen. Nach seinem Podestplatz in Melbourne wenig zufriedenstellend. "Platz acht ist nicht richtig gut und nicht richtig schlecht. Wir stehen auf jeden Fall nicht dort, wo wir sein wollen", resümierte er.

Performance streckenabhängig

Ob Regen, falsche Reifenwahl oder beschädigter Unterboden; ein Ergebnis wie in Australien wäre laut Button ohnehin schwierig geworden. Auf dem Sepang International Circuit könne der MP4-29 seine Stärken nicht wirklich zeigen, was neben den heißen Temperaturen am fehlenden Abtrieb liege. "Es ist in allen Bedingungen hart. Wenn es trocken ist und du nicht genug Abtrieb hast, dann überhitzen die Reifen, im Nassen bekommst du sie nicht in den Arbeitsbereich", erklärte der Brite in Bezug auf die Probleme in Hochgeschwindigkeitskurven. Dieses Abtriebs-Problem war bei McLaren bereits zu Beginn der Saison kein Geheimnis.

Nun heißt es mit Updates den Rückstand - speziell auf Mercedes - aufzuholen. Genau in diesem Bereich sieht Button aktuell die Stärken seiner Mannschaft. Es sei nicht möglich, bei einem so eng gesteckten Terminkalender neue Teile auf der Strecke zu entwickeln, da geschehe alles im Windkanal. "Bisher hat in diesem Jahr mehr oder weniger alles auf der Strecke funktioniert, was wir im Windkanal entworfen haben - das stimmt mich positiv."

Hoffnung auf kühle Temperaturen

Bis neue Updates kommen, müssen Magnussen und Button in Malaysia aber das Beste aus der Situation machen. Ein trockenes Rennen würde dabei enorm helfen, ist Button überzeugt. Vor allem der späte Start von 16 Uhr Ortszeit kommt seiner Meinung nach dem Team entgegen, denn zu diesem Zeitpunkt sollte die Strecke rund zehn Grad kühler sein. "Unsere Pace ist bei kühleren Bedingungen besser", machte Button deutlich, wo er aktuell die Schwäche des McLaren sieht. Dementsprechend hatte die Mannschaft im zweiten Training am Freitag deutlich mehr zu kämpfen als noch am Vormittag.

Teamkollege Magnussen ist ebenfalls fest überzeugt, dass die Temperaturen eine entscheidende Rolle für das Rennergebnis spielen werden. Mit einer guten Strategie schließt er aber sogar einen Podestplatz nicht komplett aus. "Ich bin überzeugt, es steckt noch Potenzial im Auto. Wir haben zwar vermutlich nicht die Pace für den Sieg, aber es kann alles geschehen."

Diese Meinung vertritt auch Jonathan Neale im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Im Regen ist es unvorhersehbar. Heute hatten wir gehofft, dass der Regen sehr schnell durchziehen würde. Aber es dauerte länger, das war ungewöhnlich. Wer weiß schon, wie es morgen sein wird? Wir müssen mit allen Bedingungen zurechtkommen", erklärte er.