Ihr Sohn Kevin zeigte in Australien eine bravuröse Performance. Waren Sie von seinem starken F1-Einstand überrascht?
Jan Magnussen: Es wäre falsch zu behaupten, dass mich sein Erfolg überrascht hat. Ich weiß wie hart er dafür in den vergangenen Jahren gearbeitet hat. Als ich für McLaren gefahren bin, war er noch zu klein, um das alles mitzubekommen, aber an meine F1-Zeit hat er definitiv Erinnerungen. Es war immer sein Traum ein F1-Fahrer zu werden und vor allem irgendwann den WM-Titel zu gewinnen. Gerade wegen all der harten Arbeit war es schön zu sehen, dass alles wie erhofft verlief.

Es war sein erstes Rennen in einem Top-Team. Der Druck muss enorm gewesen sein.
Jan Magnussen: Stimmt. Normalerweise passieren jungen Fahrern in solch einer Situation Fehler. Kevin hat überraschend wenige Fehler gemacht. Sein Qualifying hat mich am meisten beeindruckt. Die Bedingungen waren extrem schwierig und trotzdem hat er eine fehlerlose Performance gezeigt. Das war wirklich, wirklich beeindruckend.

Jan Magnussen im Interview, Foto: Motorsport-Magazin.com
Jan Magnussen im Interview, Foto: Motorsport-Magazin.com

Sie haben Kevin mit 2 Jahren bereits in ein Kart gesetzt. Wollten Sie, dass er in ihre Fußstapfen tritt?
Jan Magnussen: Ich habe ihn nicht gepusht, wenn sie das meinen. Das alles hat nichts mit meiner Person zu tun. Er ist aus reinem Spaß Kart gefahren. Als es dann im Karting Ernst wurde, hat er Talent und den Willen gezeigt, es ganz nach oben zu schaffen. Ich würde sagen, dass dieser Wille, seine größte Stärke ist. Zudem ist er offen für alles. Er behauptet von sich nicht, alles zu wissen. Er weiß, dass er noch vieles lernen muss und er ist bereit dazu. Ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass die Formel 1 kein Zuckerschlecken ist und dass er sich dem Ganzen zu 100 Prozent verschreiben muss, wenn er erfolgreich sein will. Es ist ein hartes Leben, vor allem wenn man keinen Erfolg hat. Kevin hat definitiv aus meinen Fehlern während meiner F1-Zeit gelernt.

Wie würden Sie Kevin als Fahrer beschreiben. Was sind seine Schwächen und Stärken?
Jan Magnussen: Seine größte Schwäche ist seine mangelnde Erfahrung. Seine größte Stärke ist, dass er erfolgshungrig ist. Er wird sicherlich auch Fehler machen, aber das passiert, wenn man sich selbst pusht. Aber er hat sich angelernt, den Kopf zu benutzen. Er weiß, wann er aggressiv vorgehen und angreifen muss und wann es besser ist, es bleiben zu lassen. Er ist für sein Alter unglaublich reif - kein Vergleich zu mir mit 21 Jahren.

Welchen Rat haben Sie ihm in die F1 mitgegeben?
Jan Magnussen: Mach dir keine Sorgen, morgen kommt ein neuer Tag. Ich bin überzeugt, dass er das Zeug zum Champion hat. Sicherlich nicht in diesem Jahr, aber irgendwann.

Würden Sie sagen, dass McLaren das perfekte Team für Kevin ist?
Jan Magnussen: In diesem Stadium seiner Karriere, auf jeden Fall. Er ist mit McLaren aufgewachsen, er ging durch ihr Academy-Programm und kennt die Leute, die jetzt um ihn herum sind. Im Fahrerlager ist McLaren die sicherste Umgebung für ihn.

Was denken Sie über die neue Formel 1, den neuen Sound?
Jan Magnussen: Vom technischen Standpunkt sind die neuen Autos unglaublich aufregend. Die neue Technologie ist wirklich überwältigend. Sicherlich ist es für die Fans eine immense Veränderung zum letzten Jahr und ich bin nicht die richtige Person, um zu sagen, ob der Weg richtig oder falsch ist. Es ist wie es ist. In der F1 ging es immer darum die technologischen Grenzen auszutesten. Ich persönlich mag den neuen Sound. Er ist cool, es ist eine neue Ära.