Hätte jemand Williams vor vier Monaten gesagt, dass sie in Australien mit beiden Autos in den Top-10 stehen würden, wären die Augen wohl vor Jubel geweitet gewesen. Dieses Kunststück war dem Team letztmalig 2005 gelungen, als Mark Webber von P3 und Nick Heidfeld von P7 aus ins Rennen gingen. An diesem regnerischen Samstag 2014 in Melbourne sieht die Stimmungslage allerdings anders aus. "Beide Autos ins Q3 zu bringen ist im Vergleich zum Vorjahr ein Schritt nach vorne für das Team, aber wir hatten heute ein Auto, das deutlich weiter vorne hätte stehen können", ärgerte sich Felipe Massa.

Regen zerstört Williamstraum

Mercedes und Williams gingen als die großen Favoriten in das Melbourne-Qualifying. Während Mercedes mit den Rängen 1 und 3 diesem Status gerecht wurde, ist Williams nur auf den Rängen neun und zehn zu finden. Als großen Faktor machte das Team den Wetterumschwung aus, denn der FW36 kam nicht mit den Intermediate-Reifen zurecht.

"Das Auto fühlte sich im dritten Training und in Q1 im Trockenen gut an, aber in den nassen Bedingungen kämpften wir mit dem Abtrieb am Heck. Diese Bedingungen haben uns wohl mehr als den anderen geschadet", resümierte Massa. Dieser Meinung war auch der enttäuschte Zehntplatzierte Valtteri Bottas: "Wir hatten die Pace, um weiter vorne zu landen, aber wir bekamen die Intermediates und Regenreifen nichts richtig ans Arbeiten."

Zuverlässigkeit: Trumpfkarte oder schwarzer Peter?

Neben den bekannten Vorteilen durch die Mercedes-Power-Unit glänzte Williams über die gesamten Testfahrten mit Zuverlässigkeit und schierer Unkaputtbarkeit. Genau diese Trumpfkarte soll im Rennen ausgespielt werden, zumal mit den beiden Toro Rosso oder Daniel Ricciardo ein paar Sorgenkinder der Testfahrten vor ihnen stehen.

Allerdings blieb in Australien auch Williams nicht verschont. Durch einen Getriebewechsel vor dem Qualifying muss Bottas fünf Plätze in der Startaufstellung zurück. "Es ist schade, dass wir mein Getriebe wechseln mussten, denn unsere Zuverlässigkeit sah während der Testfahrten so gut aus", sagte ein geknickter Bottas. Damit bleibt auch der Unsicherheitsfaktor, ob Massas Getriebe - das bisher noch keine Probleme bereitete - ebenfalls den Defektteufel an Bord hat. "Das Rennen könnte morgen sehr unvorhersehbar werden und die Zuverlässigkeit ist wichtig. Daher müssen wir sicherstellen, dass wir keine Probleme mit dem Auto haben", warnte Massa.

Der große Hoffnungsschimmer

Nun heißt es bei Williams: Qualifying abhaken und Fokus auf das Rennen. Die Wettervorhersagen des Teams verheißen Gutes, denn es soll am Sonntag trocken bleiben. "Unsere Pace im Trockenen sah recht stark aus, daher haben wir gute Chancen auf Punkte - sollte es morgen trocken bleiben", zeigte sich Bottas optimistisch. Sollte es für einen der beiden Piloten tatsächlich bis ganz nach vorne gehen, könnte Williams den ersten Australien-Sieg seit 1996 feiern, als Damon Hill triumphierte.