Legt man die Eindrücke der Testfahrten zugrunde, geht Mercedes als großer Favorit auf den Gewinn der Weltmeisterschaft in die neue Saison. Während jene Teams, die ihre Motoren von Ferrari und Renault beziehen, immer wieder mit Problemen zu kämpfen hatten, konnten die vier Mercedes-Mannschaften ihre Testprogramme ohne größere Schwierigkeiten abspulen und sehen sich dementsprechend gut für die bevorstehenden Aufgaben gerüstet.

Der Mercedes-Motor besticht durch Standfestigkeit, Foto: Mercedes
Der Mercedes-Motor besticht durch Standfestigkeit, Foto: Mercedes

"Vieles ist auf unsere Planung zurückzuführen, die wir begonnen haben, sobald die Regeln bekannt wurden. Es reicht aber sogar noch weiter zurück - bis zum Designprozess des KER-Systems 2009 und dessen Weiterentwicklung 2010", erklärt Andy Cowell, Managing Director Mercedes-AMG High Performance Powertrains in Brixworth, wie man bei der Entwicklung der Turbo-Aggregate vorging. "So erhielten wir eine zweite Generation, die bei uns im Haus entwickelt und 2011 von sechs Autos eingesetzt worden ist. Damit hatten wir eine starke Basis an internem Wissen, Fähigkeiten und Kapazitäten für das Hybrid-Konzept."

Mit insgesamt 17.994 km legten die Mercedes-Teams in Jerez und Bahrain deutlich mehr Distanz als die Rennställe der konkurrierenden Motorenhersteller zurück. "Wer viel fährt, kann auch viele Dinge von seiner Liste streichen", so Cowell, der jedoch festhält, dass auch Mercedes nicht vor Problemen gefeit war. "Im Verlauf der Tests gab es einige Schwierigkeiten, die mit der Power Unit zu tun hatten, besonders an den letzten paar Tagen, als wir versuchten, längere Distanzen zurückzulegen." Unter dem Strich seien die Ergebnisse jedoch ermutigend gewesen, da die Prüfstandsversuche und Streckentests gut übereinstimmten.

Lange Saison

Zu viel möchte man bei Mercedes mit Hinblick auf den Saisonstart allerdings gar nicht in die bei den Testfahrten erbrachten Leistungen hineininterpretieren. "Zu diesem Zeitpunkt geht es darum, unermüdlich das Risiko von Problemen an einem Rennwochenende zu minimieren", erklärt Cowell, worauf der Fokus lag. "Uns allen steht eine wichtige Woche in Melbourne bevor, aber uns ist bewusst, dass dies nur das erste Rennen in einer langen Saison ist."

Die große Frage vor dem ersten Saisonrennen lautet, wie viele Autos die Zielflagge sehen werden. Während Pessimisten damit rechnen, dass fast alle Piloten vorzeitig ausfallen werden, ist Cowell zuversichtlicher gestimmt. "Die Vorhersagen vor dem Beginn der Wintertests sprachen von einem absoluten Desaster. Die Autos hätten noch nicht einmal eine Runde drehen sollen. Wenn wir uns die erzielte Kilometerleistung ansehen, ist diese ziemlich beeindruckend. Ich denke, diese Bedenken sind gesunken", sagt der Brite.

Wer im Albert Park den Sieg davon tragen will, muss über einen Wagen verfügen, der sowohl zuverlässig als auch leistungsstark ist. "Wir müssen sicherstellen, dass alle Aspekte des Systems perfekt abgestimmt sind, dies aber gleichzeitig keine Zuverlässigkeitsschwierigkeiten hervorruft", kennt Cowell das Erfolgsrezept. Insgesamt dürfen pro Saison lediglich fünf Power Units je Pilot eingesetzt werden, sonst drohen Strafen. "Unsere Herausforderung ist es nun, die gesammelten Daten von den Testfahrten anzusehen und statistische Analysen durchzuführen, damit wir bei jedem der 19 Grands Prix eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit haben."