Die Formel-1-Piloten fühlen sich 2014 in ihre Schulzeit zurückversetzt. Aufgrund des neuen Reglements müssen sie erst Schritt für Schritt lernen, wie ihre überarbeiteten Boliden zu fahren sind. Die Autos verfügen über weniger Downforce und Grip, hinzu kommt ein höheres Drehmoment der 1,6-Liter-V6-Turbomotoren. Und zu guter Letzt dürfen nicht mehr als 100 kg Sprit zugetankt werden, was die Herausforderung weiter verschärft.

Vorteil Button?, Foto: Sutton
Vorteil Button?, Foto: Sutton

Der dreifache Le-Mans-Sieger und ehemalige Grand-Prix-Pilot Allan McNish glaubt, dass diese Anforderungen vor allem Jenson Button in die Karten spielen könnten. "Jene Fahrer, die ihren Treibstoff am besten einsetzen, werden einen Vorteil haben", erklärte der Schotte in seiner BBC-Kolumne. "Button fährt von Haus aus auf diese Art. Seine Lenkbewegungen sind sehr sanft und er war immer äußerst feinfühlig mit dem Gaspedal." Deshalb habe der Champion von 2009 auch stets unter nassen oder schwierigen Bedingungen sein Können aufblitzen lassen, während ihm das Qualifying nicht entgegenkomme, so McNish.

"Wegen seines natürlichen Fahrstils würde ich von ihm erwarten, dass er am meisten aus dem Wagen herausholen kann - vor allem in Rennen, in denen der Spritverbrauch hoch ist", erklärte der Schotte. Während Button in der Lage sei, Runde für Runde den optimalen Treibstoffverbrauch zu erzielen, würden Piloten mit aggressiverem Fahrstil über einen Nachteil verfügen, glaubt McNish.

Alle Augen auf Hamilton

Ein Paradebeispiel für einen solchen Fahrer sei Lotus-Mann Pastor Maldonado. "Er ist ziemlich aggressiv auf dem Gaspedal und spielt mehr damit, weil das Teil seines natürlichen Fahrstils ist", führte McNish mit Blick auf den Venezolaner aus. "Er steigt ein und treibt das Auto um die Strecke. Das ist etwas, was man als Zuschauer gerne sehen möchte, aber in dieser Umgebung ist es nicht hilfreich, weil es zu viel Sprit verbraucht." Fahrer wie Maldonado werden ihren Fahrstil adaptieren müssen, ist McNish überzeugt.

Auch an der absoluten Spitze des Feldes gebe es den einen oder anderen Piloten, der sich besser als seine Kollegen an die neuen Anforderungen anpassen kann. "Fernando Alonso ist zweifelsfrei jemand, der sich an so viele unterschiedliche Dinge gewöhnen kann", erklärte McNish. Sebastian Vettel würde sich ebenfalls in diese Richtung bewegen, aufgrund der Entwicklungsweise bei Red Bull sei der Vierfach-Champion in den letzten Jahren aber mit einem anderen Arbeitsstil vertraut gewesen.

"Kimi Räikkönen ist jetzt ein anderer Fahrer als in seinen frühen Tagen bei McLaren", hielt McNish fest. "Seit seiner Rückkehr mit Lotus ist er in der Lage, viel effizienter zu fahren." Zu Ferrari-Zeiten habe der Iceman hingegen Probleme gehabt, aus dem Wagen das Maximum herauszuholen, wenn dieser nicht nach seinen Wünschen abgestimmt war, doch diese Schwierigkeiten gehören der Vergangenheit an, ist der Schotte überzeugt.

Besonders angetan ist McNish von den Silberpfeilen. "Ich glaube noch immer, dass Lewis Hamilton der schnellste Mann über eine Runde ist", betonte er. "Letztes Jahr, als er gelernt hat, mit Mercedes zu arbeiten, hat er einige beeindruckende Leistungen gebracht, die meisten davon jedoch im Qualifying. Rosberg hatte zu dieser Zeit hingegen im Rennen die Nase vorne. Es wird sehr faszinierend zu beobachten sein, wie Hamilton auf die besonderen Anforderungen der Spritspar-Formel reagieren wird."