So sehr wie in jüngster Zeit standen Teamchefs wohl schon lange nicht mehr im Fokus. Ross Brawn hat Mercedes verlassen und der Formel 1 zugunsten des Angelsports den Rücken gekehrt. Eric Boullier hat Lotus Lebewohl gesagt und bei McLaren angeheuert, wo Martin Whitmarsh wohl auf dem Absprung und möglicherweise auf dem Weg zu Lotus ist.

Für Mercedes ist ein Teamchef kein Thema mehr. "Diese Position gehört der Vergangenheit an", betonte Toto Wolff gegenüber der offiziellen Webseite der Formel 1. "Wir glauben, dass unsere Managementstruktur die richtige Antwort auf die Bedürfnisse eines modernen Formel-1-Teams ist." Wolff selbst ist für den geschäftlichen Teil, der neu hinzugestoßene Paddy Lowe für den technischen Teil verantwortlich. "Die Struktur, die wir eingeführt haben, beruht auf klaren Kompetenzen und Fähigkeiten innerhalb des Managements", erläuterte Wolff.

Dabei gehe es nicht darum, die Arbeit aufzuteilen, sondern als Team so zusammenzuarbeiten, dass die Fähigkeiten kombiniert werden. "Ich würde sagen, dass es wie in jedem anderen großen Unternehmen ist: Es gibt nicht den einen Typen im Aufsichtsrat, der alle Entscheidungen trifft - es wird nach Kompetenz aufgeteilt."

Wolff stellte jedoch nicht nur einen Vergleich zu anderen Unternehmen, sondern auch zu anderen Sportarten an, wo die Rolle des Teamchefs nicht bekannt ist. "Sehen Sie sich den Fußball an: Man hat einen Trainer, dann hat man einen Teammanager und dann den Mann, der sich die kommerzielle Seite ansieht", zeigte er auf.

Die Rolle des Teamchefs stamme aus der Zeit der Teamgründer - "diese Kulttypen wie Frank Williams, Ken Tyrrell und auch Ron Dennis, die jeden Aspekt ihres Teams betreut haben." Damals hätten Teams jedoch maximal 100 bis 200 Mitarbeiter gehabt, was für eine einzelne Person noch machbar gewesen sei, da der Sport auch noch nicht so professionell organisiert wurde wie heutzutage. "Man könnte sagen, dass der Teamchef ein Erbe der Anfänge der Formel 1 ist."