Unter dem Radar vieler Beobachter öffnete sich am Donnerstagnachmittag in der Boxengasse von Jerez ein Garagentor. Heraus fuhr Marussias neuer Bolide, der MR03. Eine mehr als unscheinbare Präsentation des Autos, offenbar war dem Team nicht daran gelegen, für großartiges Aufsehen zu sorgen. Mit zweitägiger Verspätung hatte es die Truppe aus Banbury schließlich doch noch nach Spanien zum ersten Test des neuen Jahres geschafft. "Es war die richtige Entscheidung, das Auto in der Teamfabrik fertigzustellen, statt nach Jerez zu reisen und hier in der Garage zu sitzen. Das war schon etwas frustrierend, aber so ist es nun einmal", war Marussia-Geschäftsführer überzeugt.

Während einige andere Teams wesentlich mehr Zeit in der Box als auf der Strecke verbrachten, konnte Marussia zumindest ein paar Runden auf dem Circuito de Jerez abspulen. Max Chilton absolvierte beim Quasi-Rollout am Donnerstagnachmittag fünf Runden, Teamkollege Jules Bianchi schaffte einen Tag später 25 Umläufe - 4 mehr als Negativbeispiel Red Bull an allen vier Tagen zusammen. "Was mich glücklich macht, ist, dass wir hier keine roten Flaggen verursacht haben", suchte Lowdon die positiven Aspekte des Kurzeinsatzes. "Immer, wenn wir das Auto auf die Strecke geschickt haben, kam es aus eigener Kraft wieder zurück an die Box. Wenn wir daran anknüpfen können, haben wir eine Chance."

Marussia jagt weiter dem ersten Punktgewinn in der Formel 1 hinterher, 2014 soll der Traum endlich Realität werden. Zwar fuhr das Team in den vergangenen Jahren stets am Ende des Feldes um die goldene Ananas, doch das mit beharrlicher Konstanz: nur selten fielen die Autos während des Rennens aus, Chilton war 2013 sogar der einzige Fahrer, der bei jedem Grand Prix die Zielflagge sah. "Wir haben hart an unserer Zuverlässigkeit gearbeitet", so Lowdon. "Wir sind ein kleines Team, da ist Zuverlässigkeit ein großer Schub. In unserer Hydraulik-Abteilung arbeitet beispielsweise wahrscheinlich nur eine einzige Person - für den ist die Zuverlässigkeit am Auto eine unmittelbare Belohnung, weil er weiß, dass nur er dafür verantwortlich war."

Da Marussia nicht im Ansatz über die Ressourcen der großen Teams verfügt, müsse die Truppe laut Lowdon versuchen, auf den geschaffenen Prozessen aufzubauen. Gerade in Sachen Zuverlässigkeit könnte dies wegen der umwälzenden Regeländerungen und der neuen Autos ein Vorteil mit Blick auf die anstehende Saison sein. "In zwei Testtagen kann man natürlich nicht die vier Tage der anderen Teams aufholen, aber wir haben viel gelernt und sollten in Bahrain gut aufgestellt sein", blickte Lowdon in Richtung des nächsten Tests in rund zwei Wochen.

Im Wüstenstaat könne man sich zudem auf verstärkten Verkehr auf der Strecke gefasst machen. Lowdon: "Bis Bahrain werden einige Teams ihre großen Probleme ausgemerzt haben. Es würde mich wundern, wenn die Rundenzahlen dort nicht ansteigen. Jetzt schaut man sich zwar das eine oder andere Team an und sagt: 'Oh, die sind in Jerez aber viel gefahren.' Aber in Wahrheit ist das im Vergleich zu den Vorjahren ziemlich wenig."