Die Formel 1 muss wehtun - und zwar im Ohr. Als ich 1998 zum ersten Mal einen Grand Prix an der Strecke verfolgte, blieb mir vor allem eines im Gedächtnis: der unverwechselbare Sound der Königsklasse. Ich erinnere mich noch an das letzte V10-Rennen das ich an der Strecke erleben durfte: Hockenheim 2005. Nach dem Rennen dröhnten die Ohren, es dauerte Stunden, bis alle Sinne wieder voll da waren.

Dann der Schritt auf V8-Motoren. Zunächst skeptisch, konnten mich die neuen Aggregate Sound-technisch schnell überzeugen. Zwar waren sie ein wenig leiser, der Grundeindruck blieb jedoch der Gleiche. Und laut waren sie ohne Frage noch immer. Nun also Turbo - und V6 - und weniger Hubraum - und nur mehr 15.000 Umdrehungen. Entsprechend gespannt reiste ich nach Jerez.

Schon vor den ersten Präsentationen hörte ich in den Garagen Motoren warmlaufen. Ich war überrascht, der Klang war nicht viel anders als in den vergangenen Jahren. Als Lewis Hamilton nach kleiner Verzögerung am ersten Testtag die neue Turbo-Ära einläutete, saß ich mit Gänsehaut im Media Center. Der Sound erinnert mich stark an Aufnahmen der letzten Turbo-Ära. Beim Beschleunigen ein raues - je nach Motor mehr oder weniger dreckiges - Röhren, der Turbolader ist allgegenwärtig.

Enttäuschend ist hingegen die Geräuschkulisse auf der Geraden. Kein Schmerz, nicht einmal ein Dröhnen im Ohr. Erst einmal abwarten, so der Gedanke - vielleicht kommt das Dröhnen noch, wenn mehrere Autos gleichzeitig auf der Strecke sind. Das Abwarten dauerte in Jerez länger als gewöhnlich - bislang waren nicht besonders häufig mehrere Autos zur gleichen Zeit unterwegs -, aber ein spätes Aufatmen gab es nicht: die Formel 1 ist leiser geworden, erheblich.

Nicht, dass die Königsklasse nun flüstern würde - das keinesfalls -, doch im Vergleich zu den hochdrehenden Saugmotoren hat der Geräuschpegel dramatisch abgenommen. Die Stimmung im Paddock ist übrigens geteilt. Unserem Motorsport-Magazin.com-Fotografen Mark Sutton gefällt der Turbo-Sound beispielsweise besser. Anderen Formel-1-Veteranen fehlen - wie mir - mindestens 3.000 Umdrehungen und einige Dezibel.