Wie würden Sie die Vorbereitung des Teams auf die neue Saison zusammenfassen?
Otmar Szafnauer: Wir hatten einen sehr gewinnbringenden Winter. Dabei hat es uns geholfen, dass wir unsere Ressourcen schon früh in Richtung der Entwicklung des 2014er-Autos verlegt haben. Vielleicht hat das unsere Performance in der abgelaufenen Saison etwas beeinträchtigt, aber ich denke, dass es die richtige Entscheidung war. Im Vergleich zur Konkurrenz ist es schwer zu spekulieren, weil wir nicht wissen was die anderen Teams gemacht haben. Die Regeländerungen sind die größten seit Jahrzehnten, was die Möglichkeit für verschiedene Lösungen bietet. Vor den ersten Tests ist es schwer zu sagen, wessen Lösungen die beste Performance bringen.

Wie schwer war es als kleineres Team mit den Ressourcen hauszuhalten?
Otmar Szafnauer: Das Chassis ist komplett neu und alle Systeme sind neu. Als kleineres Team hat man nicht die Ressourcen, um all die nötigen Versuche durchzuführen und die beste Lösung für jedes Problem zu finden. Manchmal müssen wir einfach unserem Instinkt - auf eine gut ausgebildete und wissenschaftliche Art - folgen, um zu einer Lösung zu kommen. Wenn man also nicht alle Daten hat und manche Entscheidungen so treffen muss, könnte man richtig liegen. Muss man aber deutlich öfter so entscheiden als die Konkurrenz, führt das zu zusätzlichem Risiko.

Geben die Regeländerungen kleineren Teams die Möglichkeit, der Spitze näher zu kommen?
Otmar Szafnauer: Wie überall im Leben hat man auch in der Formel 1 mit größeren Ressourcen bessere Chancen auf den Sieg. Wir kämpfen gegen Werksteams mit großen Budgets, also muss man davon ausgehen, dass sie durch ihre fundierte Forschung die optimalen Lösungen finden. Aber genau weiß man das nie. Wir haben uns schon seit langer Zeit auf 2014 fokussiert und sind zufrieden mit dem Auto das wir entwickelt haben. Es gibt immer eine Chance.

Sind Sie mit dem Fortschritt von Mercedes zufrieden?
Otmar Szafnauer: Ich glaube wir haben mit Mercedes einen starken Partner. Ich erwarte, dass sie eine sehr konkurrenzfähige Lösung haben und nach wie vor hart arbeiten. Ich denke die Power-Unit als Paket wird 2014 einen größeren Anteil der Performance ausmachen. Wenn sie einen guten Job gemacht haben - wovon ich ausgehe - dann sollte uns das zugutekommen.

Ihr Team hat den Getriebelieferanten von McLaren zu Mercedes gewechselt. Wird es Zeit benötigen, sich an die neue Partnerschaft zu gewöhnen?
Otmar Szafnauer: Zu Beginn verkompliziert es die Sache natürlich etwas, aber im Endeffekt wird es für uns und Mercedes ein Vorteil sein, den Motor, das Getriebe und den gesamten Antriebsstrang von einem Hersteller zu bekommen. Brackley liegt nur knapp zehn Kilometer von unserer Fabrik in Silverstone entfernt und das hilft, wenn wir etwas ändern müssen oder es Upgrades gibt. Die Vorteile sind aber nicht nur logistischer Natur, es ist insgesamt eine bessere Lösung für uns.

Ihr Team hat in der Vorbereitung auf die Saison 2013 viel Wert auf die Reifen gelegt und es hat sich bezahlt gemacht. Haben Sie das gefühlt etwas verpasst zu haben, weil Sie nicht an den Pirelli-Tests im Dezember in Bahrain teilgenommen haben?
Otmar Szafnauer: Es ist schwer zu sagen, was die Teams dort gelernt haben. Irgendetwas haben sie aber sicher herausgefunden, deshalb sind wir wohl ein bisschen zurück. Im letzten Jahr waren die Reifen zu Beginn der Saison unsere Stärke und das war kein Zufall. Ich glaube wir haben unsere Ressourcen richtig verteilt, um auf die neuen Reifen reagieren zu können.

Welche Schritte haben Sie im Winter unternommen um das Team richtig vorzubereiten?
Otmar Szafnauer: Wir haben einen Simulator der ein immer wichtigeres Entwicklungswerkzeug wird. Die Tatsache, dass wir 2014 vier Tests während der Saison bestreiten werden bedeutet für uns, dass wir neben den 19 Rennen auch dafür Personal brauchen. Deshalb haben wir einige Ressourcen dorthin verschoben. Das gleiche gilt für einige strategische Bereiche und wir haben auch unsere Aerodynamikabteilung neu organisiert.

Zuverlässigkeit wird in diesem Jahr ein entscheidendes Kriterium sein. Wie wichtig ist es, von Beginn an zu punkten?
Otmar Szafnauer: Ich glaube die Kräfteverhältnisse werden sich von Rennen zu Rennen verändern. Eine Veränderung wie diese hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Die Teams, die damit am schnellsten zurechtkommen werden am Anfang also gute Möglichkeiten haben. Mit der Zeit werden dann alle Rennställe lernen, wie man mit den neuen Power-Units Rennen fährt. Es gibt viel zu bedenken: Wie kommen wir ins Ziel? Wie können wir Sprit sparen? Welche Strategien wählt man im Rennen und im Qualifying? Wir werden voneinander lernen und auch durch die zunehmende Erfahrung. Die Teams, die das schneller schaffen, werden einen Vorteil haben.