Wie üblich erwarten uns in Brasilien chaotische Witterungsverhältnisse. War das Training dennoch aufschlussreich?
Christian Danner: Es war wirklich super, dass trotz der teils schwierigen Bedingungen so viel gefahren wurde. Es war auch sehr interessant, welche Show die neue Generation an Formel-1-Autos bietet. Speziell gegen Ende des zweiten Freien Trainings, als alle nochmals auf die Strecke gingen und richtig Gas gegeben haben. Es war faszinierend zu sehen, wie Lewis Hamilton sich zwei, drei Mal drehte und danach dennoch vorne dabei war. Auch Nico Rosberg hat auf seiner Outlap bereits eine Super-Zeit gefahren - das hat beim Zusehen richtig Spaß gemacht.

Ist Rosberg ein richtiger Regenspezialist?
Christian Danner: Nein. Für mich gibt es keine Regenspezialisten. Ein guter Formel-1-Fahrer ist einfach ein guter Formel-1-Fahrer. Er liefert gute Arbeit im Regen ab und tut das Gleiche im Trockenen.

Was muss im Regen beachtet werden?
Christian Danner: Es ist sehr wichtig, ein gutmütiges Auto zu haben - der Rest ist einfach gefühlvolles Fahren. Schaut man auf die Zeitentabelle, bietet sich letztlich auch hier im Regen das gleiche Bild: Nico Rosberg und zwei Red Bull an der Spitze.

Trotz allem Regen und dem Chaos, die Strecke ist ein Klassiker.
Christian Danner: Der Kurs ist super und ich bin hier immer gerne gefahren. Allerdings würde es nicht schaden, wenn er etwas aufgefrischt werden würde. Ich habe heutzutage leider seltener das Vergnügen, die Strecke von der Strecke aus zu betrachten, aber auf jeden Fall könnte das Umfeld etwas aufgehübscht werden.

Die letzte große Entscheidung fällt in Brasilien um Platz zwei bei den Konstrukteuren. Wie wichtig ist dieser Kampf wirklich?
Christian Danner: Natürlich könnte man sagen, alle wichtigen Entscheidungen sind bereits gefallen und es macht wenig Sinn, hier bei Regen zu fahren und die hohen Risiken einzugehen. Aber mir sind zwei Dinge aufgefallen: Erstens, lässt Red Bull einfach nicht locker. Bei regennasser Fahrbahn werden Aero-Tests absolviert und die harten Reifen aus diesem Jahr mit der mittleren Konstruktion des kommenden Jahres verglichen. Das hat mich sehr beeindruckt, denn für Red Bull geht es auch nach dem Titelgewinn mit ungebremstem Schaum weiter. Die andere Sache ist Mercedes. Sie betrachten den zweiten Platz bei den Konstrukteuren als Muss - das finde ich spannend. Es geht zwar einerseits um Geld, aber noch viel mehr um Prestige. Es ist lustig anzusehen, wie Mercedes und Ferrari sich Saures geben, denn beide Teams haben eigentlich genug Geld, aber in diesem Fall geht es einfach um die Ehre. Interessant wäre es, wenn Lotus der lachende Dritte werden würde. Hier in Brasilien ist grundsätzlich Chaos vorprogrammiert und somit alles möglich, aber ich glaube nicht, dass Lotus noch eine Chance hat.