Sebastian Vettel sicherte sich seine 44. Pole Position beim Qualifying zum USA Grand Prix wortwörtlich auf der letzten Rille. Der Weltmeister setzte sich in Austin mit einem knappen Vorsprung von 0,103 Sekunden auf Red-Bull-Teamkollege Mark Webber durch. Zunächst hatte es im Q3 nach der Pole für den Australier ausgesehen, doch im letzten Sektor holte Vettel die nötige Zeit für Startplatz 1 heraus. "Ich glaube, Mark ist am Ende ein kleiner Fehler unterlaufen", vermutete Vettel nach seiner achten Pole in dieser Saison. "Mit meinem ersten Run im Q3 war ich nicht ganz zufrieden, aber zum Schluss hatte ich eine saubere Runde.

Webber trauerte der verpassten Gelegenheit nach, räumte aber einen kleinen Fahrfehler ein. "Der erste Teil meiner letzten Runde war sehr gut, aber in den Kurven 19 und 20 lief es nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte. Manchmal ist man zufrieden, aber heute glitt mir die Pole durch die Finger. Wenn es so gelaufen wäre wie zu Beginn des Q3, hätte es wahrscheinlich gereicht. Aber ich versuchte noch etwas mehr herauszuquetschen und bei diesen Bedingungen kann es schnell passieren, dass man das Auto überfährt." Ein Lob gab es für den Teamkollegen, der wieder einmal die Nase vorn hatte - wenn auch nur knapp. Webber: "Ich habe mein Bestes gegeben, bin aber knapp vorbeigeschrammt. Seb hat das natürlich gut gemacht. Er hat die drei Sektoren super aneinandergereiht, bei mir waren es nur zweieinhalb. Das ist natürlich nicht befriedigend für mich. Manchmal ist man glücklich, dass man alles gegeben hat und in der ersten Reihe steht, aber heute ist es mir durch die Finger gerutscht."

Für Red Bull hätte es nicht besser kommen können, zum fünften Mal in dieser Saison belegen beide RB9-Boliden die erste Startreihe. "Es lief alles nach Plan", freute sich Motorsportberater Helmut Marko über den Teamerfolg. "Beide Fahrer haben sich nichts geschenkt, aber Mark hatte einen leichten Schwenker in der letzten Runde und das hat es ausgemacht." Kaum jemand glaubt, dass Red Bull am Rennsonntag besiegt werden kann - Marko drückte dies sogar in aller Deutlichkeit aus: "Technische Probleme könnten uns morgen stoppen, ansonsten müsste es für den Sieg reichen, wir können uns das Tempo einteilen."

Auch Vettel war zuversichtlich, seine Siegesserie aufrechterhalten zu können. Gewinnt der 26-Jährige in Austin - es wäre sein erster Sieg in den USA - wäre es sein achter Triumph in Folge. Damit würde er den Rekord von Michael Schumacher aus der Saison 2004 knacken. "Wenn man die Chance hat zu gewinnen, dann fährt man auf Sieg", so Vettel. "Momentan sieht alles gut aus. Heute haben wir unseren Job gut erfüllt, jetzt müssen wir uns auf morgen konzentrieren." Im Qualifying lieferte Red Bull bereits einen Vorgeschmack auf die eigene Stärke in den Staaten: Vettel und Webber waren die einzigen Piloten, die die 1:37er-Marke knacken konnten. Der drittplatzierte Romain Grosjean hatte acht Zehntelsekunden Rückstand auf die Pole-Zeit.

Vettel und Webber dürften den Sieg unter sich ausmachen, doch der Heppenheimer genießt einen wichtigen Vorteil: Startplatz 1 bedeutet, das Rennen von der besseren Seite in Angriff zu nehmen. Im Vorjahr war die Startposition immens wichtig, Ferrari brach bei Felipe Massa sogar das Getriebesiegel, um Teamkollege Fernando Alonso eine bessere Ausgangslage zu verschaffen. Dieses Jahr sollte der Unterschied zwischen beiden Startseiten nicht mehr ganz so groß sein. "Unser Auto ist ein bisschen mehr aufs Rennen abgestimmt", so Vettel. "Deshalb war es wichtig, die Pole zu holen und von der sauberen Seite zu starten."