Die Frage nach der Nachfolge von Kimi Räikkönen nahm in den vergangenen Tagen teils groteske Züge an. Lotus ließ sich nicht wenig Zeit mit der Bekanntgabe des Ersatzmannes für die letzten beiden Saisonrennen und entschied sich schließlich für Heikki Kovalainen. Selbst Michael Schumacher stand kurze Zeit zur Debatte - wie handfest dieses Unterfangen jedoch war, dazu äußerte sich nun Lotus-Teambesitzer Gerard Lopez. "Ich bin ein Fan der Formel 1 und aus Sicht des Fans wäre es faszinierend gewesen", so Lopez gegenüber Autosport. "Ich weiß nicht, ob er es ernsthaft in Betracht zog und ich weiß auch nicht, wie ernst wir es gemeint haben. Wir dachten aber, dass wir einmal anrufen sollten."

Heißt im Klartext: An der Geschichte rund um den Rekord-Champion und einem Kurzzeit-Comeback war nicht allzu viel dran, doch für Lotus entpuppte sich die Geschichte als netter PR-Gag - dafür ist man in Enstone bekannt. Schumacher sei einer von insgesamt sieben Kandidaten gewesen, die Lotus als Räikkönen-Ersatz auserkoren habe. "So sieht es aus", sagte Lopez. "Das wäre vielleicht lustig geworden." Die anderen Namen auf dem Lotus-Zettel: Nico Hülkenberg, Kovalainen, Pastor Maldonado, Rubens Barrichello, Kamui Kobayashi und Davide Valsecchi. Der Plan dahinter war wohl, die Angel auszuwerfen, schließlich muss sich Lotus langsam aber sicher um den zweiten Fahrer für die Saison 2014 kümmern. Nachdem der Quantum-Deal arg wackelt, werden erst einmal Maldonado die besten Chancen eingeräumt.

Kovalainen darf zwar in Austin und Brasilien ran, danach ist aber wieder Schluss. Der Finne versucht, bei Caterham als Stammfahrer unterzukommen. "Wir haben verschiedene Leute angerufen um zu sehen, wo sie stehen", erklärte Lopez. Bei Davide Valsecchi blieb der Hörer stumm. Der Italiener wäre als offizieller Ersatzfahrer des Teams eigentlich die logische Wahl für das Saisonfinale gewesen, wurde jedoch übergangen.

Entsprechend gut gelaunt war der GP2-Champion von 2012 und wetterte gegen die Entscheidung pro Kovalainen. Lopez erklärte, warum Lotus nicht auf Valsecchi zurückgriff: "Wenn es jetzt das zehnte oder elfte Rennen wäre, hätte er für ein, zwei, drei oder vier Rennen im Auto gesessen, weil er es verdient. Aber dass er jetzt fahren will ist wie bei einem jungen Mann: Du möchtest einen Drink zu dir nehmen, weißt aber, dass es nicht gut für dich ist und bekommst das auch von deinen Eltern zu hören - und trotzdem willst du es. Wir wissen, dass es nicht gut für ihn gewesen wäre, die letzten beiden Rennen zu fahren, wenn man gegen Ferrari kämpft."

Soll wohl im Klartext heißen: Lotus wollte Valsecchi schützen, weil das Team in der Konstrukteurs-WM noch mit Ferrari und Mercedes kämpft, damit also großer Druck auf dem unerfahrenen 26-Jährigen lasten würde. Natürlich konnte Lopez aber nachvollziehen, dass Valsecchi diese Herausforderung gern angenommen hätte: "An seiner Stelle würde ich für einen Renneinsatz töten. Um fair zu sein - das hätte er wirklich verdient. Er hätte es aber nicht verdient in einer Position zu sein, in der er uns zum dritten oder einem noch besseren Platz in der Konstrukteurs-WM hätte führen sollen."