Sebastian Vettel gehört jetzt schon zu den ganz Großen in der Geschichte der Formel 1. Nach seinem vierten WM-Triumph in Folge zieht er mit Alain Prost in der ewigen WM-Tabelle gleich. Nur Juan Manuel Fangio mit fünf und Michael Schumacher mit sieben Weltmeisterschaften liegen noch vor Vettel. Die große Frage nach dessen Sieg beim Indien Grand Prix: Wo ist bei Vettel die Grenze, kann er Schumachers Rekord eines Tages knacken? Diese Frage musste sich der Heppenheimer während seines Interview-Marathons in Indien häufig anhören, doch eine definitive Antwort wollte er nicht liefern - wohl auch aus Respekt.

"Was Michael erreicht hat, ist unglaublich", sagte Vettel lediglich. "Fangio muss man da rausnehmen, das war eine andere Zeit. Aber an der Basis hat sich nichts geändert: Es geht in der Formel 1 immer noch darum, den schnellsten Fahrer und das schnellste Team zu finden. Mit Namen wie Michael, Fangio und Prost in einer Reihe genannt zu werden, ist sehr schwierig: Ich bin noch viel zu jung um zu verstehen, was da bedeutet. Vielleicht bin ich eines Tages 60 Jahre alt und verstehe es, aber dann interessiert es niemanden mehr. Mich aber schon. Es ist schwierig, etwas zu realisieren, das dir niemand mehr wegnehmen kann."

Lieber erinnerte sich Vettel an seine vergangenen Tage zurück, als er anfing, die Formel 1 intensiv am Fernseher zu verfolgen. Tage, in denen Schumacher dominierte und Alonso sich anschickte, zu einem der Stars in der Königsklasse aufzusteigen. Einige Jahre später duellierte sich Vettel selbst auf der Strecke mit den Großen - und übertrumpfte sie in den Rennen.

Vor allem mit Schumacher verbindet ihn eine besondere Beziehung, die beiden sind zu Freunden geworden. Wenige Tage vor dem Indien Grand Prix telefonierten die beiden und der Rekord-Champion wünschte Vettel viel Erfolg. "Jetzt dürfen wir uns gemeinsam freuen", sagte Schumacher nun nach Vettels viertem Titelgewinn. "Er macht das grandios." Vettel - obwohl selbst ein Star - wirkt immer noch leicht perplex, wenn er daran denkt, dass er mit dem Rekord-Weltmeister befreundet ist. "Als kleines Kind hätte ich mir nie erträumt, ihn einfach mal so anzurufen", so Vettel. "Wenn man heute mit Michael spricht, dann redet man wirklich mit ihm als Menschen."

Sportlich verkniff sich Vettel sämtliche Vergleiche mit Schumacher, doch auf anderer Ebene fand er Parallelen. "In gewisser Weise sind wir uns ähnlich", erklärte Vettel. "Wir haben beide eine sehr große Liebe zum Sport, auch wenn das nicht immer so verstanden wird. Aber mit der Zeit haben es die Leute bei ihm verstanden und ob das bei mir auch der Fall ist, wird sich noch zeigen. Ich bin ja noch eine Weile hier."