1. Wer berührte wen am Start?

Auch wenn der große Knall ausblieb, ging es in der Startrunde zum Indien Grand Prix ordentlich zur Sache. Nicht nur ganz hinten, wo Giedo van der Garde nach einer Kollision ausschied, sondern auch in der Spitzengruppe. Der Auslöser war hier Mark Webber, der in der ersten Kurve zu hart über den inneren Randstein fuhr. Sein Auto versetzte und rutschte in Richtung Kimi Räikkönen. Fernando Alonso, der mit Schwung um die Ecke fahren wollte, konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und beschädigte sich einen Frontflügel.

Am Start ging es rund, Foto: Sutton
Am Start ging es rund, Foto: Sutton

Nur drei Kurven später war es wieder Alonso, der im Mittelpunkt stand. Dieses Mal kam er zu weit nach vorne und touchierte Jenson Button mit seinem linken Vorderreifen. "Es war etwas unglücklich, da Mark erst Kontakt mit einem anderen Fahrzeug hatte und ich als letzter Teil dieses Scharmützels den letzten Schlag abbekommen habe", so Alonso über die erste Aktion. "In Kurve vier hatte ich dann noch einen weiteren Kontakt. Die Lenkung war danach beschädigt und war sehr schwergängig in Rechtskurven und leicht in Linksknicken."

2. Wie kam Massa am Start auf Platz zwei?

Felipe Massa erwischte auf dem Buddh International Circuit einen echten Traumstart und schob sich auf der langen Geraden gleich an beiden Mercedes-Piloten vorbei auf die zweite Position. "Felipe ist eine wirklich bewundernswerte erste Runde gefahren", lobte Teamchef Stefano Domenicali. Dabei profitierte Massa auch von der Tatsache, dass Lewis Hamilton die Kurve vor der langen Geraden nicht optimal erwischte und er selbst von zwei Autos Windschatten bekam.

3. Warum schimpfte van der Garde über Chilton?

Am Teamradio war Giedo van der Garde kaum noch zu bremsen, der Caterham-Pilot beschwerte sich lautstark über Max Chilton, der ihn in der ersten Kurve abgedrängt haben soll. "Ich habe einen vernünftigen Start gemacht, aber am Ausgang der ersten Kurve hat mir Max Chilton einfach keinen Platz gelassen und wir haben uns berührt", klagte van der Garde, der seinen Boliden danach mit einem defekten Frontflügel und einer gebrochenen Aufhängung abstellen musste.

"Es wurde klar und deutlich erklärt, dass wir uns Luft lassen müssen, aber ich hatte gar keinen mehr und daher war mein Rennen vorbei, bevor es richtig angefangen hat." Chilton war sich dagegen keiner Schuld bewusst, auch nachdem er sich die Situation nach dem Rennen noch einmal auf Video angesehen hatte. "Ich war klar vor ihm und er hat Pic und mich mit seinem Frontflügel getroffen. Als ich ihn im Rückspiegel gesehen habe, konnte ich den Schaden an seinem Auto schon sehen", sagte der Franzose.

4. Warum stoppte Vettel so früh?

Als Sebastian Vettel Ende der zweiten Runde in die Box abbog, schlugen viele die Hände über den Kopf zusammen. So mancher vermutete einen Sicherheitsstopp wegen eines schleichenden Plattfußes - doch der frühe Boxenstopp war von Red Bull geplant. Felipe Massa bis zu seinem Stopp in Runde 8 das Rennen an, danach übernahm aber Mark Webber die Führung. Als er in Runde 28 zum ersten Mal stoppte, übernahm erneut Sebastian Vettel die Spitze - und gewann das Rennen.

Button stoppte wegen einem Plattfuß, Foto: Sutton
Button stoppte wegen einem Plattfuß, Foto: Sutton

5. Warum kam Button schon nach sechs Runden auf Mediums rein?

Mit seinen harten Reifen wollte Jenson Button eigentlich einen langen ersten Stint fahren und sich so nach vorne arbeiten. Aus dieser Strategie wurde allerdings nichts, denn nach einem Kontakt mit Fernando Alonso müsste Button mit einem schleichenden Plattfuß frühzeitig in die Boxengasse abbiegen. "Bereits in Kurve vier der ersten Runde habe ich einen harten Schlag von Fernando bekommen, obwohl ich ihm sehr viel Raum gelassen habe", so Button. "Der Treffer hat das Auto und die Felge beschädigt, daraus hat dann der Plattfuß resultiert."

6. Welche Strategie war die Bessere?

Die schnellste Strategie im Rennen war die von Pirelli vorgelegte. Die Vorgabe des Reifenherstellers sah vor, dass der Fahrer auf der weichen Reifenmischung startet, in der zweiten Runde auf Medium wechselt und dann in Runde 28 ein letztes Mal stoppt, um Medium aufzuziehen und mit diesem Reifen das Rennen zu Ende fährt. In den Top-10 waren sechs Fahrer auf weich gestartet, vier auf der härteren Mischung. Sebastian Vettel hielt sich fast exakt an die Strategie von Pirelli. Einzige Ausnahme: er stoppte das zweite Mal in Runde 31 und damit drei Runden später als von Pirelli angesetzt.

7. Warum schied Webber aus?

"Mark, du musst sofort stoppen!" - dieser Funk bedeutete das Ende von Mark Webbers Indien Grand Prix. In Runde 40 tauchte am RB9 des Australiers ein Problem mit der Lichtmaschine auf, weshalb er das Rennen sofort beenden musste. Besonders bitter: Webber lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwei. "Dumme Geschichte! Ich kann nur mehr darüber lachen", erklärte Webber kurz nach seinem Aus enttäuscht.

Die defekte Lichtmaschine sorgte aber auch nach Webbers Aus noch für Sorgen am Kommandostand: "Das waren ganz bange Minuten, als bei Mark die Lichtmaschine ausfiel und wir den Grund nicht genau orten konnten", sagte Motorsportberater Helmut Marko. Das Team wies Vettel daraufhin an, das Trinksystem in den verbleibenden Runden nicht mehr zu benutzen, um nichts zu riskieren.

8. Warum musste Kimi nochmal an die Box?

10 Runden vor Schluss lag Kimi Räikkönen, der bis zu diesem Zeitpunkt erst einmal gestoppt hatte, auf dem zweiten Platz. Team und Fahrer entschieden sich auf Risiko zu gehen und mit dem Medium draußen zu bleiben. Das Risiko zahlte sich nicht aus - acht Runden vor Schluss waren die Reifen so stark abgebaut, dass Räikkönen Rosberg nicht mehr aufhalten konnte. Danach wurde der Finne durchgereicht, weshalb Lotus nach einem 58-Runden-Stint auf dem Medium entschied, Räikkönen noch einmal an die Box zu holen. Am Ende landete der Finne auf Rang sieben. Kleines Trostpflaster: dank frischer Reifen konnte er Sebastian Vettel in der 60. Runde noch die schnellste Rennrunde abluchsen.

9. Was war Hulks Ausfallgrund?

Wie schon bei den vergangenen vier Rennen lag Nico Hülkenberg auch in Indien auf Punktekurs, musste seinen Sauber aber kurz vor dem Ziel in der Box abstellen. "Was passiert ist, wissen wir noch nicht genau. Beim Anbremsen auf die letzte Kurve hat es klick gemacht, und meine Bremsen waren wie weg. Daraufhin bin ich in die Box gefahren und anschließend noch mal auf frischen Reifen raus, aber irgendwas hat nicht mehr funktioniert. Das ist sehr enttäuschend", so Hülkenberg nach dem Aus. Zu diesem Zeitpunkt lag er auf dem achten Platz und wäre wohl auch auf dieser Position ins Ziel gekommen.