Das hat Sebastian Vettel heute mit Stil gemacht, oder?
Christian Danner: Christian Horner hätte es heute nicht besser sagen können: You've done it in style! Wenn man die Saison als Ganzes betrachtet, dann war es am Anfang ein unglaubliches Durcheinander, ein Punkt-für-Punkt sammeln und sich auch mal mit einem vierten oder fünften Platz zufrieden geben. Seit der Sommerpause war Red Bull, gemeinsam mit Vettel, wieder in der Position, dass man die Wochenenden dominieren konnte. Und wie stark Vettel ist, das hat man hier in Indien gesehen. Webber hatte die bessere Strategie, aber es hat ihm nichts gebracht. Okay, er hat Pech gehabt, aber Vettel hat unglaubliche Reserven, kann diese auf Abruf abholen und diese einsetzen, wenn es darauf ankommt. Hinzu kommt, dass es über die Saison hinweg nie einen Durchhänger von ihm gab oder etwas, was ihm hätte vorhalten können - mit Ausnahme von Malaysia und Webber. Das ist blöd gelaufen. Aber auf dem Standard eine Saison durchzufahren, ist schon außergewöhnlich.

Es sah bei Vettel alles so leicht aus, aber man hat gesehen, welch Anspannung heute von ihm gefallen ist.
Christian Danner: Das ist ja klar. Es war unfair als es mitten in der Saison hieß, der holt eh wieder den Titel, das ist ja nicht schwer, das kann jeder. Aber das kann eben nicht jeder. Es braucht schon die Extraklasse eines Sebastian Vettels, um natürlich gemeinsam mit dem richtigen Team, den richtigen Ingenieuren wie Adrian Newey auf diesem Niveau die Saison zu Ende zu fahren und nicht nachzulassen. Vettel hat keine Millisekunde locker oder nachgelassen. Wenn die Anspannung dann wegfällt, kommt das Menschliche durch wie man bei dem sympathischen Interview von Vettel auf dem Podest sehen konnte. Da kommt es dann durch: Hey Leute, das war sauschwer und anstrengend.

Was ist Sebastian Vettel für ein Mensch?
Christian Danner: Er ist immer noch derselbe. Aber er hat eine Art an sich, unglaublich hart zu arbeiten, weil er sich die Latte immer selbst höher hängt. Dabei packt er sich selbst bei der Nase und schaut, was er selbst verbessern kann. Dazu bringt er es immer fertig seine eigene Energiebilanz zu managen. Er verschwendet keine Energie an die Dinge, die seiner Meinung nach überflüssig sind. Deshalb würde ich sagen, er ist menschlich gesehen ein wundervoller Mann, der begriffen hat, dass man mit seiner Energie haushalten muss und nicht verballern kann. Ich kann ihn somit gut verstehen, dass er das Private ausklammert und es für ihn kein Twitter oder Facebook gibt. Ich finde, das ist nicht nur ein bewundernswerter Stil, sondern auch ein effizienter. Er spart sich überflüssigen Spritverbauch (lacht).