Suzuka. Eine der letzten echten Fahrerstrecken im Rennkalender. Fantastische, ja geradezu fanatische Fans. Heimat der Karaoke-Bars. Eigentlich ein perfekter Ort, um den WM-Titel zu feiern. Dennoch gibt sich Sebastian Vettel vorsichtig. "Unser Ziel ist es, die WM zu gewinnen, nicht die WM an einem bestimmten Ort zu gewinnen", betont er. "Ich wäre mehr als zufrieden, wenn wir überhaupt irgendwann etwas zu feiern haben. Ich habe fest vor, den Titel zu gewinnen, das Wo und Wann ist mir selbst nicht so wichtig."

Trotz des Understatements seitens des WM-Spitzenreiters erwartet die halbe F1-Welt den Titelgewinn des Deutschen in Japan. "Es ist ja ein Kompliment, wenn man von vorneherein davon ausgeht, aber wir wissen, dass es keine Garantie für den WM-Titel gibt. Jedes Rennen ist harte Arbeit", mahnt Vettel. "Wenn man es da schleifen lässt, kommt früher oder später der Schlag ins Gesicht."

So bestehe natürlich die Chance, den Titel schon in Japan zu gewinnen, so wie vor zwei Jahren, aber genauso besteht auch noch immer eine rechnerische Möglichkeit für die Konkurrenz. "Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben", sagt Vettel. "Es liegt ja nicht nur an mir, auch an den anderen." Vettels Vorsprung ist enorm, doch sollte Fernando Alonso besser als Neunter werden, ist die WM-Feier vertagt. "Wir versuchen, unser Bestes zu geben, die anderen aber mit Sicherheit auch. Dieses Jahr ist für uns bislang fast perfekt gelaufen, ich hatte nur einen Ausfall. Die anderen hatten es da schwieriger."

Abstände nicht zu groß

Trotzdem gibt es Kritik, dass Vettels Siege die Formel 1 langweiliger machen. "Es wird kritisiert, dass die Abstände zu groß seien", weiß Vettel um die Problematik. "Aber man muss sich nur einmal die Qualifying-Ergebnisse ansehen. Dort wird innerhalb von wenigen Zehnteln entscheiden, wer auf P1 bis P5 steht. Ich glaube, die Leute sind etwas verwöhnt, wenn man 10 oder 15 Jahre zurückschaut, war von P2 bis P3 eine Sekunde Unterschied und dann von P4 auf P5 noch mal eine Sekunde." Heute gehe es deutlich knapper zu. "Man hat versucht, die F1 spannender zu machen, die Rennen sind auch deutlich spannender geworden, aber es wird immer Leute geben, denen irgendetwas aufstößt."

Bei Red Bull sieht Vettel noch lange keine Perfektion und auch weiterhin viel Raum für Verbesserungen. "Wir sind noch nicht bei 100% angekommen", betont er. "Unser Ansporn besteht immer darin, es besser zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass man bei 100% ist, kann man sich nicht mehr verbessern."

Dabei erwartet ihn und die gesamte Formel-1-Welt im kommenden Jahr ohnehin ein Neuanfang. Das neue Reglement könnte die Reihenfolge durcheinanderwirbeln. "Mit Sicherheit werden die Autos komplett anders sein, der Motor ist ganz neu", sagt Vettel. "Ich glaube, wenn man von etwas ausgehen kann, dann davon, dass die Topteams wieder vorne sein werden. Ob die Reihenfolge ähnlich ist, das Kräfteverhältnis gleich bleibt, da gibt es durchaus Grund, daran zu zweifeln. Die Abstände werden aber nicht mehr so eng sein wie jetzt."