Fast ist es ruhig geworden um die Finanzen des Sauber Teams. Lotus ist seit geraumer Zeit in der finanziellen Schusslinie. Doch Lotus und Sauber sind bei weitem nicht die einzigen Teams in der Formel 1, die am Griechenland-Symptom leiden. Mit Mercedes, Red Bull und Ferrari gibt es nur drei Teams in der Königsklasse des Motorsports, die bei diesem Thema gelassen bleiben können. Doch anders als in Europa, stehen die gut betuchten Teams nicht für die finanziell angeschlagenen Mannschaften ein. Nicht wenige Teams kämpfen um ihre Existenz.

Doch geht es nach Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn, sind die kleinen Teams das Salz in der Suppe - mehr noch: Sie sind für den Erfolg der Formel 1 zuständig. Eine Rennserie mit drei oder vier Teams möchte sich die Österreicherin nicht vorstellen. "Das Wesen der Formel 1 besteht in der Vielfalt der Teams und im Zentrum dabei steht der Begriff des Konstrukteurs. Ich glaube nicht, dass es für die Formel 1 gut wäre. Diese Vielfalt macht es spannend und sie sorgt auch für die Einnahmen und für die Zuschauerzahlen." Kaltenborn spricht aus Erfahrung: Als 1999 zum ersten Mal in Malaysia ein Großer Preis ausgetragen wurde, war es das kleine schweizerische Team, das im Mittelpunkt des Interesses stand.

Sauber und Petronas machten das Event in Malaysia bekannt, Foto: Sutton
Sauber und Petronas machten das Event in Malaysia bekannt, Foto: Sutton

Der malaysische Mineralölkonzern Petronas war damals prominent auf den Boliden von Peter Sauber vertreten und kaum ein Plakat kam ohne die damaligen Piloten Jean Alesi und Pedro Diniz aus. Vom anfänglichen Motorsport-Schwellenland entwickelte sich Malaysia neben Japan zum asiatischen Formel-1-Zentrum. Kaltenborns Schlussfolgerung: "Sie werden Zuschauerzahlen, und dadurch auch die Einnahmen, nicht so hoch halten können, wenn nur drei oder vier Teams fahren." Doch die Wienerin sieht noch eine ganz andere Problematik bei diesem Szenario. "Vorne hätten sie wahrscheinlich vier Red Bulls. Dann hätten sie zwei Autos vom anderen Team und weitere zwei von einem noch anderen Team. Und dann bleibt irgendeiner auf der Strecke mit null Punkten"

Während solche Seuchen-Saisons bei kleinen Teams zwar schlimm, aber nicht existenzbedrohend sind, könnten sie bei großen Werksmannschaften böse Folgen haben. "Bei diesen großen Namen: Stellen Sie sich ein Jahr für ein solches Team vor - mit null Punkten. Ich glaube, die hätten größere Probleme mit ihren Partnern, als kleine Teams." Ob diese Problematik auch bei den großen Teams angekommen ist, wollte Kaltenborn nicht beurteilen. Dass sie sich in der Regel uneinsichtig zeigen, liege in der Natur der Dinge. Doch es würde auch einmal ein Punkt kommen, an dem es auch für die Finanz-Krösusse eng wird. Denn eine Formel 1 mit ausschließlich finanzkräftigen Teams führe nur dazu, dass noch mehr Geld ausgegeben wird.

"Die Kosten werden auf diesem Niveau bleiben oder sogar höher werden, weil es sich in dem Moment alle leisten können, aber jeder erreicht einmal den Punkt, an dem es nicht mehr geht", warnt die Sauber-Teamchefin. "Irgendwann steigt einer aus - und das geht schneller als wir denken. Und dann ist die ganze Serie kaputt. Wie lange können sie die Kosten stemmen?" Ein wichtiger und strittiger Punkt bei Finanzfragen war lange Zeit das Concorde-Agreement, das nun nach langem Hin und Her endlich unterzeichnet wurde. Motorsport-Magazin.com fragte Kaltenborn, ob man mit der gefundenen Lösung auch wirklich zufrieden sei, oder ob man mehr oder weniger dazu gezwungen wurde, den Kontrakt zu unterzeichnen.

"Ich glaube, dass es wichtig für die Teams war, das neue Concorde Agreement zu unterzeichnen, weil es doch eine gewisse Sicherheit gibt." Rundum zufrieden hört sich das nicht an, doch die Hoffnung, dass das Concorde-Agreement nicht in Stein gemeißelt ist, stirbt zuletzt. "Wir sollten trotzdem in der Lage sein, alle zusammenzusitzen und zu sehen, was man vielleicht noch entsprechend anpassen kann. Denn niemand kann sieben Jahre vorhersehen, was da alles passieren wird."

Doch in einer Krise sieht die 42-Jährige die Königsklasse nicht. "Davon würde ich reden, wenn unser Produkt angeschlagen ist, sprich: der Sport und das, was dazu gehört - die Show. Und die ist immer noch Top." Nicht die Formel 1 ist in der Krise, sondern die Teilnehmer, also die Teams. Verantwortlich dafür: die Rahmenbedingungen. "Wir müssen merken, dass wir ein ganz kleiner Teil der Welt sind und müssen uns, damit wir nicht in Probleme kommen, anpassen und mit der Zeit gehen." Auch die Fans bekommen längst mehr von den finanziellen Problemen der Formel 1 mit, als das noch vor Jahren der Fall war - obwohl er das nicht hören will, schließlich "sieht er schon in vielen anderen Bereichen", erklärt Kaltenborn.