Sebastian Vettel gewann den Großen Preis von Deutschland am Nürburgring. Es war nicht nur sein 30. Sieg in der Formel 1, sondern gleichzeitig sein erster Erfolg auf deutschem Boden und sein erster Triumph im Monat Juli - damit beendete der Red-Bull-Pilot beim neunten Saisonrennen gleich zwei Flüche. "Ich musste jede Runde voll pushen, Lotus war heute unglaublich schnell", so Vettel über seine engen Verfolger. "Auch die Sache mit dem Reifen schonen haben sie wohl besser hinbekommen. Aber vielen Dank an meine Crew für drei super Boxenstopps."

Hinter Vettel, der den ersten deutschen Sieg in der Eifel seit Schumacher 2006 holte, fuhr Kimi Räikkönen auf Platz zwei. Lotus-Teamkollege Romain Grosjean komplettierte das Podium. "Hätte das Rennen ein bisschen länger gedauert, wäre vielleicht der Sieg drin gewesen", meinte Räikkönen. "Aber wir sind mit zwei Autos in den Punkten und wieder da angelangt, wo wir hin wollten."

Hinter den beiden Lotus-Fahrern, die schon das gesamte Wochenende stark unterwegs waren und von den sommerlichen Temperaturen in der Eifel profitierten, sicherte sich Fernando Alonso den vierten Platz. Pole-Setter Lewis Hamilton musste sich mit Platz fünf zufrieden geben, während des gesamten Rennens kämpfte der Mercedes-Pilot mit seinen Reifen. Er setzte sich in den Schlussrunden noch gegen Jenson Button durch. "Es war das gleiche Problem wie in Barcelona: Die Reifen wurden einfach zu heiß und bei 160 Grad geht die Reise nach hinten los", erklärte Niki Lauda. "Bei Nico hat der Start schon alles zunichte gemacht, einfach nur traurig für ihn."

Vettel schon beim Start vorn, Foto: Sutton
Vettel schon beim Start vorn, Foto: Sutton

Mark Webber legte einen Husarenritt hin, nachdem er nach einem Zwischenfall während seines ersten Boxenstopps eine ganze Runde verlor. Vom letzten Platz kämpfte er sich auf Platz sieben und damit in die Punkteränge zurück. Sergio Perez, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg komplettierten die Top-10.

Vettel übernahm schon beim Start die Führung und setzte sich leicht vom Rest des Feldes ab. Auch beim Re-Start nach der Safety-Car-Phase in Runde 30 blieb er vorn, musste sich in der Folge aber gegen das schnelle Lotus-Duo verteidigen. In Runde 41 musste Vettel mit einem eigenen Boxenstopp auf Grosjeans Reifenwechsel reagieren, wodurch Räikkönen zwischenzeitlich die Führung übernahm. Der Finne stoppte zum dritten und letzten Mal im 49. Umlauf, Vettel setzte sich wieder an die Spitze und fuhr den Sieg knapp nach Hause.

Der Start: Hamilton war der große Verlierer beim Start, auf dem Weg in die enge Kurve eins musste er Vettel und Webber passieren lassen. Massa machte seinem Namen als guter Starter wieder einmal alle Ehre und schoss an Ricciardo vorbei auf Platz fünf. Auch Perez kam stark weg und fuhr von Startplatz 13 auf P10 vor, überholte in der zweiten Runde zudem Teamkollege Jenson Button.

Bitterer Tag für Felipe Massa, Foto: Sutton
Bitterer Tag für Felipe Massa, Foto: Sutton

Die Zwischenfälle: Für Felipe Massa war das Rennen schon in der vierten Runde beendet, als er in der ersten Kurve die Kontrolle über seinen Ferrari verlor und das Auto anschließend abgeschleppt werden musste. Force India sorgte bei Di Restas erstem Boxenstopp in Runde fünf für Chaos, weil sie den Schotten hauchdünn vor Vergne aus der Box ließen. Zu einer Kollision kam es nicht, aber der Zwischenfall wird nach dem Rennen untersucht. Bei Webbers erstem Stopp kam es in Runde neun zu einem unschönen Zwischenfall: Sein rechtes Hinterrad saß nicht fest, machte sich kurz nach dem Release selbstständig und traf einen Kameramann, der anschließend ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Webber kehrte mit einer Runde Rückstand ins Rennen zurück. Jules Bianchi sorgte in Runde 24 für einen Aufreger: Sein Marussia rollte rauchend in der NGK-Schikane aus und fing Feuer - das Safety Car kam heraus.

Die weiteren Deutschen: Sutil erwischte einen Traumstart von Platz 15 und jagte früh den Top-10 hinterher. In der Folge ging aber nicht mehr viel und so verpasste er die Punkte. Nico Hülkenberg überrumpelte zu Beginn den auf Medium-Reifen gestarteten Rosberg und verbesserte sich auf Platz elf. Die Safety-Car-Phase spielte dem Sauber-Piloten nicht in die Karten, doch er kämpfte sich noch gerade so in die Punkte. Für Rosberg lief es kaum besser, ähnlich wie Teamkollege Hamilton kämpfte er mit der Pace, sicherte sich aber immerhin noch zwei WM-Zähler.

Die Analyse: Es hatte sich schon das ganze Wochenende über angekündigt: Lotus war am Nürburgring voll bei der Musik. Je wärmer die Temperaturen, desto stärker ist der E21-Bolide. Bei 45 Grad Streckentemperatur fühlten sich Grosjean und Räikkönen rundum wohl und etablierten sich als zweite Kraft - Sieger Vettel waren sie trotzdem nicht gewachsen. Der Red Bull ist immer noch der Platzhirsch im Feld und Vettel profitierte zusätzlich von den Problemen, die Mercedes nach längerer Auszeit wieder einmal mit den Reifen hatte. Damit war der größte Gegner in der Eifel eliminiert.