Christian, an was erinnerst du dich als erstes, wenn du nach Monaco kommst und an deine Zeit als aktiver Rennfahrer denkst?
Christian Danner: An meine Disqualifikation wegen gefährlichen Fahrens 1987. Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt noch einen dicken Hals. Alboreto hat mich damals im Freien Training über den Haufen gefahren und ich wurde dafür disqualifiziert. Nur ein einziger Fahrer hat sich damals hingestellt und gesagt: "Der Christian kann ja gar nichts dafür!" Das war Ayrton Senna. Das habe ich ihm nie vergessen. Ich war damals ein Neuling und Alboreto fuhr für Ferrari, da hatte ich schlechte Karten.

Gibt es auch eine positive Monaco-Erinnerung?
Christian Danner: Ich habe beinahe Jahrzehnte gebraucht, um mit Monaco Frieden zu schließen. Es lässt sich hier nur ertragen, wenn man exorbitant viel Geld für ein halbwegs vernünftiges Hotelzimmer ausgibt. Es lässt sich hier nur ertragen, wenn man exorbitant viel Geld für eine Pizza und einen Salat ausgibt. Entsprechend hat es lange gedauert, bis ich mir das alles leisten konnte, aber mittlerweile habe ich mit Monaco Frieden geschlossen - obwohl ich mir hier im letzten Jahr den Fuß gebrochen habe.

Hat dich der Kurs fahrerisch fasziniert?
Christian Danner: Die Strecke hat mir schon gefallen, aber nie so sehr wie Pau - diese Strecke ist viel schwieriger. Die Streckenführung in Monaco ist bekannt und spektakulär, aber nie so sauschwierig wie in Pau. Monaco ist der einzige richtige Stadtkurs im Formel-1-Rennkalender - so gesehen ist es toll.

Christian Danner beim Monaco GP 1987, Foto: Sutton
Christian Danner beim Monaco GP 1987, Foto: Sutton

Wie schätzt du das Feld nach dem ersten Training der Gegenwart ein?
Christian Danner: Das Wichtigste zuerst: Die Reifen sind hier kein Problem. Jetzt wissen die Leute wahrscheinlich gar nicht mehr, worüber sie reden sollen. Das gibt sicher wieder eine Ein-Stopp-Strategie im Rennen.

Ist das Kräfteverhältnis wie gewohnt?
Christian Danner: Mercedes ist verdammt stark gewesen im Training. Damit sagen sie: Hallo, mit uns ist zu rechnen! So gesehen hat Fernando Alonso mit seiner Ankündigung nicht ganz Unrecht. Das bringt Spannung herein. Es wird eine schwierige strategische Entscheidung, die wohl sehr spontan getroffen werden muss. Die Teams brauchen hier auch einen Plan B, C und D.

Gibt es unter den Fahrern Monaco-Spezialisten?
Christian Danner: Mark Webber hat hier schon zwei Mal gewonnen und der Kurs scheint ihm besser zu liegen als die eine oder andere Strecke. Das zeigt, dass er mit den Parametern hier besser klar kommt. Diese Parameter haben sich seit meiner aktiven Zeit nicht verändert: Du musst das richtige Maß finden zwischen einem aggressiven sowie einem runden, rhythmischen Fahrstil. Wenn das nicht gelingt, hängst du wie heute Romain Grosjean mit deinem Auto schnell in der Wand. Wenn du aber den Rhythmus findest und eins mit dem Auto bist, dann läuft es. Das kann Webber hier besonders gut. Aber es gibt auch noch andere Fahrer, die das sehr gut umsetzen können.

Ist das vielleicht auch eine Erfahrungssache?
Christian Danner: Ja, auf jeden Fall. Junge Fahrer sind am Anfang immer zu aggressiv. Das merkst du im ersten Training - wer da richtig Gas gibt, landet entweder irgendwann in der Wand oder fällt wieder zurück.