Du hast jetzt vier Rennen für dein neues Team absolviert. Wie fällt Dein Fazit aus?
Ich habe nicht erwartet, dass es so schwer wird. Das Auto war zu Saisonbeginn nicht so konkurrenzfähig wie wir gehofft haben. Es ist sehr kompliziert zu fahren. Schon ein kleiner Fehler kostet unheimlich viel Zeit. In Shanghai hatten wir zum Beispiel einen schlechten Freitag und haben uns davon nicht erholt.

Was ist das größte Problem?
Ich sitze in einem komplett anderen Auto und benötige einen ganz anderen Fahrstil. Das war schwierig. Hinzu kamen die Reifen, es ist für alle Fahrer kompliziert, den hohen Abbau zu verstehen - man muss zu jedem Zeitpunkt darauf achten. Das lag einerseits an unserem Auto, zum anderen aber auch an den Reifen. Wir müssen unser Auto verbessern - Pirelli muss sich aber auch noch steigern.

Hast Du den Wechsel zu McLaren schon einmal bereut?
Nein, ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. Die Entwicklung beunruhigt mich nicht. Wir werden im Laufe der Saison konkurrenzfähig sein. McLaren ist ein Gewinner-Team und weiß, was man tun muss, um nach vorne zu kommen. Knackpunkt ist das Rennen in Spanien. Dort ist es wichtig, bei der Musik zu sein. Wir werden sehen, wie weit wir uns verbessern können.

Noch kein Traumauto: der MP4-28, Foto: Sutton
Noch kein Traumauto: der MP4-28, Foto: Sutton

Andersrum gefragt: Welche positiven Auswirkungen hat der Wechsel für Dich gehabt?
Ich fühle mich erwachsener. Ich arbeite viel professioneller und habe mich als Pilot weiterentwickelt. Und die Arbeitsweise ist hier eine ganz andere, bei McLaren wird viel mehr Wert auf die Details gelegt. Das alles wird mir helfen, durch die schwierigen Zeiten zu kommen.

Wie kommst Du mit der Drucksituation bei McLaren klar?
Das ist kein Problem für mich. Ich bin zu McLaren gewechselt, um mich diesem Druck zu stellen. Hier ist es normal, Rennen zu gewinnen, wenn nicht hat man Druck. Im Moment sind wir allerdings noch weit vom Sieg entfernt. Das Auto ist sehr kompliziert und ich hatte schon ein paar frustrierende Wochenenden. Wir sind noch nicht in der Lage, um die letzten Tausendstel zu kämpfen, und versuchen es deshalb meistens mit einer anderen Strategie.

Bist du von den Ergebnissen sehr enttäuscht?
Nein, viel mehr war nicht drin. Natürlich würde ich gerne ein Rennen gewinnen, aber das oberste Ziel ist es, alles aus dem Auto herauszuholen - das ist schwierig genug. Wenn ich ein Auto habe, mit dem ich gewinnen kann, will ich gewinnen, wenn ich ein Auto für P10 habe, will ich Zehnter werden.

Hat Dich die Kritik, die Dir nach dem Rennen in China entgegengeschlagen ist, überrascht?
Die Reaktion der Presse hat mich schon ein bisschen überrascht. Ich bin immerhin erst drei Rennen gefahren und habe mit Jenson Button einen Teamkollegen, der schon einmal Weltmeister war. Aber ich bin ruhig, wir machen gute Arbeit, wir werden uns weiter verbessern und wenn wir ein konkurrenzfähiges Auto haben, kann ich zeigen, was ich drauf habe. Manchmal ist es ungerecht, dass nur das Resultat zählt, aber so ist der Sport. Kritik entsteht immer sehr schnell - vor Malaysia war beispielsweise noch alles perfekt. Auf mich persönlich hat das keinen Einfluss. Ich versuche, meine Arbeit zu machen - und es bleiben noch 16 Rennen.

Perez ist sein größter Kritiker

Wie gehst Du mit der Kritik von Teamchef Martin Whitmarsh um?
Martin Whitmarsh hat meine Arbeit nie kritisiert. Im Gegenteil: Er ist sehr zufrieden damit, wie ich die Rennen gefahren bin. Das Rennen in China war natürlich enttäuschend, aber ich war noch viel enttäuschter als er.