Wer hätte das nach dem eher durchwachsenen Freitag für Mercedes schon gedacht? Nico Rosberg schnappte sich in Bahrain die zweite Pole-Position seiner Karriere - letztmals war der Deutsche beim Großen Preis von China 2012 am Samstag der Schnellste... 24 Stunden später krönte er sich damals zum Sieger. Nach dem harten Saisonstart mit zwei Ausfällen und der Teamorder von Sepang, wo er hinter Stallkollege Lewis Hamilton zurückgepfiffen wurde, kam Rosberg das Erfolgserlebnis in der Wüste nun gerade recht. "Es war schon ein bisschen überraschend", grinste der Dominator des Zeittrainings nach seiner Fabelrunde, mit der er die ersten Verfolger um Sebastian Vettel und Fernando Alonso um fast drei Zehntel in die Schranken wies.

Dass er am Ende doch derart deutlich die Nase vorne haben könnte, hatte Rosberg zunächst gar nicht glauben wollen. "Es war nicht klar, wer über eine Runde hier das schnellste Auto hat", so der 27-Jährige, der meinte: "Heute morgen ging es noch viel enger zu." Man habe jedoch bei Mercedes auch noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. "Ich war heute viel zufriedener als gestern, das Team hat über Nacht gut gearbeitet und das Auto verbessert, denn gestern haben wir uns schwer getan", sagte Rosberg mit Blick auf seine Trainingseindrücke. Nun überwiege aber die Freude: "Ich bin sehr glücklich, es ist ein fantastisches Ergebnis", erklärte der Pole-Mann, der froh war, dass sich sein Jahr nun scheinbar endlich zum Besseren wende.

Bahrain für Rosberg ein gutes Pflaster

Rosberg blieb in der Hitze der Wüste bisher am coolsten, Foto: Mercedes AMG
Rosberg blieb in der Hitze der Wüste bisher am coolsten, Foto: Mercedes AMG

"Ich wollte hier wirklich einen Kickstart für meine Saison erzwingen, denn in den ersten drei Rennen war es ein harter Kampf und eigentlich war heute auch mein erstes richtiges Qualifying." Dass er die augenscheinliche Wende nun ausgerechnet in Bahrain vollziehen konnte, überrascht nicht wirklich - auf der Wüstenstrecke kam Rosberg schon immer blendend zurecht, debütierte dort nicht nur mit einer schnellsten Rennrunde in seinem allerersten Grand Prix 2006 in der Formel 1, sondern holte im Jahr davor an Ort und Stelle auch seinen Titel in der GP2. Am Sonntag will er der Erfolgsgeschichte vor den Toren Manamas nun ein weiteres Kapitel hinzufügen.

"Für das Rennen sehe ich ganz gut aufgestellt aus, wenngleich der Wettbewerb natürlich groß sein wird." Allgemein wollte sich Rosberg mit Blick auf den Sonntag also noch etwas verhaltener zeigen - er mache sich keine Illusionen, betonte der Mercedes-Pilot. "Morgen wird es ein hartes Rennen... besonders mit dem Reifenabbau, da müssen wir abwarten." Allgemein erwartete er: "Wir werden im Vergleich zu den Gegnern nicht so schnell sein, wie wir es heute im Qualifying vielleicht waren." Die Schlussfolgerung daraus lautete: "Es wird morgen viel schwerer als heute und ob ich morgen wirklich die Pace habe, um zu gewinnen, weiß ich nicht - versprechen kann ich aber, dass ich alles versuchen und geben werde, damit es klappt."

Teamführung schwärmt von Entwicklungsarbeit

Lob für seinen hochmotivierten Fahrer gab es auch von Mercedes-Berater Niki Lauda, der Rosbergs Fortschritte über das Wochenende hervorhob: "Nico hat sein Auto noch einmal umgestellt, Kleinigkeiten geändert und dann diese Runde rausgehauen... Hut ab!" Lauda erklärte: "Die Mercedes-Balance war nicht perfekt, Nicos Runde war aber sehenswert." Während Teamkollege Lewis Hamilton auf dem Niveau seines Autos stehengeblieben sei, habe Rosberg sich auf seinem letzten Reifensatz noch einmal sensationell gesteigert. "Er hat alle Favoriten geschlagen, die stehen jetzt hinter ihm", freute sich Lauda. Auch Toto Wolff hatte nach der starken Leistung seines Schützlings gut lachen. Allerdings dämpfte auch der Österreicher die Euphorie: "Zu allererst ist es einmal nur eine Pole-Position."

Wolff betonte aber auch: "Es war eine Mega-Runde von Nico." Auf diese habe Rosberg schon das ganze Wochenende über unermüdlich hingearbeitet. "Für uns war es wirklich eine Freude, mitzubekommen, wie er das Auto entwickelt hat. Er ist mit allen Wassern gewaschen", zollte Wolff dem Deutschen seinen Respekt. Ob man den ersten Platz auch am Sonntag halten könne, wollte er aber noch nicht sagen. "Ich glaube, wir dürfen uns jetzt nicht der Illusion hingeben, dass es nicht schwer wird. Wenn man sieht, dass Force India sehr weit vorne steht und Favoriten wie Lotus und Red Bull teilweise weiter hinten, hat das Feld unterschiedlich gearbeitet", gab er zu bedenken und fügte an: "Morgen ist ein neuer Tag und damit verbunden auch neues Glück... leicht wird es mit Sicherheit nicht."