Lewis Hamilton bewies mit der ersten Pole Position im dritten Rennen für Mercedes, dass die Anpassung an den neuen Arbeitgeber bestens funktioniert, auch wenn er zugab, dass es am Auto noch die eine oder andere Baustelle gibt. "Ich habe nicht so früh mit der Pole Position gerechnet", gestand der Brite, der für McLaren 26 Pole Positions herausgefahren hatte. In der ewigen Bestenliste zog er mit der Pole in China an Mika Häkkinen vorbei. "In Q1 und Q2 lief es schon sehr gut. Es war dann eine mentale Sache, die eine Runde perfekt hinzubekommen." Der letzte Qualifyingabschnitt sei wegen des Drucks die härteste Aufhabe. "Aber wenn es klappt, ist es klasse."

"Wir gehen die Sache gut an, dass gefällt mir an dem Team", fügte Hamilton an, der sich zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere an ein neues Team gewöhnen muss und hofft, dass die Pole in China die erste von vielen war. Dabei gelang es dem Briten, nicht nur die schnellste Runde zu drehen, die mehr als zwei Zehntel schneller war als die von Verfolger Kimi Räikkönen, sondern er schonte gleichzeitig auch die weichen Reifen mit einer langsamen Out- und Inlap. "Ich bin gespannt, wie lange sie morgen halten werden. Das wird man schon nach der ersten Runde sehen", meinte Hamilton.

Während der Mercedes-Pilot auf weichen Reifen unterwegs war, setzte sein ehemaliger Teamkollege Jenson Button auf Medium-Pneus, auf denen er zwar nur eine langsame Runde drehte, jedoch nun auf dem haltbareren Reifen ins Rennen starten kann. Für Mercedes-Teamchef Ross Brawn war eine derartige Taktik, auch wenn sie Vorteile bietet, keine Option - zumindest, wenn man wie Mercedes die Pace hat, in die ersten zwei Startreihen vorzustoßen. Denn wenn Nico Rosberg eine saubere Runde, ohne den Schnitzer in der letzten Kurve, gehabt hätte, wäre Platz zwei und damit eine Mercedes-Doppel-Pole möglich gewesen.

Ein recht verrücktes Rennen

"Die Reifen haben so funktioniert, wie wir das erwartet haben und wir haben uns mit unserer Taktik wohl gefühlt", erläuterte Brawn. "Es ist außerdem riskant, nur von Position neun oder zehn zu starten", gab er zu bedenken. Des Weiteren betonte er, dass Mercedes am Freitag und Samstag reichlich Informationen zum Verhalten der weichen Reifen bei vollem und leeren Tank sammelte. "Wir wissen, was wir versuchen müssen." Rosberg betonte dennoch, wie schnell die weichen Reifen abbauen und Graining auftritt. "Es wird sicherlich ein recht verrücktes Rennen. Es geht mehr darum, wie viele Kurven man mit den weichen Reifen schafft und nicht, wie viele Runden", erklärte er scherzhaft. "Es wird sehr herausfordernd und es kann viel passieren."

Der Mercedes-Kommandostand entschied sich gegen den Einsatz der Medium-Reifen in Q3., Foto: Sutton
Der Mercedes-Kommandostand entschied sich gegen den Einsatz der Medium-Reifen in Q3., Foto: Sutton

Hamilton geht ebenfalls von einem spannenden Rennen aus und schielt bereits neugierig darauf, wie es denjenigen ergehen wird, die auf den Medium-Reifen starten. "Im ersten Stint haben sie sicher einen Vorteil. Wir müssen sehen, wie lange sich die ersten acht Autos vorne halten können. Die Autos dahinter werden aber später mit den Reifen Probleme bekommen", analysierte er. "Ich werde alles tun, um die Pace zu halten und gleichzeitig auf die Reifen zu achten."

Als härteste Gegner machte der Brite die beiden Ferraris aus, die bereits in Q3 sehr schnell unterwegs gewesen seien. "Ich denke, sie hatten weniger Sprit als wir", relativierte er jedoch. In Kimi Räikkönen, der neben ihm starten wird, sah er ebenfalls einen der Hauptkonkurrenten um den Sieg beim China GP. "Kimi geht gut mit den Reifen um. Wenn wir auf die Medium-Reifen gehen, müssen wir sehen, ob wir den Vorsprung verwalten können", dachte er über einen möglichen Rennverlauf nach.