Was lernen wir aus diesem Training?
Christian Danner: Wir lernen daraus, dass wir in Malaysia Jahr für Jahr ein wenig Hitze und ein wenig Feuchtigkeit haben. Und wir lernen auch, dass man im richtigen Moment mit den richtigen Reifen auf der Strecke sein muss. Heißt also: Die Top-10, also die, die jetzt wirklich vorne sind, waren klar auf Risiko unterwegs, die sind nämlich vier Minuten vor Trainingsende nochmal zum Reifenwechsel reingekommen. Dass das schneller war, wusste man vorher nicht - war es aber. Deswegen sind jetzt die Ferraris und der Seb vorne.

Das ist dann immer die Frage, ob man den Reifen so schnell auf Temperatur bekommt, oder?
Christian Danner: Auf Temperatur bekommt man ihn schon, hier bei den Asphalttemperaturen bei Regen. Wir hatten bestimmt immer noch 30 Grad Asphalttemperatur bei Nässe, das ist ja eher selten. Aber dass es dann doch noch so viel schneller geht, hat mich erstaunt. Es hat wohl auch den Herrn Webber erstaunt, der hat nämlich nicht gewechselt.

Der wollte allerdings die letzte Runde noch fahren, kam aber zwei Sekunden zu spät über die Linie...
Christian Danner: In so einem Training gibt es immer Geschichten, die man erzählen muss, Ausreden, die man ins Feld führen kann. Im Endeffekt trifft es immer wieder dieselben. Ob das jetzt Absicht ist, oder Pech ist, können wir diskutieren, ist aber uninteressant.

Berappelter Massa

Was sagst du jetzt eigentlich dazu, dass Felipe Massa zum vierten Mal hintereinander vor Fernando Alonso steht?
Christian Danner: Sehr amüsant, denn der Fernando macht ja sehr viel Politik in Eigensache. Er macht eine Kommunikationspolitik, die darauf beruht, das einzig er die tragende Säule der Firma Ferrari ist. Das geht immer dann, wenn es wirklich so ist, das war letztes Jahr ja oft der Fall. Der kleine Massa, das muss man ihm lassen, hat aufgeholt und ist mental wieder der, der er früher war. Vielleicht nicht die Klasse eines Alonso, aber immerhin so schnell, dass er ihm hin und wieder vors Auto fahren kann. Ich bin kein Statistiker, ich habe nur dieses Jahr gemerkt, dass er zwei Mal die Nase vorn hatte. Das ist auf jeden Fall mal überraschend.

Felipe Massa hat sich aufgerappelt., Foto: Sutton
Felipe Massa hat sich aufgerappelt., Foto: Sutton

Du hattest ihn ja schon mal abgeschrieben...
Christian Danner: Ja ja, aber das war ja nicht so schwierig, da fuhr er ja lächerlich hinterher. Aber ich habe immer Respekt vor Piloten, die sich wieder fangen. Denn aus welchen Gründen auch immer ein Formel-1-Fahrer mal nicht top ist, ob das jetzt technisch ist, er fahrstilmäßig, mental oder körperlich im Tal ist - völlig wurscht. Wenn er sich fängt, zeigt das, dass er als Sportler was zu leisten im Stande ist, und dass er sich wieder berappelt hat, spricht für Massa.

Es gibt ein paar Leute, denen es gefallen hat, dass es geregnet hat, denen kam das gelegen. Ein paar Leuten kam es jedoch nicht so gelegen...
Christian Danner: Es hat nur ein bisschen getröpfelt, das ist halt so gewesen. Es ist auch nicht so, dass wir das dieses Wochenende noch nicht hatten.

Adrian hat aber zum Beispiel gemeint, im Trockenen wäre viel mehr gegangen...
Christian Danner: Ja, aber man bekommt das Timing entweder perfekt hin oder nicht. Dann ist er vielleicht drei Plätze weiter vorne. Bei der Situation, die wir in diesem Rennen haben, wäre ich nicht so betrübt, wie es der Adrian jetzt vielleicht ist, die paar Plätze im Qualifying verloren zu haben. Das wäre mir wurscht, denn er weiß ja: Das Auto ist echt schnell, er ist echt schnell - was will man denn mehr?

Unterhalb der Rutschgrenze

Was, glaubst du, kann Mercedes im Rennen reißen?
Christian Danner: Was sich gezeigt hat, ist, dass die Mercedes die Hinterreifen nach wie vor in Temperaturbereiche bekommen, die die anderen gar nicht kennen. Das heißt, sie müssen das Auto so einstellen, dass sie hinten Last wegnehmen und nach vorn transferieren - inwieweit das geht oder nicht geht, kann ja keiner vorhersagen. Die Longruns waren jetzt nicht so schlecht.

Aber bei so etwas besteht ja dann immer die Gefahr, dass man die Probleme am anderen Ende bekommt.
Christian Danner: Logisch, da kann man sich schnell verzetteln, das ist eine vertrackte Geschichte. Ich glaube, das ideale Setup hier im Trockenen ist: neutrales Auto und fahren unterhalb der Rutschgrenze. Sobald du an die Rutschgrenze kommst, geht der Reifen in die Knie und dann hat man früh Feierabend.

Kann Lotus das immer noch am besten?
Christian Danner: Auf jeden Fall Kimi.

Ist er, wenn es trocken bleibt, für dich der Favorit?
Christian Danner: So kann man das nicht sagen. Ich glaube nicht, dass sich Kimi hier leisten kann, einen Stopp weniger zu machen als die anderen. Ich sehe den auch auf drei Stopps. Aber so einen alten Kämpfer wie den darf man halt nie abschreiben. Dass der Sachen kann unter solchen Bedingungen, die vielleicht etwas mehr sind als das, was sein Teamkollege zu leisten im Stande ist, zeigt, dass man immer mit ihm rechnen muss.

Wer ist dein Favorit fürs Rennen? Wenn es trocken bleibt und wenn es nass ist...
Christian Danner: Ganz ehrlich, ich würde mal sagen der Alonso. Ich glaube nicht, dass die Mercedes auf Ferrari-Pace gehen können, was die Reifen angeht. Ich glaube, dass ein Kimi das machen kann, vielleicht kommt er da hin vielleicht auch nicht. Der Seb fährt da auch mit, wie gut, wissen wir noch nicht über die Distanz. Und 'Dark Horse' ist der Adrian, der kann alles machen. Wenn es läuft und er kommt gut in den Rhythmus, dann fährt er aufs Podium. Und wenn es halt nicht so gut läuft, ist er Fünfter oder Sechster. Der ist so ein 'Dark Horse', mit dem kann man immer rechnen.